Finanzvermögen und Verpflichtungen der privaten Haushalte und Unternehmen im vierten Quartal
2005
Wien (oenb) - Die hohen Ersparnisse wurden von privaten Haushalten im vierten Quartal 2005 vorwiegend
für Finanzanlagen in Höhe von 3,8 Mrd Euro verwendet. Treibende Kraft waren dabei Käufe von Wertpapieren
und das starke Interesse an Lebensversicherungen. Das Geldvermögen stieg zum Jahresultimo 2005 auf einen Marktwert
von 356 Mrd Euro und entsprach somit dem Eineinhalbfachen des BIP. Neben hohen Investitionen in Finanzanlagen trugen
auch Kursgewinne von 1 Mrd Euro im vierten Quartal 2005 zur Steigerung des Geldvermögens bei. Die Neuverschuldung
der privaten Haushalte belief sich im Schlussquartal 2005 auf 1,3 Mrd Euro. Die Finanzierung wurde vorwiegend zur
Beschaffung von Wohnraum verwendet. Zum Jahresende betrug die Verschuldung 133 Mrd Euro, das sind 53% des BIP.
Die inländischen Unternehmen nahmen im vierten Quartal neues Kapital in Höhe von rund 5 Mrd Euro auf.
Ihre Verpflichtungsposition betrug zum Jahresultimo 2005 350 Mrd Euro.
Die Berechnung des vierten Quartals 2005 über das Finanzvermögen und Verpflichtungen der privaten Haushalte
und der nichtfinanziellen Unternehmen wurde Ende März abgeschlossen. Damit liegt eine gute Abschätzung
für das Gesamtjahresergebnis vor.
Die privaten Haushalte sparten im abgelaufenen Jahr auf Grund des unterschiedlichen Wachstums von Einkommen und
Konsum im Vergleich zu 2004 mehr. Die gebildeten Ersparnisse wurden im vierten Quartal 2005 vor allem in langfristige
Finanzanlagen investiert. Zwei von fünf Euro flossen im Schlussquartal 2005 in Wertpapiere, wobei Investmentzertifikate
mit Kapitalgarantie sowie steuerbegünstigte Wohnbauanleihen die treibende Kraft für die Finanzinvestitionen
waren. Die Ansprüche aus Lebensversicherungen erhöhten sich nach ersten Berechnungen im vierten Quartal
2005 um 1,1 Mrd Euro. Wesentliche Ursachen für das hohe Wachstum sind die seit einigen Jahren zu beobachtende
generell zunehmende Bedeutung der privaten Pensionsvorsorge aber auch die Verschlechterung in den Konditionen für
Neuabschlüsse ab dem Jahr 2006. Die Ansprüche gegenüber Pensionskassen stiegen im vierten Quartal
2005 um 270 Mio Euro. Trotz einer Zinsanhebung im Neugeschäft der Banken im Zuge der Leitzinserhöhung
Anfang Dezember 2005 interessierten sich die privaten Haushalte weniger als in den Vorquartalen für geldmarktorientierte
Veranlagungen.
Das Geldvermögen der privaten Haushalte stieg zum Jahresultimo 2005 auf 356 Mrd Euro. Der Wert der Finanzanlagen
wuchs im Vergleich zum Jahresende 2004 um 26½ Mrd Euro (+8%) und damit im Durchschnitt pro Haushalt um 7.760
Euro. Die privaten Wertpapierinvestoren profitierten dabei auch von den Kursanstiegen an den europäischen
Aktienmärkten, die den Marktwert der handelbaren Wertpapiere im viertem Quartal 2005 um 1 Mrd Euro bzw. im
Jahresabstand um 7½ Mrd Euro erhöhten.
Dem Geldvermögen standen zum Jahresende 2005 Kreditverpflichtungen der privaten Haushalte in Höhe von
133 Mrd Euro gegenüber. Der Schuldenstand erhöhte sich im Schlussquartal 2005 um 1,3 Mrd Euro vor allem
aus den Finanzierungen zur Beschaffung von Wohnraum, wobei Fremdwährungskredite weiterhin gefragt waren. Drei
von fünf aushaftenden Krediten wurden für Wohnbauzwecke aufgenommen.
Die nichtfinanziellen Unternehmen in Österreich hatten im vierten Quartal 2005 einen Finanzierungsbedarf von
5 Mrd Euro, den sie vorwiegend über Eigenkapital bzw. Anleiheemissionen abdeckten. Wichtige Impulse gingen
dabei von der Bauindustrie (einschließlich Infrastrukturbauten) aus. Die gesamte Verpflichtungsposition erreichte
zum Jahresende 2005 einen Wert von 350 Mrd Euro und lag damit um 11,3% höher als die Finanzpassiva der Unternehmen
zum Jahresultimo 2004. |