Bartenstein:
Entspannung auf dem Arbeitsmarkt setzt sich fort
Anstieg der Arbeitslosenrate gestoppt - Wieder kräftiger Anstieg der Beschäftigung
Wien (bmwa) - "Das 285 Millionen Qualifizierungspaket 'Unternehmen Arbeitsplatz' sowie das zuletzt
beschleunigte Wirtschaftswachstum führen zu einer weiteren Entspannung im Arbeitsmarkt", erklärte
Arbeitsminister Martin Bartenstein zu den vom Arbeitsmarktservice vorgelegten Zahlen per Ende März: Der Anstieg
der vorgemerkten Arbeitslosen ist mit - 0,4% oder 1.077 weniger als im Vergleichsmonat des Vorjahres gestoppt.
Derzeit sind in Österreich 271.557 Personen arbeitslos gemeldet, die Arbeitslosenquote auf Grundlage der nationalen
Definition liegt damit bei 7,8%. Das ist nicht nur 0,1% weniger als der Vorjahreswert, sondern auch unter den Quoten,
die bereits 1996 (8,1%) und 1998 (7,9%) erreicht wurden. Bereits in sechs Bundesländern ist die Arbeitslosigkeit
rückläufig, lediglich in Kärnten, Tirol und Oberösterreich ist sie Ende März 2006 gegenüber
dem Vorjahreswert noch angestiegen.
Mit 72.904 haben 26,8% der vorgemerkten Personen eine Einstellungszusage für einen neuen Arbeitsplatz. Das
ist ein deutlicher Anstieg um +8.750 bzw. +13,6% gegnüber dem Vorjahr. Sowohl bei Frauen (-947; -0,9%) als
auch bei Männern (-130; -0,1%) ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit gestoppt. Während die Zahl der vorgemerkten
inländischen Arbeitskräfte um 1.849 (-0,8%) unter dem Vorjahreswert liegt ist die Zahl der vorgemerkten
Ausländer noch um 772 (+1,6%) angestiegen.
Nach der vorläufigen Meldung des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger beträgt Ende März
2006 die Zahl der unselbstständig Beschäftigten 3.223.013 (ohne geringfügige Beschäftigungsverhältnisse),
das sind um 37.119 oder 1,2% mehr als im Vorjahr.
Für diese Entwicklung ist vor allem die bessere Konjunktur im Sachgüterbereich (-2.060; -4,5%) und auch
im Baubereich (-1.028; -1,8%) sowie im Handel (-1.299; -2,9%) verantwortlich. Anstiege sind allerdings noch bei
den unternehmensbezogenen Diensten (+1.242; +5,9%) und im Tourismus (+2.323; +7,2%) - hier jedoch vor allem durch
den heuer späteren Ostertermin - zu verzeichnen.
Auch der Anstieg des gesamten Arbeitskräftepotentials hat sich etwas vermindert, obwohl der Zustrom von Arbeitskräften
aus Deutschland nach wie vor anhält (Ende Februar 2006 waren in Österreich gegenüber dem Vorjahr
um 8.348 mehr Personen aus dem nordwestlichen Nachbarland beschäftigt).
Nach wie vor lasse, so der Minister, eine sozialpolitische Verbesserung die statistisch erfasste Arbeitslosigkeit
um rund 1.000 steigen: Es können sich nämlich Personen, die auf Grund eines zu hohen Partnereinkommens
keinen Anspruch auf Notstandhilfe haben, zur Wahrung von Pensionsversicherungszeiten beim Arbeitsmarktservice vormerken
lassen. Dieser Personenkreis hat vor dieser Änderung zum Großteil auf eine Vormerkung verzichtet.
Die aktuellen Zahlen sind auch eine Folge der mit Anfang Jänner gestarteten Qualifizierungs- und Beschäftigungsinitiative
"Unternehmen Arbeitsplatz". Die Bundesregierung hat im Rahmen des Beschäftigungsförderungsgesetzes
Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen für mehr als 60.000 Personen zusätzlich gestartet
und dafür aus dem Budget 285 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Aufgrund dieser Initiative ist die
Zahl der Personen in Schulungsmaßnahmen des Arbeitsmarktservice auf 62.430 angestiegen. Der Bestand der Teilnehmer/innen
lag somit +11.053 (+21,5%) über dem Februar des Vorjahres. Die zusätzlichen Maßnahmen der Initiative
"Unternehmen Arbeitsplatz" in den Schwerpunkten Jobchance Pflegeberufe, Frauensonderprogramm und JOBSFORYOU(TH)
habe mit Anfang Jänner begonnen, und das Kombilohnmodell stehe seit wenigen Wochen zur Verfügung. Der
"Vollausbau" dieser Maßnahmen wird voraussichtlich im 2. Quartal 2006 erreicht.
