Mailath überreicht Thoramantel an Nachkommen
in den USA
 

erstellt am
28. 03. 06

Kulturstadtrat: "Rückgabe der Stadt Wien hat hohen symbolischen Wert."
Wien (rk) - Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny überreichte am Montag (27. 03.) den Thoramantel "Bauer-Wesel" aus der Sammlung des Jüdischen Museums der Stadt Wien an die Nachkommen der Stifterin Miriam Wesel in den USA. Die feierliche Übergabe fand in Anwesenheit von 35 Mitgliedern der Familie "Bauer-Wesel" im Büro des Gouverneurs von New York State, George E. Pataki, in Manhattan statt. "Mit der Übergabe dieses Ritualgegenstandes wird ein Stück Wiener jüdischer Kultur an die nachkommenden Generationen in den USA weitergereicht", freute sich Mailath- Pokorny.

Die Stadt Wien, so der Kulturstadtrat weiter, habe sich zur Rückgabe von Kunst- und Kulturgegenständen, die während der Nazizeit geraubt wurden, verpflichtet, und betreibe seit sechs Jahren über das Gesetz hinausgehend intensive Recherche und aktive Erbensuche. Mittlerweile seien bereits rund 25.000 fragliche Erwerbungen untersucht und 5.000 Objekte restituiert worden. Beim Thoramantel "Bauer-Wesel" handle es sich zwar nicht um eine Restitution im klassischen Sinn. "Die Rückgabe des Ritualgegenstandes an die Familie hat jedoch einen hohen symbolischen Wert", betonte Mailath-Pokorny.

Der Thoramantel wurde im Jahr 1919 von Miriam Wesel im Andenken an die Errettung ihres Mannes, des Kohen Gabriel Zwi, aus dem Ersten Weltkrieg dem damaligen Bethaus "Marpe Lanefesch" im zweiten Wiener Bezirk gestiftet. Ein Teil der Gegenstände aus Wiener Synagogen und Bethäusern konnte kurz vor der Pogromnacht im November 1938 vor der Zerstörung bewahrt werden. So auch der Thoramantel von Miriam Wesel, der in weiterer Folge vom Kunstsammler Max Berger erworben wurde. Nach dem Ankauf der Sammlung Berger durch die Stadt Wien gelangte der Thoramantel in die Verwaltung des Jüdischen Museums Wien.

Durch einen Zufall entdeckten die heute in New York lebenden Nachkommen der Stifterin den Thoramantel vor wenigen Jahren im Jüdischen Museum Wien. In Folge bemühten sie sich um die Rückgabe des Ritualgegenstandes, um ihn in der von ihnen gegründeten Synagoge "Adas Yereim - The Viener Kehila" wieder seinem ursprünglichen Zweck zuzuführen. Aus halachischen Gründen lehnte die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) eine Rückgabe ursprünglich ab. Erst 2005 empfahl die IKG, den Thoramantel den Nachfahren der Familie Wesel in New York zu überlassen. Der Kulturausschuss des Wiener Gemeinderates beschloss daraufhin, dieser Aufforderung in Form einer Schenkung nachzukommen.
     
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