Fußgänger, Mopedautos, Motorradfahrer und Moped15-Lenker bleiben Sorgenkinder.
Wien (kfv) - 110 Tote weniger auf Österreichs Straßen im Vergleich zum Jahr 2004. Das
ist mit 768 Getöteten die niedrigste Zahl seit Bestehen der Unfallstatistik: "Wir sind in punkto Verkehrssicherheit
auf dem richtigen Weg, auch wenn wir das Ziel des Verkehrssicher- heitsprogramms noch nicht erreicht haben",
erklärt der Direktor des KfV, Dr. Othmar Thann. Das Verkehrssicherheitsprogramm 2002 - 2010 sieht bis
2010 eine Halbierung der Getöteten vor. Für das Jahr 2005 sollte eine Etappenreduktion der Getöteten
bis auf eine Zahl von 713 erreicht werden. Tatsächlich waren es aber 768 - also 55 Tote mehr. Trotzdem scheinen
jüngste Maßnahmen zur Verkehrssicherheit, wie vor allem das neue Vormerksystem, langsam zu greifen.
" Die Unfallzahlen von Fußgängern auf Schutzwegen, Unfällen mit Mopedautos und Moped-15 Lenkern
bleiben allerdings unsere Sorgenkinder", stellt Thann fest. Keine Verbesserung gibt es auch bei den aktuellen
Zahlen der Motorradunfälle mit Todesfolge - mit 98 Toten starben ebenso viele Motorradaufsassen wie im Vorjahr.
Unfälle auf Österreichs Straßen im Jahr 2005
- 40.896 Unfälle mit Personenschaden entsprechen einem Minus von 4,1 Prozent (2004: 42.657)
- Ebenfalls reduziert werden konnte die Zahl der Verletzten um 4,7 Prozent auf 53.234 (2004: 55.857)
- 768 Tote bedeuten einen Rückgang von 12,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2004
Fußgänger - Zu wenig Schutz auf Schutzwegen
"Alarmierend ist die Zahl der verunglückten Fußgänger auf Schutzwegen - hier müssen
so schnell wie möglich Maßnahmen ergriffen werden - wie zum Beispiel mehr Kontrollen oder durch die
Optimierung der Planung." Dringender Handlungsbedarf ergibt sich allein aus der Tatsache, dass die Zahl der
Fußgängerunfälle auf Schutzwegen gegenüber dem Vorjahr um 5,1 Prozent gestiegen ist - auf
geregelten (!) Schutzwegen sogar um 14,5 Prozent. Konkret bedeutet das: Im Jahr 2005 sind auf geregelten Schutzwegen
54 Menschen mehr verunglückt als 2004. Die Zahl der Verletzten ist sogar um 16,3 Prozent gewachsen. Ebenfalls
gestiegen ist die Zahl der zu Tode gekommenen auf ungeregelten Schutzwegen (2004: 13 Tote/2005: 14 Tote). Die Schutzwirkung
des Zebrastreifens wird demnach immer noch überschätzt. "Die Ursache solcher Unfälle besteht
meist darin, dass nur 41 Prozent der Autofahrer vor einem ungeregelten Schutzweg anhalten. Das Verantwortungsbewusstsein
der Lenker muss an diesem Punkt wesentlich größer werden", erklärt Thann.
Kinder - Mehr Schutz für die kleinsten Verkehrsteilnehmer
Das schwächste Glied in der Hierarchie der Verkehrsteilnehmer sind neben den Fußgängern
die Kinder. 25 Kinder mussten 2005 im Straßenverkehr sterben - das sind drei Kinder mehr als im Jahr davor.
