Ohne Exportwachstum positives nominelles Wachstum in Gewerbe und Handwerk heuer nicht möglich
– Preisdruck Hauptproblem der Unternehmen
Wien (pwk) - Freude über ein dickes Exportplus der heimischen Gewerbe- und Handwerksbetriebe
herrscht beim Obmann der Bundessparte, Georg Toifl. Wie in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Leiter der
Außenwirtschaft Österreich (AWO), Walter Koren, und dem Leiter der KMU Forschung Austria, Walter Bornett,
präsentiert, konnten die Betriebe der Sparte 2005 um 500 Mio. Euro mehr exportieren als im Vergleichszeitraum
des Vorjahres. „Export wird auch für unsere Betriebe zunehmend zu einem wichtigen Kriterium. Dank der Bemühungen
der AWO und der Bundessparte konnten wir nach dem Start der Exportaktion zu Beginn des Jahres 2005 bereits sehr
positiv resümieren“, so Toifl.
Großes Interesse herrschte auch an den von der AWO angebotenen Informationsangeboten: Knapp 5.000 KMU´s
haben sich an den Außenhandelsstellen über Exportangelegenheiten beraten lassen. „Für uns ist das
ein sehr sehr tolles Ergebnis. Das Gewerbe steht nicht nur für Tradition, sondern nimmt auch die sich bietenden
Chancen in einer globalen Wirtschaft wahr“, betonte der Obmann. Toifl merkte aber auch an, dass es für Gewerbe
und Handelsbetriebe einer gewissen Größe bedürfe um tatsächlich den Schritt in den Export
zu wagen. Die Herausforderung bestehe jetzt aber darin, gerade die kleineren Betriebe mit weniger als 20 Mitarbeitern
positiv für den Export zu motivieren. Dick unterstreichen wollte auch Bornett die Erfolge der Gewerbe- und
Handwerksbetriebe: „Ohne die Anstrengungen im Export wäre in diesem Jahr kein nominelles Wachstum von 0,6
Prozent möglich gewesen.“
Zur aktuellen Konjunktursituation merkte Toifl an, dass 2005 das Wachstum der Bundessparte unter dem des Durchschnitts
der Gesamtwirtschaft gelegen hat. Hauptprobleme verursache der „ruinöse Preisdruck“. Trotzdem haben die Betriebe
im Vorjahr ihre Investitionen forciert und mit 2,58 Mrd. Euro um 120 Mio. Euro mehr investiert als 2004. Durch
diese Investitionen hätten die Betriebe außerdem mehr als 36.000 Arbeitsplätze gesichert und damit
einen wesentlichen Beitrag für Beschäftigung geleistet. Obwohl die Investitionen im abgelaufenen Jahr
gestiegen sind, bräuchten die Betriebe Anreize, um auch in Zukunft ihre Investitionen durchführen zu
können. Steuerliche Verbesserungen für Investitionen stünden dabei auf der Liste ganz oben und sollten
Teil des von der Bundesregierung bereits versprochenen Mittelstandspakets sein.
„Insgesamt sind wir am Arbeitsmarkt das stabilisierende Element. Allein das Exportwachstum hat 7.000 zusätzliche
Jobs gebracht“, so Toifl. Laut KMU Forschung Austria wollen zudem 75 Prozent der Betriebe im 2. Quartal 2006 ihren
Personalstand halten, 19 Prozent wollen zusätzliche Arbeitskräfte einstellen.
Kritik äußerte Toifl daran, dass die Bundesregierung die Frist zur Einführung eines verminderten
Mehrwertsteuersatzes auf arbeitsintensive Dienstleistungen verstreichen ließ. Probleme gebe es außerdem
– trotz hoher Arbeitslosenzahlen – geeignete Fachkräfte zu finden:„Fachkräfte suchen wir momentan wie
die Nadel im Heuhaufen.“ Das AMS biete hier zuwenig praxisorientierte Kurse. Toifl regte außerdem an, die
Qualifizierung vielfach in den Betrieben durchzuführen.
Die Konjunkturzahlen im Detail: 26 % der Betriebe konnten den Jahresumsatz 2005 um durchschnittlich 9 % steigern,
49 % meldeten stabile Umsätze und 25 % mussten Umsatzrückgänge von durchschnittlich 12 % verkraften.
Per Saldo ergibt dies einen Anstieg des nominellen Umsatzes im österreichischen Gewerbe und Handwerk gegenüber
dem Vorjahr um 0,6 %. Verglichen mit der gesamtwirtschaftlichen Wachstumsrate (Bruttoinlandsprodukt nominell: +3,7
%) war die Entwicklung im Gewerbe und Handwerk allerdings unterdurchschnittlich. Die größten Umsatzsteigerungen
meldeten Salzburg und Oberösterreich. In Tirol war der stärkste Umsatzrückgang zu verzeichnen. Der
Anteil der Exporterlöse am Gesamtumsatz (Exportquote) lag bei 6 % (Vorjahr: 5 %).
Für das I. Quartal 2006 zeigen die Zahlen der KMU Forschung Austria eine leicht rückläufige Entwicklung
in den investitionsgüternahen Branchen und eine fortgesetzte Erholung im konsumnahen Bereich. Die Geschäftslage
wird insgesamt gleich beurteilt wie im I. Quartal 2005. In den investitionsgüternahen Branchen ist der durchschnittliche
Auftragsbestand im Vergleich zum Vorjahresquartal geringfügig gesunken (-1,8 %). Ausschlaggebend dafür
war sowohl die private (-0,2 %) als auch die öffentliche Nachfrage (-13 %). Im konsumnahen Bereich hat sich
die Situation weiter verbessert. Der Saldo aus Unternehmen mit Umsatzsteigerungen und Umsatzrückgängen
ist um 4 %-Punkte gestiegen. |