Neuwahlen prägten die Superintendentialversammlungen in Kärnten, Oberösterreich,
Steiermark und Wien
Wien (epd Ö) - Im Zeichen von Neuwahlen in wichtige übergemeindliche Funktionen standen
die Superintendentialversammlungen, die am vergangenen Wochenende in den Superintendenzen Kärnten/Osttirol,
Oberösterreich, Steiermark und in Wien stattgefunden haben. Aber auch Perspektiven für die Zukunft der
Kirche wurden eröffnet.
Die Wiener Superintendentialversammlung wählte am 1. April Univ.-Prof. Dr. Inge Troch, seit 1974 Universitätsprofessorin
für Regelungsmathematik an der TU Wien, zur Superintendential- kuratorin. Troch ist unter anderem seit 2003
Vorsitzende des evangelischen Pfarrgemeinde- verbandes A.B. Wien. Sie betonte bei ihrer Vorstellung, dass sie gemeinsam
mit allen Gemeinden der Diözese unkonventionelle Vorstellungen umsetzen und nicht ängstlich auf die Finanzen
schauen möchte. Nach ihrer Wahl äußerte sich Troch „überwältigt von dem großen
Vertrauen“, das ihr entgegengebracht worden sei, und versicherte, „dass ich alles, was ich einsetzen kann, auch
einsetzen werde“. Als Seniorin bzw. Senior wieder gewählt wurden Pfarrer Mag. Hans-Jürgen Deml, Pfarrerin
Mag. Ulrike Frank-Schlamberger und Pfarrer Dr. Stefan Schumann.
Großstadt als Schicksal
In seinem Bericht vor der Superintendentialversammlung bezog sich Superintendent Mag. Hansjörg Lein
auf den evangelischen Theologen Wolfgang Grünberg, der von der Großstadt als „unser Schicksal“ gesprochen
hatte. Großstädte hätten die Fähigkeit, häuslich private, dörfliche, kleinstädtische,
großstädtische und weltstädtische Strukturen zu beherbergen. Die Identitätssuche wäre
so wie der Wandel ein unabschließbarer Prozess, bekräftigte Lein. Kirchen als „Zeithäuser“ und
„Welthäuser“ hätten die Funktion, Werkstätten der zukünftigen Stadt zu sein.
Mit dem Wunsch, dass in Wien ein „geistlicher Frühling“ beginnen möge, überbrachte Oberkirchenrätin
Dr. Hannelore Reiner Grüße der Kirchenleitung. Wien besitze große Attraktivität und werde
in Zukunft die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen Europas (GEKE) im Evangelischen Zentrum beherbergen.
Ebenfalls am 1. April wurden die Ämter innerhalb der Superintendenz Kärnten/Osttirol neu besetzt. Die
amtierende Superintendentialkuratorin Dr. Helga Duffek wurde von der Superintendentialversammlung, die im Diakoniezentrum
Harbach in Klagenfurt tagte, in ihrer Funktion bestätigt. Für die weltliche Vorsitzende der Evangelischen
Kirche Kärntens ist es die bereits dritte Periode, in der sie dieses Amt wahrnimmt. „Ich habe mit viel Lust
und Freude diese Funktion ausgefüllt, das soll auch in den nächsten sechs Jahren so sein“, sagt die 71-jährige
Krumpendorferin. Außerdem wurden die Senioren, die Stellvertreter des Superintendenten, neu gewählt.
Auch dabei blieben mit Pfarrer Mag. Michael Guttner (Feld am See) und Pfarrer Mag. Martin Müller (Waiern)
die bisherigen Senioren im Amt. Neu zum Senior gewählt wurde der Spittaler Pfarrer Mag. Oliver Prieschl.
Kinderkirchentag
Unter anderem stand der künftige Kinderkirchentag im Zentrum des Interesses. Dies hob auch Oberkirchenrat
Hon.-Prof. Dr. Michael Bünker in seinem Grußwort der Kirchenleitung hervor. Als Gegenstück zum
vorjährigen Kärntner Christentag wird in diesem Jahr besonderes Augenmerk auf die Jugend gelegt. Am 1.