Die Zahlen der Unfälle und Verletzten hingegen liegt unter dem Wert von 2004. So verunfallten 2005 7,6 Prozent
weniger Kinder - die Zahl der Verletzten verringerte sich um 5,2 Prozent. Ebenfalls zurück ging die Zahl der
Unfälle von Kindern auf geregelten (7,5 % weniger) und ungeregelten (12,5 % weniger) Schutzwegen. In ganz
Österreich konnten die Unfälle mit Kindern als Fußgänger gegenüber dem Vorjahr um 8,2
Prozent reduziert werden - das sind 79 Unfälle weniger als 2004. "Zwar sind die Unfallzahlen mit Kindern
insgesamt gesunken, erschreckend ist die Tatsache, dass trotzdem 25 Kinder im Straßenverkehr sterben mussten",
stellt Thann fest. Das KfV appelliert deshalb vor allem an die Vorbildfunktion der Eltern im Straßenverkehr
und empfiehlt den Einsatz von Reflektoren, um die Sichtbarkeit der Kinder zu vergrößern.
Motorradfahrer - Zweite Ausbildungsphase für Wiedereinsteiger
Auch bei den Motorradfahrern gibt es keine Erfolgsmeldungen zu verzeichnen. 2005 starben ebenso viele Motorradlenker
wie 2004. Insgesamt kamen 98 "Biker" auf Österreichs Straßen um. "Der Trend der letzten
Jahre setzt sich auch 2005 fort. Mehr und mehr sind gut situierte Männer, mittleren Alters von Unfällen
betroffen", erklärt Thann. Bis vor wenigen Jahren war es vor allem die Altersgruppe der 18- bis 24-jährigen,
die für Unfälle verantwortlich war. Die Unfallkurve verschiebt sich weiter hin zu den "älteren
Semestern". Hauptursache für diese Häufung der Unfallzahlen ist mangelnde Fahrpraxis. Oft sind die
meist gutbetuchten Lenker seit ihrer Jugendzeit nicht mehr auf einen Motorrad gesessen. Das KfV fordert aus diesem
Grund eine zweite Ausbildungsphase für Wiedereinsteiger.
Mopedautos - Ein wachsendes Problem
Erschreckend ist die massiv ansteigende Zahl der Getöteten mit Mopedautos. 2005 starben neun Menschen,
im Jahr vorher waren es vier. "Das größte Problem ist, dass wir viel zu wenig über Mopedautos
wissen. Wir kennen Bestand der Mopedautos und Risikovergleiche mit Pkws. Allerdings fehlen uns genaue Daten in
Bezug auf Unfallhergänge und Ursachen", sagt Thann. Bekannt ist, dass das Risiko bei einem Unfall mit
einem Mopedauto tödlich zu verunglücken, zehnmal höher ist als mit einem Pkw. Ebenso spielt der
Faktor Alkohol bei Lenkern von Mopedautos eine wesentlich größere Rolle als bei Pkw-Fahrern. Das Verhältnis
von Alkoholeinfluss pro Unfall ist zwei bis dreimal so hoch als bei den Pkw-Lenkern. In Frankreich werden Unfälle
mit Mopedautos ("voiturettes") wesentlich intensiver erforscht als in Österreich. Interessant ist,
dass auch in Frankreich der Faktor Alkohol eine enorme Rolle spielt: In 16,3 Prozent der Fälle wurde bei Fahrern
von "voiturettes", die in Unfälle verwickelt waren, Alkoholwerte festgestellt, die über der
Promillegrenze lagen. "Wir wissen, dass viele Lenker, denen aufgrund von Alkoholeinfluss der Führerschein
entzogen wurde, auf das Mopedauto zurückgreifen. Dieses Umsatteln muss unbedingt verhindert werden",
fordert Thann. Für den Zeitraum einer Entziehung der Lenkberechtigung der Klasse B, muss zugleich das Lenken
von Motorfahrrädern und vierrädrigen Leichtkraftfahrzeugen verboten sein. Das KfV hat sich bereits im
Jahr 2000 für diese Regelung ausgesprochen. Die Zahlen aus Frankreich untermauern die Forderung des KfV zusätzlich.
Ganz deutlich wird mit Hilfe der französischen Zahlen, dass das Mopedauto genutzt wird wie ein herkömmlicher
Pkw. Unfallorte und Unfallzeiten von Mopedautos sind fast identisch mit denen von Pkws.
