Plassnik: "Frauen bei Friedensprozessen einen Platz am Verhandlungstisch sichern"  

erstellt am
07. 04. 06

Wien (bmaa) - "Gerade in der heiklen Phase nach einem mit Waffengewalt ausgetragenen Konflikt ist eine Gemeinschaft besonders verletzlich. Es ist notwendig, auf Familien- und Gemeindeebene wieder Zuversicht zu schaffen. Dazu brauchen wir die Frauen. Sie wissen, worauf es jetzt für alle ankommt, was die ganz konkreten Bedürfnisse für den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Wiederaufbau sind. Ihrer Stimme muss entsprechendes Gewicht gegeben werden: In der Arbeit der Vereinten Nationen, den Friedensmissionen der Europäischen Union und der OSZE muss die Integration von Frauen und Frauenanliegen zur selbstverständlichen Routine werden. Frauen gehören daher auch mit an den Verhandlungstisch", sagte Außenministerin und EU-Ratsvorsitzende Ursula Plassnik.

"Wir haben mit der Sicherheitsratsresolution 1325, die vor fünf Jahren verabschiedet wurde, eine gute Grundlage. Jetzt geht es darum, diese Vorgaben in die Praxis umzusetzen und sicherzustellen, dass sie im Feld auch tatsächlich umgesetzt wird", sagte die Außenministerin.

Mit der Resolution 1325 soll die Einbindung von Frauen und Frauenanliegen in alle Phasen eines Friedensprozesses inklusive Teilnahme an den Friedensverhandlungen gewährleistet werden.

"Unter österreichischem Ratsvorsitz werden die ersten Schritte unternommen, damit EU-Missionen die Vorgaben der VN-Resolution 1325 umsetzen. Nur wenn diese Anliegen in den konkreten Organisationsplänen und Checklisten verankert sind, ist sichergestellt, dass sie bei Einsätzen auch entsprechend berücksichtigt werden", sagte die Außenministerin.

Ursula Plassnik hat im vergangenen September gemeinsam mit anderen Außenministerinnen in New York an Kofi Annan appelliert, dass die neue Kommission zur Friedenskonsolidierung in allen Aspekten eine gleiche Vertretung von Männern und Frauen sicherstellt. Ihre Arbeiten müssen auf dem Wissen aufbauen, wie Frauen in Situationen nach einem Konflikt und beim Wiederaufbau gestärkt und wie sie in den Prozess einbezogen werden können.

Österreich wird ein längerfristiges UNIFEM-Projekt unterstützen, mit dessen Hilfe sich Frauen in Kosovo, Serbien und Montenegro und Bosnien und Herzegowina organisieren können und die erforderliche Unterstützung erhalten, damit sie eine aktive Rolle im Wiederaufbau und der Neuordnung ihrer Gesellschaften spielen können. Dafür wird ein Betrag von 300.000 Euro bereitgestellt werden und ein Akzent zum außenpolitischen Schwerpunkt "Westbalkan" des österreichischen Vorsitzes gesetzt.

Weiters unterstützt Österreich auch den VN-Anti-Gewaltfonds. "Auch nach Konflikten ist Gewalt gegen Frauen erfahrungsgemäß besonders akut. Aggression und Frustration werden oft an Frauen ausgelassen. Prostitution und Menschenhandel verschärfen die Situation weiter. Es ist mir wichtig, dass wir den VN-Anti-Gewaltfonds sowohl durch Expertise als auch durch finanzielle Mittel unterstützen", sagte die Außenministerin.

Sie begrüßte, dass Martti Athisaari, der VN-Sonderbeauftragte für den zukünftigen Status des Kosovo, bei seinem jüngstem Besuch in Pristina Frauengruppen über den Verlauf der Gespräche informiert hat. Plassnik appellierte an die politisch Verantwortlichen in Belgrad und Pristina, Frauen in die Delegationen für Verhandlungsgespräche entsprechend einzubeziehen.
     
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