Position Österreichs im internationalen Vergleich
EUROSTAT weist für den März 2006 noch keinen aktuellen Wert für die Arbeitslosenquote Österreichs
aus. Die vorläufige Fortschreibung des AMS-Österreich zur Arbeitslosenquote gemäß der EUROSTAT-Berechnungsmethode
beträgt für den März 5,0%. Laut den von EUROSTAT veröffentlichten aktuell verfügbaren
Werten (für Österreich Februar 06) ergibt sich folgendes Bild:
Die österreichische Arbeitslosenquote lag im Februar 2006 mit 5,1% nach Irland (4,3%), Dänemark (4,4%),
den Niederlanden (4,4%) und Großbritannien (4,9%; Dez. 05) an fünfter Stelle in der Europäischen
Union. Die Arbeitslosenquote der EU-25 beträgt 8,5% (Jän. 06) und liegt damit weiterhin deutlich über
dem österreichischen Wert. Der Jahresdurchschnittswert 2005 für Österreich beläuft sich nach
der neuen Berechnungsmethode auf 5,2%.
Offene Stellen: positiver Trend hält an
Der positive Trend bei der Entwicklung der offenen Stellen hält weiter an: Ende März 2006 liegt
die Zahl der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Stellen mit einem Bestand von 28.673 um +13,0% (+3.297)
über dem vergleichbaren Wert des Vorjahres. Deutliche Zuwächse verzeichnen vor allem die unternehmensbezogenen
Dienstleistungen (+2.434; +33,6%). Einen Anstieg gibt es auch im Fremdenverkehr (+267; +8,1%), in der Sachgütererzeugung
(+243; +7,9%) und bei den sonstigen Dienstleistungen (+241; +22,4%).
Verweildauer gesunken
Die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit lag Ende März 2006 bei 100 Tagen. Die aktuelle Verweildauer
liegt somit 4 Tage unter dem Wert vom März 2005.
Rückgang bei der Langzeitarbeitslosigkeit
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen mit einer Vormerkdauer über einem Jahr ist Ende März 2006 gegenüber
dem Vergleichsmonat des Vorjahres mit -4.429 bzw. -31,7% auf 9.546 kräftig zurückgegangen.
Entwicklung in den Bundesländern
Ende März 2006 ist die Arbeitslosigkeit in den Bundesländern Burgenland, Steiermark, Salzburg,
Vorarlberg, Wien und Niederösterreich rückläufig. Im Burgenland ging der Bestand an vorgemerkten
Arbeitslosen um -567 (-5,5%) gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres auf 9.708 zurück, in der Steiermark
um -1.529 (-3,8%) auf 39.046, in Salzburg um -321 (-2,7%) auf 11.638, in Vorarlberg lag der Rückgang bei -264
bzw. -2,7% auf 9.513, in Wien bei -1.407 bzw. -1,6% auf 84.270 und in Niederösterreich konnte eine Abnahme
um -704 (-1,5%) auf 46.821 verzeichnet werden.
Die stärkste Zunahme verzeichnete Kärnten (+8,8%; +1.743) gefolgt von Tirol (+8,3%; +1.330) und Oberösterreich
(+2,1%; +642).
Weniger Jugendliche arbeitslos
Die Jugendarbeitslosigkeit hat im März 2006 um -3,0% (-1.235 auf 40.593) gegenüber dem Vergleichsmonat
des Vorjahres abgenommen. Sowohl in der Altersgruppe der bis 19-Jährigen ist die Arbeitslosigkeit mit -5,5%
(-516 auf 8.919) als auch bei den 20- bis 24-Jährigen (-2,2% bzw. -719 auf 31.674) gesunken.
Die Jugendarbeitslosenquote (15 bis 24 Jahre) nach EUROSTAT liegt mit 10,0% (Februar 2006) nach wie vor deutlich
unter dem europäischen Durchschnitt (EU-25 im Jänner 2006) von 18,2%. Österreich liegt damit nach
den Niederlanden, Dänemark und Irland weiterhin an vierter Stelle in Europa.
Lehrstellenmarkt zeigt deutliche Zunahme bei offenen Lehrstellen
Der Anstieg der Lehrstellensuchenden liegt Ende März 2006 bei +78 (+1,7% auf 4.777). Bei den gemeldeten offenen
Lehrstellen ist mit +800 bzw. +30,8% auf 3.400 eine deutliche Zunahme zu verzeichnen. Im Auftrag des Bundesministers
für Wirtschaft und Arbeit werden bis zu 8.000 Ausbildungsplätze für Jugendliche, die keinen entsprechenden
Lehrplatz bzw. Arbeitsplatz finden, zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus werden im Rahmen des so genannten
"Blum-Bonus" Lehrstellen, die von Betrieben zusätzlich geschaffen werden, mit einem pauschalierten
Zuschuss zu den Kosten der Lehrausbildung gefördert. Vor allem auf Grund dieser Initiative steigt nunmehr
die Zahl der Lehrlinge und Lehranfänger erstmals seit Ende der 90er-Jahre wieder deutlich an. Ende Dezember
2005 waren in der Folge mit 122.378 um 3.307 (+2,8%) mehr Lehrlinge in Beschäftigung als im Vorjahr. Mit 38.552
haben um 7,3% mehr Personen mit einer Lehre begonnen.
