Augenzeugen berichten am 21. April 2006, 19.30 Uhr
Wien (rk) - Im Mozarthaus Vienna, 1., Domgasse 5, findet am 21. April mit Beginn um 19.30
Uhr ein Gesprächskonzert statt, in dessen Mittelpunkt Mozart steht. Madoka Inui (Klavier) spielt Werke von
Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Nepomuk Hummel. Herbert Föttinger liest aus den Erinnerungen von Josef
und Johann Nepomuk Hummel. Die Moderation der Veranstaltung hat Heinz Sichrovsky.
"Er war klein von Gestalt, etwas blasser Gesichtsfarbe; seine Physiognomie hatte viel Angenehmes und Freundliches,
mit etwas melancholischem Ernst verbunden; sein großes blaues Auge strahlte hell." - Der weltberühmte
Komponist Johann Nepomuk Hummel erinnert sich an die lang zurückliegende Begegnung seines Lebens: als er im
Alter von acht Jahren für zwei Jahre unentgeltlich bei Wolfgang und Constanze Mozart in der heutigen Domgasse
wohnte und lernte. Hummel ist damit einer der wenigen seriösen Augenzeugen aus jener Zeit, mögen seine
Erinnerungen auch durch den Blick der Liebe gefärbt sein.
In den Jahren 1784 bis 1787, auf der Höhe seines Erfolges, übersiedelte Mozart samt Familie, Hund und
Vogel an die beste Adresse Wiens. 1786 sprach hier der Geiger Josef Hummel, Konzertmeister an Emanuel Schikaneders
Freihaustheater auf der Wieden, mit seinem achtjährigen Sohn Johann Nepomuk vor. Er wollte für das pianistisch
hoch begabte Kind das Teuerste und Beste, nämlich Unterricht beim umschwärmten Superstar des Wiener Kunst-
und Gesellschaftslebens. Mozart unterrichtete ungern, doch der kleine Hummel begann vorzuspielen, und was dann
geschah, schildert der alte Hummel in seinen Erinnerungen: Mozart diagnostizierte ein Ausnahmetalent und gewährte
dem Kind gleich einem Lehrling unentgeltlich Kost, Logis und Unterricht.
Hummel wurde der bedeutendste Pianist seiner Zeit. Als Komponist nicht minder gefeiert, verleugnete er den überlebensgroßen
Lehrer nie, schlug aber in seinen Klavierwerken einen kühnen Bogen zu Schubert, Schumann und Chopin, die zum
Teil noch gar nicht geboren waren, als er mit Klangfarben und Fingersätzen experimentierte und dabei die Romantik
vorwegnahm.
Programm
Herbert Föttinger liest aus den Erinnerungen von Josef und Johann Nepomuk Hummel sowie aus einem unveröffentlichten
Protokoll von Hummels Freund Max Johann Seidel. Madoka Inui spielt die Sonate in F-Dur KV 332 von Wolfgang Amadeus
Mozart sowie die Fantasien op. 18, op. 107 ("La Contemplazione") und op. 124 (über "Non più
andrai" aus Mozarts "Hochzeit des Figaro") von Johann Nepomuk Hummel.
Herbert Föttinger, geboren in Wien, ist einer der führenden Schauspieler der Stadt. Im Herbst übernimmt
er die Direktion des Theaters in der Josefstadt. Madoka Inui, geboren in Kobe (Japan), lebt seit 1990 in Wien und
nahm soeben unter erfreulicher internationaler Resonanz Hummels sämtliche Klavierfantasien für NAXOS
auf. |