Bargeldloser Zahlungsverkehr: WKÖ-Bundessparte Handel begrüßt die Forderung der
Europäischen Kommission nach mehr Wettbewerb
Wien (pwk) - Nach einem Zwischenbericht der Europäischen Kommission über die von ihr durchgeführte
Umfrage in der Zahlungskartenbranche können Unternehmen und Verbraucher noch nicht auf einen wettbewerbsfähigen
Binnenmarkt für Zahlungskarten zurückgreifen. Die Zahlungskartenbranche in Europa ist nach der Auffassung
der Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes nach wie vor national ausgerichtet, und einige auf nationaler Ebene etablierte
Unternehmen verhindern den Wettbewerb. Dies treibt die Kosten von Zahlungskarten für Unternehmen und Konsumenten
in die Höhe. Im Bericht der Europäischen Kommission ist Österreich eines von acht Ländern,
in denen monopolartige Strukturen besonders ausgeprägt seien. „Die Marktöffnung am Kartenmarkt würde
zu Kostentransparenz, Wettbewerb und in weiterer Folge zu günstigeren Kondition für die Handelsunternehmen
führen“, ist Erich Lemler, Obmann der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich, überzeugt.
„Ich habe die jüngste Senkung der Einstiegskonditionen per 1. April 2006 von Visa Austria und Europay Austria
für Mastercard und Visa von 2,70 auf 2,65 Prozent begrüßt. Betrachtet man allerdings die betriebswirtschaftliche
Situation im österreichischen Einzelhandel, so erkennt man, dass die Gebühren im Rahmen der Bankomat-
und Kreditkartenabwicklung für die Handelsunternehmen nach wie vor einen enormen Kostenfaktor darstellen“,
sagt Handelschef Lemler. Im Durchschnitt der österreichischen Einzelhandelsunternehmen betrug die Umsatzrentabilität
im Bilanzjahr 2003/2004 rund 1,2 Prozent; das bedeutet, dass auf Basis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
ein Gewinn von rund 1,2 Prozent vom Umsatz erwirtschaftet wurde. In dieser angespannten betriebswirtschaftlichen
Situation sind die Handelsunternehmen mit den hohen Disagiosatz-Gebühren im Rahmen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs
konfrontiert.
Eurocommerce, der Dachverband des Handels in Europa, dessen Mitglied auch die Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer
Österreich ist, hat schon seit langem die Europäische Kommission auf den fehlenden Wettbewerb im bargeldlosen
Zahlungsverkehr in einigen Mitgliedsstaaten hingewiesen und darauf gedrängt, dass entsprechende Maßnahmen
gesetzt werden, um die Rahmenbedingungen im Kartenmarkt für die Unternehmen zu verbessern.
Der Grund für die hohen Gebühren liegt unter anderem darin, dass zu wenig Wettbewerb bei der Abwicklung
von Kredit und Debit (Bankomat)-karten besteht. In Österreich decken Visa Austria und Europay Austria zu über
80 Prozent den Kreditkartenmarkt ab. Im Debit (Bankomat)-Kartenbereich ist Europay Austria Platzhirsch. An Europay
Austria und Visa Austria sind praktisch sämtliche maßgeblichen inländischen Banken beteiligt.
Der Schlussbericht der Europäischen Kommission wird Ende 2006 veröffentlicht. Festgestellte Probleme
wird die Kommission gemeinsam mit nationalen Wettbewerbsbehörden und Branchenteilnehmern zu lösen versuchen.
Die Bundessparte Handel hofft, dass die seit langem gehegte Forderung nach Wettbewerb, Kostentransparenz und Kostensenkung
auch am österreichischen Kartenmarkt endlich erfüllt wird. |