Entwicklung der Altersarbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit der über 49-Jährigen ist mit 52.109 im Vergleich zum März 2005 geringfügig
angestiegen (+285; +0,5%). Die Arbeitslosigkeit ist sowohl in der Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen (+322
oder +1,2%) als auch bei den 55- bis 59-Jährigen (+703 oder +3,5%) gestiegen. Rückgängig ist weiterhin
die Arbeitslosigkeit bei den über 59-Jährigen (-740 bzw. -14,2%).
Entwicklung nach Branchen
Rückläufig ist die Arbeitslosigkeit vor allem im Sachgüterbereich (-2.060; -4,5%), im Bau
(-1.028; -1,8%), im Handel (-1.299; -2,9%) und bei den sonstigen Dienstleistungen (-411; -2,9%). Ein Anstieg der
Arbeitslosigkeit ist insbesondere noch im Fremdenverkehr (+2.323; +7,2% - wobei dies vorwiegend auf den heuer späteren
Ostertermin zurückzuführen sein dürfte), bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen (+1.242;
+5,9%), im Gesundheits- und Sozialwesen (+439; +6,2%), in der Land- und Forstwirtschaft (+439; +9,1%) und im Bereich
Verkehr und Nachrichten (+308; +2,6%) zu verzeichnen.
Arbeitslosigkeit nach Ausbildungskategorien
Ende März 2006 ist bei den vorgemerkten Arbeitslosen mit höherer Schulbildung (-3,7%; -715),
mit akademischer Ausbildung (-3,9%; -347), mit Lehrausbildung (-0,3%; -314) sowie mit Pflichtschulabschluss (-0,9%;
-986) ein Rückgang zu verzeichnen. Das Arbeitslosigkeitsrisiko von Personen ohne abgeschlossene Schulausbildung
liegt deutlich über dem österreichweiten Durchschnitt(+11,9%; +1.561) und steigt weiter an.
Anteilsmäßig entfallen rund 84% des Bestandes aller Arbeitslosen auf Personen ohne abgeschlossene Schule
sowie Personen mit Pflichtschulabschluss oder Lehrabschluss.
Schulungen und Förderungen des Arbeitsmarktservice
Mit 62.430 liegt die Zahl der Personen in Schulungen im März 2006 um +11.053 bzw. +21,5% über dem Vorjahresniveau.
Die Schulungsaktivitäten steigen in allen Altersgruppen im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. |
Csörgits: Kein Grund für Entwarnung
Inklusive Schulungsteilnehmerinnen weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit
Wien (ögb) - "Wir bewerten die Qualifizierungsoffensive, die die Regierung verspätet
aber doch gestartet hat, als positiv, sehen aber keinen Grund für eine Entwarnung", sagt ÖGB- Frauenvorsitzende
und Vizepräsidentin Renate Csörgits zu den am 04. 04. veröffentlichten Arbeitsmarktdaten. Werden
die Schulungsteilnehmerinnen dazugezählt, waren im März 2006 137.517 Frauen als arbeitslos registriert,
das sind um 6.310 mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahres.
"Die Beschäftigungsrekorde, von denen die Regierung spricht, sind keine, wenn man sich die Zahlen genauer
anschaut", sagt ÖGB-Frauenvorsitzende und Vizepräsidentin Renate Csörgits. Eine aktuelle Studie
des Wifo belegt, dass der Anstieg der Beschäftigung seit 2000 ausschließlich auf die Zunahme der Teilzeit
zurückgeht, die Zahl der Vollzeitarbeitsplätze ist gesunken. "Viele der Teilzeitjobs sind nicht
Existenz sichernd. Die Regierung muss die Wirtschaft ankurbeln und Anreize setzen, damit wieder mehr Vollzeitarbeitsplätze
entstehen", sagt Csörgits.
Die Vorschläge der ÖGB-Frauen dazu: Das Angebot an Kinderbetreuungsplätzen muss ausgebaut werden.
90.000 Plätze sind teils neu zu errichten, teils zu adaptieren, weil die Öffnungszeiten nicht passen.
"Rund 12.700 neue Arbeitsplätze würden durch das Schließen der Lücke bei der Kinderbetreuung
geschaffen", präzisiert Csörgits. Nötig sei zudem der Ausbau der Pflegedienste, die Bekämpfung
des Schwarzunternehmertums und Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft. "Wir fordern eine Steuerentlastung
für BezieherInnen kleiner und mittlerer Einkommen sowie die Verdoppelung der Negativsteuer von 110 Euro auf
220 Euro im Jahr. Davon würden viele Frauen profitieren. Denn der Großteil derer, die derart niedrige
Einkommen haben, dass sie keine Lohnsteuer zahlen und damit Negativsteuer beantragen können, sind Teilzeit
Beschäftigte. Wir fordern eine Steuerreform, die auch den Frauen was bringt", so Csörgits abschließend. |