Juli werden Kinder aus ganz Österreich im Stadtpark von Villach zusammenkommen. An einem attraktiven Festprogramm
wird derzeit intensiv gearbeitet.
Aufsehen schaffte auch die Tatsache, dass das vergangene Jahr für die Diözese bezüglich der Mitgliederentwicklung
erfolgreich war. 22 % mehr an Eintritten und 8 % weniger an Austritten konnte die 55.000 Mitglieder umfassende
evangelisch-lutherische Kirche in Kärnten verzeichnen. „Das ist sicher auf die verstärkte Öffentlichkeitsarbeit
und den großen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den 33 Pfarrgemeinden der Diözese zurückzuführen“,
meinte Superintendent Mag. Manfred Sauer. Besser angenommen werden auch die Gottesdienste, die eine Besuchersteigerung
von 11 % brachten.
Miklas: Vielfalt ins Blickfeld rücken
Der Mitgliederstand der Superintendenz Steiermark hat sich durch Austritte, Umsiedelungen und Sterbefälle
auf rund 43.850 Seelen reduziert. Als notwendige Gegenmaßnahmen sieht Superintendent Mag. Hermann Miklas
die Zuwendung zu den Kirchenbesuchern an Festgottesdiensten, schlankere Strukturen, Stärkung der Verwaltungskompetenz
in Wien und Entlastung der diözesanen Ebene. Kirche bestehe nicht nur aus der Verkündigung in der Kirche,
sondern auch in vielen anderen Bereichen, sagte Miklas vor der Superintendentialversammlung in Bruck an der Mur.
Dies sei auch aus den Berichten der verschiedenen Arbeitsbereiche zu hören: „Gerade diese Vielfalt sollte
auch in den Gemeinden mehr ins Blickfeld gerückt werden.“
Als Superintendentialkuratorin wurde Evi Lintner wieder gewählt. Zur Seniorin bzw. zum Senior wählten
die Delegierten Pfarrerin Mag. Christa Schrauf (Steiermark-Süd), Pfarrer Mag. Wolfgang Schneider (Region Mitte)
und Pfarrer Mag. Gerhard Krömer (Region Nord). Da Landeskurator Leopold Kunrath nun aus dem Amt scheidet,
verabschiedete er sich in Bruck an der Mur mit der Schlussandacht. Darin betonte Kunrath, dass sein Konfirmationsspruch
stets Leitlinie seines Handelns war: „Gerade wir Evangelische sollten Licht in der Finsternis und Salz der Erde
sein.“
Lehner: Gottesdienst als Mitte
Johannes Eichinger ist der neue Superintendentialkurator der Superintendenz Oberösterreich. Der 60-jährige
selbstständige Kaufmann ist seit mehr als drei Jahrzehnten als Gemeindevertreter und Presbyter tätig.
Von 1980 bis 1999 stand er als Kurator der evangelischen Pfarrgemeinde Linz-Süd vor. In ihrem Amt bestätigt
wurden die drei Senioren Mag. Bernhard Petersen (Wels), Mag. Friedrich Rössler (Steyr) und Mag. Günter
Scheutz (Bad Goisern). Bei seiner ersten Superintendentialversammlung als amtierender Superintendent betonte Dr.
Gerold Lehner die Bedeutung des Gottesdienstes als Mitte des Gemeindelebens, der neben der Verkündigung auch
Raum für Begegnungen und Gespräche biete. Als „Herzstück des Glaubens“ sei der Gottesdienst auch
Ort des Feierns. Von diesem Zentrum ausgehend werden, so der Superintendent, auch unterschiedliche Meinungen „zu
einer heilsamen Gabe Gottes: Es entsteht eine Geschwisterlichkeit, die das Wesen der Gemeinde ausmacht“. |