Wien (grüne) - Der stv. Klubobmann der Grünen Karl Öllinger hält die Wahl von Rudolf
Hundstorfer zum Nachfolger von Fritz Verzetnitsch als ÖGB-Präsident für statutenwidrig. Als Gewerkschaftsmitglied
werde er die ÖGB-Kontrollkommission anrufen, kündigte Öllinger am 11. 04. bei einer Pressekonferenz
an. Er forderte auch die SPÖ auf, alle Spenden der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) an die
Partei offen zu legen.
Bei der Frage der SPÖ-Finanzen wurde Öllinger durch ein Interview von SP-Bundesgeschäftsführerin
Doris Bures in der "Presse" stutzig, die erklärt hatte, es gebe gemeinsame Projekte mit der FSG,
bei denen der Gewerkschaftsanteil als Spende verbucht werde. Die restlichen Parteispenden würden von den Landesorganisationen
kommen. Der Parteienfinanzierungsexperte Hubert Sickinger hatte in der Folge von Verschleierung gesprochen, die
Gelder von Landesorganisationen dürften nicht als Spenden verbucht werden.
Öllinger fordert nun von der SPÖ eine Offenlegung der Finanzflüsse von der FSG und erneuerte seine
Forderung nach einer Reform des Parteienfinanzierungs-Gesetzes. Es könne nicht sein, dass der ÖGB auf
der einen Seite sparen müsse, die FSG auf der anderen Seite aber die SPÖ bzw. deren Wahlkämpfe finanziere,
so Öllinger. Er sieht eine nicht zweckgemäße Verwendung von Gewerkschaftsgeldern.
Bei der Kür Hundstorfers zum geschäftsführenden ÖGB-Präsidenten warf Öllinger der
Gewerkschaft eine eigenwillige Interpretation der Statuten vor. Die Bestellung erfolgte durch den ÖGB-Vorstand
- für Öllinger aber nicht das zuständige Gremium. Da Verzetnitsch zurückgetreten sei, hätte
nur ein ÖGB-Bundeskongress (das größte Gremium) oder eine Vorständekonferenz (das zweitgrößte
Gremium) einen neuen Präsidenten wählen dürfen, glaubt Öllinger.
Beim ÖGB gehe man aber offenbar nach dem System der "Erbmonarchie" bzw. nach "nordkoreanischem
Muster" vor, verwies Öllinger auf den Umstand, dass Hundstorfer zunächst noch von Verzetnitsch als
interimistischer Präsident eingesetzt wurde. Er hoffe nun, dass die Kontrollkommission seiner Rechtsansicht
folge und die Bestellung Hundstorfers aufhebe, so Öllinger. (apa) |