Von Flexicurity können alle profitieren  

erstellt am
06. 04. 06

Enquete im Wiener Ares-Tower - flexible Arbeitszeiten und Bereitschaft zum Jobwechsel mit sozialer Sicherheit kombinieren
Wien (bmwa) - "Das Thema 'Flexicurity' ist in aller Munde - in Wien genauso wie in Brüssel und in Strassburg - und wird wesentlich intensiver diskutiert als ich anfangs gedacht habe. Ich freue mich darüber, weil daraus eine Win-win-Situation entstehen kann, von der letzten Endes alle davon profitieren." Das betonte Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein am 05. 04. in Wien bei der Eröffnung der Enquete "Flexicurity - Flexibilität durch Sicherheit". Bei der Veranstaltung haben namhafte Experten über Möglichkeiten der Umsetzung diskutiert und die Motivforscherin Dr. Sophie Karmasin die Ergebnisse eine Studie zum Thema präsentiert. Grundkonsens war, dass Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt und soziale Sicherheit nicht im Widerspruch zueinander stehen, sondern im Gegenteil einander ergänzen.

Für Bartenstein ist "Flexicurity" eine politische Strategie, die auf allen Ebenen von der europäischen bis hinunter zur betrieblichen gelebt werden kann. Nach der informellen Ratstagung der Beschäftigungsminister im Jänner in Villach und dem Europäischen Rat im März in Brüssel habe sich gezeigt, dass sich die Sozialpartner auf europäischer Ebene mit diesem Thema auseinanderzusetzen beginnen und dieses Prinzip als notwendig anerkennen. Auch in die Schlussfolgerungen des Europäischen Rates und in die Lissabon-Strategie sei "Flexicurity" als Leitkonzept eingeflossen.

Ziel müsse es sein, so Bartenstein, flexible Arbeitszeitmodelle zu entwickeln und ergänzend dazu Rahmenbedingungen - zum Beispiel bei Einrichtungen der Kinderbetreuung - zu schaffen, dass flexible Arbeitszeiten und Teilzeitmöglichkeiten auch genützt werden können. Hier seien in Österreich die Sozialpartner in die Pflicht genommen worden, und er, Bartenstein, hoffe sehr, dass die zwischen Wirtschaftskammerpräsident Leitl und dem ehemaligen Gewerkschaftsbundpräsidenten Verzetnitsch begonnenen Gespräch zu Arbeitszeitflexibilisierung rasch fortgesetzt werden, so dass noch bis zum Sommer dieses Jahres ein Ergebnis erzielt werden kann.

Für ebenso wichtig erachtet der Minister Möglichkeiten bzw. Anreize zu lebenslangem Lernen. Denn Flexibilität sei nicht nur bei der Arbeitszeit nötig, sondern auch bei der Wahl des Arbeitsplatzes sowie bei der Bereitschaft zum Wechsel des Arbeitgebers. "Es geht nicht darum, den konkreten Arbeitsplatz mit allen Mitteln zu erhalten, sondern den Menschen die Sicherheit einer Beschäftigung zu geben", betonte der Minister. Österreich habe mit der "Abfertigung neu" einen wichtigen Schritt in diese Richtung getan, weil damit die betrieblichen Vorsorgeleistungen vom Arbeitnehmer bei einem Wechsel mitgenommen werden können. Auf europäischer Ebene gebe es dazu einen Richtlinienvorschlag zur Portabilität von Zusatzrentenansprüchen.

Einen weiteren wichtigen Schritt in diese Richtung sieht Bartenstein in der Schaffung einer "ESF-Einschulungsbeihilfe", einer Förderung für Betriebe, die für neue Mitarbeiter eine kurze präzise Qualifikationsmaßnahme durch "training on the job" ermöglichen.

Karmasin-Studie zeigt: Sowohl Bevölkerung als auch Wirtschaft stehen dem Thema aufgeschlossen gegenüber
Die von der Motivforscherin Dr. Sophie Karmasin vorgelegte Studie weist nach, dass sowohl Bevölkerung als auch Unternehmen dem Thema durchaus aufgeschlossen gegenüber stehen. So sehen über 80% der Bevölkerung Flexibilität bei Arbeitszeiten und Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung als wichtige Anforderung. Auch die Flexibilität der Bevölkerung bei einem Jobwechsel sei überraschend positiv, heißt es in der Studie: 62% der Bevölkerung würden eine längere Wegzeit in Kauf nehmen, immerhin rund ein Viertel sogar in ein anderes europäisches Land ziehen. 64% seien bereit, unter Zuhilfenahme einer Umschulung einen neuen Beruf zu erlernen. Rund 50% halten das Prinzip der Flexicurity für sinnvoll.
     
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