Stadt Wien und WGKK errichten Dialysezentrum  

erstellt am
30. 03. 06

Zentrum sichert langfristig Versorgung der Wiener Dialyse- PatientInnen
Wien (rk) - "Es steigt in Wien jährlich der Bedarf an chronischen Dialyseplätzen. Um die qualitätvolle Versorgung unserer Dialyse-PatientInnen langfristig zu sichern, gehen wir einen neuen Weg und planen gemeinsam mit der Wiener Gebietskrankenkasse ein eigenes gemeinnütziges Dialysezentrum für bis zu 400 PatientInnen zu errichten", erklärte Gesundheits- und Sozial- stadträtin Mag.a Renate Brauner am Donnerstag (30. 03.) im Rahmen eines Mediengesprächs mit WGKK-Obmann Franz Bittner. Damit setze Wien in der Gesundheitsversorgung in Österreich einmal mehr Standards, so Brauner weiter. Die Betriebsführung des Dialysezentrums sollen die Barmherzigen Brüder übernehmen.

"Der Vorstand der WGKK hat am Dienstag einen Grundsatzbeschluss zu diesem Projekt gefasst. Mit diesem Vorhaben zeigen Kasse und Stadt, dass sie nicht nur bereit sind, neue Wege in der Lösung der anstehenden großen gesundheitspolitischen Herausforderungen zu gehen, sondern auch kreative Lösungskompetenz zu entwickeln. Für mich ist dieses Vorhaben ein Musterbeispiel für die so notwendige Überwindung des althergebrachten Sektordenkens im Gesundheitswesen", stellte Obmann Bittner fest.

In Österreich leiden rund 350.000 PatientInnen an einer chronischen Nierenerkrankung. Ein Großteil der Nierenerkrankungen geht auf Diabetes zurück. In Österreich werden insgesamt rund 3.000 PatientInnen dialysiert. Rund 700 davon werden in Wien behandelt. Die Anzahl der Dialyse-PatientInnen steigt pro Jahr zwischen 7 und 10 Prozent. "Deshalb ist es wichtig, gemeinsam und organisationsübergreifend innovative Projekte zu schaffen, um den steigenden Bedarf in der Dialyseversorgung auch in Zukunft zu decken", so KAV-Generaldirektor Dr. Wilhelm Marhold.

Das neue Dialysezentrum im Detail
Um die Versorgung der Dialyse-PatientInnen auch in Zukunft zu sichern, planen der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV), die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) und die Barmherzigen Brüder ein Dialysezentrum zu errichten. Bei einem Vollausbau von 72 Plätzen bietet das Dialysezentrum im 3-Schicht-Betrieb Kapazitäten für rund 400 PatientInnen.

Die Planung sieht weiters folgendes vor: Es wird eine gemeinnützige GmbH gegründet, an der sich der KAV und die WGKK mit je 49 Prozent und die Barmherzigen Brüder mit 2 Prozent als Gesellschafter beteiligen. Die Betriebsführung übernehmen die Barmherzigen Brüder, die ab Frühjahr 2007 auch die ersten zwölf Betten am Standort Krankenhaus der Barmherzigen Brüder führen werden. Am Areal des Donauspitals sollen bis 2009 bis zu 60 Betten errichtet und betrieben werden. Die WGKK wird mit der GmbH einen Kassenvertrag zur Abgeltung der Dialyseleistungen schließen.

Die Investitionskosten des Dialysezentrums, die auf maximal 15 Mio. Euro geschätzt werden, teilen sich KAV und WGKK im Verhältnis 70 zu 30. Die Betriebskosten, die bei Vollausbau pro Jahr schätzungsweise rund 11 Mio. Euro ausmachen werden, werden im Verhältnis 30 (KAV) zu 70 (WGKK) aufgeteilt.

"Die Menschen werden dank der ständigen Weiterentwicklung der Medizin deutlich älter. Dadurch kommt es aber auch zu einem Anstieg der DialysepatientInnen. Dem massiven Zuwachs an DialysepatientInnen in Wien muss man mit gemeinsamen Projekten begegnen. Das neue Dialysezentrum stellt einen innovativen und zukunftsweisenden Ansatz dar", so Univ.-Prof. Dr. Josef Kovarik, Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Nephrologie.

Pater Prior Ulrich Fischer OH, Krankenhausvorstand Barmherzige Brüder Wien: "Die Kooperation zwischen dem KAV als größtem österreichischen Spitalserhalter, der WGKK als größtem Kostenträger im österreichischen Gesundheitswesen und den Barmherzigen Brüdern als Österreichs größtem privaten Spitalserhalter ist ein Vorzeigemodell im Gesundheitswesen unseres Landes. Die Kompetenzen aller dieser drei Partner werden im Dialysezentrum vereint. Dadurch können wir den betroffenen Wienerinnen und Wienern langfristig eine medizinisch und pflegerisch qualitativ hochwertige Versorgung garantieren."

Überblick: Dialyseversorgung in Wien
In Wien gibt es derzeit ca. 700 Dialyse-PatientInnen. Rund 670 davon sind chronische PatientInnen und benötigen daher regelmäßig eine Blutwäsche. Die PatientInnen werden auf insgesamt 122 modernst ausgestatteten Plätzen versorgt. Jeder Dialysepatient kommt drei Mal pro Woche zur Blutwäsche. An einem Dialyseplatz werden pro Tag drei Personen behandelt. Demnach können mit einem Dialyseplatz sechs PatientInnen behandelt werden. Plätze für chronische DialysepatientInnen bieten das AKH (24), die Krankenanstalt Rudolfstiftung (16), das Krankenhaus Hietzing (8), das SMZ Süd Kaiser-Franz-Josef-Spital (12), das SMZ Ost Donauspital (13), das Wilhelminenspital (20) und das Hanusch Krankenhaus der Wiener Gebietskrankenkasse (20). Neun weitere Plätze stehen für AkutpatientInnen zur Verfügung.

Obmann Bittner betonte, dass die Dialysekapazität des Hanusch- Krankenhauses der WGKK seit 2001 durch Aufstockung der Plätze und Ausweitung der Behandlungszeiten um 67 Prozent gesteigert werden konnte. Heute befinden sich im Hanusch-Krankenhaus der WGKK zwar nur 4,2 Prozent der Akutbetten der Stadt aber 18 Prozent der Dialyseplätze Wiens. "Die WGKK sorgt daher bereits heute mit seinem Krankenhaus für einen nicht wegzudenkenden Kernbereich der Dialyseversorgung der Stadt", betonte Bittner.

Kontinuierlicher Ausbau der Dialysestationen
Um den steigenden Bedarf abdecken zu können, hat die Stadt Wien in den vergangenen zwei Jahren im Kaiser-Franz-Josef-Spital und im Donauspital zusätzliche Kapazitäten für 66 PatientInnen geschaffen. Darüber hinaus wurde im September 2005 im Hanusch Krankenhaus der Wiener Gebietskrankenkasse der volle 3-Schicht-Betrieb aufgenommen - damit können 25 PatientInnen mehr versorgt werden. Bis 2009 werden um rund 7,5 Mio. Euro neue Dialyse-Plätze für insgesamt 102 PatientInnen im Wilhelminenspital und in der Rudolfstiftung errichtet. Seit Februar dieses Jahres ist im Hanusch-Krankenhaus der WGKK ein neues Behandlungszentrum für Bauchfelldialyse im Betrieb. Damit konnte eine neue, besonders patientenfreundliche Behandlungsalternative für zu Hause zur Entlastung der Kapazitäten für Hämodialyse in den Spitälern geschaffen werden.
     
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