Moped 15 -Erschreckend hohe Unfallzahlen
Die Zahl der Unfälle mit Moped 15-Lenkern steigt weiter rasant an. Im Vergleich zu 2001 stieg die
Anzahl der Verunglückten im Jahr 2005 auf das sechsfache. Im Jahr 2001 betrug die Gruppe der Moped 15-Lenker
nur fünf Prozent aller verunfallten Mopedlenker (184 Verunglückte). Im Gegensatz dazu war im Jahr 2005
bereits ein Viertel der verunglückten Mopedlenker erst 15 Jahre alt (1033). Die Gründe liegen auf der
Hand. Seit Abschaffung der Verkehrspsychologischen Untersuchung (VPU) im Oktober 2001 und dem Verzicht auf die
Unzumutbarkeitsbestätigung im letzten Jahr, schnellen die Unfallzahlen unaufhaltsam in die Höhe. "Die
Einführung der obligatorischen Ausbildung hat keine Verbesserung gebracht - im Gegenteil", bedauert Thann.
Die Zahlen sprechen für sich. Das KfV fordert deshalb die Ausweitung des Ausbildungsweges.
Alkohol - Kein positiver Trend
Im Vergleich zu letztem Jahr sind die alkoholbedingten Unfälle um 3,1 Prozent gesunken. Die Zahlen
waren bereits niedriger: 2001 verunfallten 2.559 Lenker, 2002 waren es 2.739 - in diesem Jahr sind es 2.746. Es
bewegt sich kaum etwas beim Thema Alkohol. Die Zahl der Toten ist von 67 im Jahr 2004 auf 57 im Jahr 2005 gefallen.
"Wir bauen hier auf den umfassenden Einsatz der neuen Alkoholvortestgeräte", betont Thann. Die Einführung
der Alkoholtestgeräte wurde bereits vom Innenministerium per Verordnung beschlossen und durch die Polizei
getestet. Bei der Wiener Polizei, die das Gerät bereits eingesetzt hat, stießen die Vortester auf ein
ungleich positives Echo. Das KfV spricht sich für die Anschaffung weiterer Alkoholvortestgeräte aus,
um so die Überwachungsdichte um ein zehnfaches erhöhen und damit einen flächendeckenden Einsatz
zu gewährleisten.
Anschnallquote - Wiener sind die größten Gurtmuffel
Der Bundesländervergleich zeigt es - die Wiener sind Österreichs größte Gurtmuffel!
Nur 58 Prozent schnallen sich während der Autofahrt im Ortsgebiet an. Laut KfV ist die geringe Bereitschaft
zum Angurten mit der Länge der bevorstehenden Fahrt zu erklären. "Vergleicht man die Zahlen von
Ortsgebieten und Freilandstraßen, ist die Anschnallquote auf letzteren deutlich höher. Es gibt also
einen klaren Zusammenhang zwischen der Länge der bevorstehenden Fahrstrecke und Bereitschaft sich anzugurten
", erklärt Thann. Die Steirer und die Burgenländer sind jedoch auch auf den Freilandstraßen
nur ungern bereit, den Gurt anzulegen. Niederösterreich, Kärnten, und Vorarlberg haben hier die höchsten
Anschnallquoten. Im Ortsgebiet sind die Tiroler vorbildlich: 86% schnallen sich hier im Ortsgebiet an.
Das Kuratorium für Verkehrssicherheit fordert:
- Mehr Vortestgeräte bei Alkoholkontrollen
- Ausweitung der Ausbildung bei Moped 15
- Gleichzeitiger Entzug der Lenkberechtigung der Klasse B und der für Mopedautos. Gesundheitliche Untersuchung
entsprechend Pkw-Lenkern
- Zweite Ausbildungsphase für Wiedereinsteiger bei Motorradfahrern
- Mehr Kontrollen, bessere Beleuchtung, Optimierung der Planung bei Schutzwegen
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