Ostöffnung verändert Standortmuster in Österreich nicht grundlegend  

erstellt am
04. 04. 06

Wien (wifo) - Die Intensivierung der Austauschbeziehungen mit den neuen Demokratien Ost-Mitteleuropas nach der Ostöffnung wirkt dem traditionellen West-Ost-Gefälle im regionalen Wachstumsmuster Österreichs tendenziell entgegen. Eine grundlegende Veränderung der Standortgunst trat aber in der ersten Phase der Ostintegration 1989/2003 (noch) nicht ein. Standorteffekte der Integration wurden bisher durch allgemeine Phänomene einer Suburbanisierung und Dezentralisierung überlagert, auch in den Grenzregionen verlief die Entwicklung daher recht unterschiedlich.

Österreichs Standortmuster war über Jahrzehnte durch ein ausgeprägtes West-Ost-Gefälle der wirtschaftlichen Dynamik geprägt, das auf die geopolitische Lage des Landes am "Eisernen Vorhang" zurückging. Mit der Ostöffnung haben sich die Rahmenbedingungen allerdings verändert, auch theoretisch war daher eine Verschiebung des ökonomischen Schwerpunktes in Richtung der nun "offenen" Grenze zu erwarten. Tatsächlich verlief die Wertschöpfungs- entwicklung in Österreichs Großregionen (West-, Süd-, Ostösterreich) nach der Ostöffnung bemerkenswert homogen, in der Beschäftigungsentwicklung lag Westösterreich dagegen auch nach 1990 voran.

Die Ergebnisse einer "Difference-in-Difference"-Analyse der regionalen Wachstumsunterschiede vor und nach der Ostöffnung lassen bisher keine grundlegende und signifikante Veränderung der Standortgunst in Österreich erkennen. Zwar nehmen die Wachstumsimpulse aus der Integration mit der Entfernung zur Grenze tendenziell ab. Eine tiefgreifende Verlagerung des Wachstumsschwerpunktes nach der Ostöffnung ist statistisch allerdings ebenso wenig zu belegen wie eine signifikante Aufwertung der Lagegunst der grenznahen Bundesländer bzw. der weiteren Ost-Grenzregion. Der statistisch zumindest schwach abgesicherte Beschäftigungsimpuls im unmittelbaren Grenzraum wird durch ein deutliches Peripherie-Zentrum-Wachstumsgefälle in ganz Österreich (mit-)verursacht.

Insgesamt reichten die Impulse der Ostöffnung bis 2003 vor dem Hintergrund verbliebener Kaufkraftunterschiede und Handelsbarrieren damit nicht aus, um das Standortverhalten der Unternehmen in Österreich nachhaltig zu verändern. Eine vollständige Auflösung des West-Ost-Gefälles im Wachstum ist erst mit fortschreitendem Aufholen der neuen EU-Mitgliedsländer zu erwarten. Wieweit davon auch periphere Grenzräume profitieren, wird nicht zuletzt von deren Lage zu größeren Zentralräumen bestimmt sein.

Quelle: WIFO
Autor: Peter Mayerhofer
     
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