Salzburg (universität) - Am 29. April – dem Geburtstag von Jean Georges Noverre (1727-1810) – wird
der Welt-Tanztag gefeiert. Durch die Noverre-Studien der langjährigen Leiterin des Archivs, Prof. Sibylle
Dahms, auch zum Zentrum der internationalen Noverre-Forschung avanciert, möchten über laufende Aktivitäten
informieren.
Das in Salzburg angesiedelte Tanz-Archiv ist Fundament der hiesigen Tanzwissenschaft, die durch die 2004 erfolgte
Etablierung einer Professur durch Prof. Claudia Jeschke endlich auch die längst angestrebte offizielle universitäre
Ebene erlangte. Mitarbeiterinnen sind Univ. Ass. Dr. Nicole Haitzinger und Wiss. Mitarbeiterin Mag. Christiane
Karl.
Es gehört zur Politik der Salzburger Tanzwissenschaft sich gleichermaßen mit Theorie und Praxis auseinander
zu setzen, das heißt, das theoretisch Gefundene „am Körper“ zu überprüfen (und umgekehrt).
Dies erweist sich für jene Epochen als besonders dringlich, aus denen zwar eine Fülle an theoretischen
Tanztexten vorhanden ist, nicht aber der Bühnentanz der Zeit selbst in direkter Tradition. Eine solche Epoche
ist die Mozart-Zeit. Aus diesen Jahren stammen zwar die Schriften des vielleicht bekanntesten Tanztheoretikers
– Jean Georges Noverre –, weder der von ihm geforderte noch der – auch zusammen mit Mozart – tatsächlich realisierte
Tanzstil sind jedoch erhalten geblieben.
Malakhov tanzt Mozart in Salzburg
Auf den Materialien des Archivs sowie auf langjähriger Forschung bauend, wenden sich Dahms und Jeschke – Letztere
auch international bekannt durch die Entzifferung der Tanznotation Wazlaw Nijinskis – dem Projekt zu, sich mit
den theatralen Bedingungen des Bühnentanzes des Mozart-Zeit zu befassen und sie am Beispiel der Chaconne aus
Idomeneo zu präsentieren. Dafür ist es gelungen, den herausragenden Tänzerstar der internationalen
klassischen Szene – Vladimir Malakhov – als Interpret zu gewinnen. Mit dem neuen Solo ist Vladimir Malakhov weltweit
gesehen der einzige bedeutende klassische Tänzer, der die Tanzpraxis der Mozart-Zeit in sein Repertoire integriert.
Projekt im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Off Mozart 2006“
„Dokument – Monument – Raum: eine Promenade durch Salzburg“ (kuratiert von Dr. Andreas Backöfer) ist
eine topografische Choreografie. In Form einer Promenade erkundet das Publikum zusammen mit zeitgenössischen
europäischen KünstlerInnen, KuratorInnen und TheoretikerInnen – u.a. Marietta Piepenbrock (Dramaturgin
Ruhrtriennale), João Fiadeiro (Choreograf) sowie Roger Kausch (Videokünstler) – Mozart- und tanzspezifische
Orte/Räume der Stadt. Inhalte und Strukturen der Promenade entwickeln die Teilnehmenden in der Auseinandersetzung
mit Tanz-Dokumenten aus den Derra de Moroda Dance Archives.
Laufende Projekte der Tanzwissenschaft Salzburg
Projekt Prof. Sibylle Dahms „Ballettkompositionen im Kontext der Wiener Klassik“ (zusammen mit Dr. Irene
Brandenburg); Projekt Prof. Claudia Jeschke „Kulturelle Inszenierungen von Fremdheit im Tanztheater des 19. Jahrhunderts
(zusammen mit Dr. Nicole Haitzinger und Mag. Gabi Vettermann); Zusammenarbeit mit der privaten Bruckner-Universität
Linz; Entwicklung von E-Learning Programmen; Beteiligung an der „Kinderuni“; Installation bei uni:Hautnah; Interdisziplinäre
Vorlesungen; Digitalisierung der Bild- und Fotobestände der Derra de Moroda Dance Archives; geplant ist die
Etablierung eines Zentrums „TheaterKulturen im 18. Jahrhundert“
Weitere Aktivitäten für 2006 und 2007
Planungen der internationalen Symposien: „Ausgetanzt! Zur Vertreibung von TänzerInnen aus Mitteleuropa“;
„Forschungsreisen der Tanzwissenschaft im 20. Jahrhundert. Strategien des Sammelns“; „Movimentum et Volumina.
Symposium aus Anlass der 125. Wiederkehr des Geburtstages von Igor Strawinski. |