Wien (bmaa) - "Gerade in der heiklen Phase nach einem mit Waffengewalt ausgetragenen Konflikt ist eine
Gemeinschaft besonders verletzlich. Es ist notwendig, auf Familien- und Gemeindeebene wieder Zuversicht zu schaffen.
Dazu brauchen wir die Frauen. Sie wissen, worauf es jetzt für alle ankommt, was die ganz konkreten Bedürfnisse
für den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Wiederaufbau sind. Ihrer Stimme muss entsprechendes Gewicht
gegeben werden: In der Arbeit der Vereinten Nationen, den Friedensmissionen der Europäischen Union und der
OSZE muss die Integration von Frauen und Frauenanliegen zur selbstverständlichen Routine werden. Frauen gehören
daher auch mit an den Verhandlungstisch", sagte Außenministerin und EU-Ratsvorsitzende Ursula Plassnik.
"Wir haben mit der Sicherheitsratsresolution 1325, die vor fünf Jahren verabschiedet wurde, eine gute
Grundlage. Jetzt geht es darum, diese Vorgaben in die Praxis umzusetzen und sicherzustellen, dass sie im Feld auch
tatsächlich umgesetzt wird", sagte die Außenministerin.
Mit der Resolution 1325 soll die Einbindung von Frauen und Frauenanliegen in alle Phasen eines Friedensprozesses
inklusive Teilnahme an den Friedensverhandlungen gewährleistet werden.
"Unter österreichischem Ratsvorsitz werden die ersten Schritte unternommen, damit EU-Missionen die Vorgaben
der VN-Resolution 1325 umsetzen. Nur wenn diese Anliegen in den konkreten Organisationsplänen und Checklisten
verankert sind, ist sichergestellt, dass sie bei Einsätzen auch entsprechend berücksichtigt werden",
sagte die Außenministerin.
Ursula Plassnik hat im vergangenen September gemeinsam mit anderen Außenministerinnen in New York an Kofi
Annan appelliert, dass die neue Kommission zur Friedenskonsolidierung in allen Aspekten eine gleiche Vertretung
von Männern und Frauen sicherstellt. Ihre Arbeiten müssen auf dem Wissen aufbauen, wie Frauen in Situationen
nach einem Konflikt und beim Wiederaufbau gestärkt und wie sie in den Prozess einbezogen werden können.
Österreich wird ein längerfristiges UNIFEM-Projekt unterstützen, mit dessen Hilfe sich Frauen in
Kosovo, Serbien und Montenegro und Bosnien und Herzegowina organisieren können und die erforderliche Unterstützung
erhalten, damit sie eine aktive Rolle im Wiederaufbau und der Neuordnung ihrer Gesellschaften spielen können.
Dafür wird ein Betrag von 300.000 Euro bereitgestellt werden und ein Akzent zum außenpolitischen Schwerpunkt
"Westbalkan" des österreichischen Vorsitzes gesetzt.
Weiters unterstützt Österreich auch den VN-Anti-Gewaltfonds. "Auch nach Konflikten ist Gewalt gegen
Frauen erfahrungsgemäß besonders akut. Aggression und Frustration werden oft an Frauen ausgelassen.
Prostitution und Menschenhandel verschärfen die Situation weiter. Es ist mir wichtig, dass wir den VN-Anti-Gewaltfonds
sowohl durch Expertise als auch durch finanzielle Mittel unterstützen", sagte die Außenministerin.
Sie begrüßte, dass Martti Athisaari, der VN-Sonderbeauftragte für den zukünftigen Status des
Kosovo, bei seinem jüngstem Besuch in Pristina Frauengruppen über den Verlauf der Gespräche informiert
hat. Plassnik appellierte an die politisch Verantwortlichen in Belgrad und Pristina, Frauen in die Delegationen
für Verhandlungsgespräche entsprechend einzubeziehen. |