St. Pölten (bpd) - Die am 18. und 19. 04. in St. Pölten stattfindende Subsidiaritätskonferenz
wird als Teil der europäischen Zukunftsdebatte vom österreichischen EU-Ratsvorsitz gemeinsam mit dem
österreichischen Parlament und dem Bundesland Niederösterreich veranstaltet. Vertreter der EU-Mitgliedstaaten
sowie der EU-Institutionen diskutieren über Mittel und Wege, wie durch eine effektivere Anwendung des Subsidiaritätsprinzips
ein Beitrag zu mehr Bürgernähe geleistet werden kann.
„Diese Frage gehört in die Gesamtdiskussion über die Zukunft Europas. Wir stellen uns auf dieser Konferenz
die Frage, welche Rolle die Regionen, die Nationen und welche Rolle Europa am besten wahrnehmen kann. Wir wollen
die Sorgen und Ängste der Bürger aufzugreifen und ihre Fragen beantworten“, so Bundeskanzler Wolfgang
Schüssel.
Es gelte, der schleichenden Furcht vor einer Zentralisierung Europas entgegenzuwirken, so wie das durch die Referenden
in den Niederlanden und in Frankreich auch zum Ausdruck gebracht wurde. „Wir brauchen als Gegengewicht eine Stärkung
der Regionen und der Gemeinden. Auf Initiative der Europäischen Kommission wollen wir uns auch mit „better
regulation“, der besseren Rechtssetzung und dem Abbau von nicht mehr notwendigen Maßnahmen beschäftigen.
Wir wollen die Debatte über die Zukunft Europas mit konkretem Leben erfüllen. Wir ringen um eine neue
Balance, wir ringen darum, wie wir dem europäischen Mehrwert zum Durchbruch verhelfen können“, so der
Bundeskanzler.
Nationalratspräsident Andreas Khol bezeichnete die staatlichen Parlamente als Hüterinnen der Subsidiarität.
Die Arbeitsteilung zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedsstaaten sollte nicht in Frage gestellt
werden. „Wir wollen einen positiven Beitrag zu dem Dialog leisten, was Europa im Stande ist und wozu es fähig
ist“, so Khol. Das Subsidiaritätsprinzip sei durch den Amsterdamer Vertrag in die europäische Grundordnung
eingebaut worden. Die sachgerechte Aufgabenteilung zwischen den vier Ebenen der Europäischen Union sei bereits
Grundsatz und Prinzip der Europäischen Rechtsordnung. Die nationalen Parlamente seien mit der bisherigen Ausübung
des Subsidiaritätsprinzips nicht zufrieden. „Wir wollen, dass in der Phase der Vorbegutachtung eines Europäischen
Gesetzes die Frage der Subsidiarität sachlich geprüft wird. Bedenken sollen bei Bedarf eingebracht werden
und von der Kommission auch erwogen werden. Auf dieser Konferenz wollen wir konkrete Vorschläge diskutieren,
wie wir den Dialog weiterführen können“, so Khol.
Für Landeshauptmann Pröll hat der europäische Dialog in Niederösterreich bereits große
Tradition. „Niederösterreich liegt aufgrund seiner geopolitischen Position an der Nahtstelle zwischen dem
traditionell alten und neuen Europa. Niederösterreich hat deutlich gespürt, welchen Vorteil Europa bringen
kann“, so Pröll. Europa brauche mehr subsidiäre Gesinnung.
Dazu können auch eine freiwillige Selbstverpflichtung der Europäischen Kommission und der verstärkte
gemeinsame Einsatz der Regionen zur Durchsetzung ihrer Anliegen beitragen. „Wir benötigen positive Ansätze,
um anstelle der Europaskepsis zur Europafreude zu finden“, so Pröll abschließend. |