SPÖ-Klubtagung / Gleichbehandlung  

erstellt am
26. 04. 06

 Heinisch-Hosek: Frauen brauchen Perspektiven
Loipersdorf (sk) - Der zweite Tag der SPÖ-Klubtagung in Loipersdorf stand ganz im Zeichen der Frauenpolitik, insbesondere wurden Beschäftigungs- und Bildungsfragen erörtert. SPÖ-Gleichbehandlungssprecherin Gabriele Heinisch-Hosek beschrieb die Ausgangslage so: "Frauen sind nicht besser als Männer, schlechter aber auch nicht. Trotzdem werden sie schlechter behandelt." Diese Feststellung wurde von den ExpertInnen mit zahlreichen empirischen Untersuchungen belegt. Trotz formal gleicher Qualifikation stellen sich binnen weniger Jahre im Berufsleben große Unterschiede zwischen Männern und Frauen ein, Frauen bekommen weniger Einkommen und bleiben bei der Karriere zurück.

Heinisch-Hosek hielt der Regierung vor, dass die Bereiche Beschäftigung, Bildung und Qualifizierung von Frauen zu den am meisten vernachlässigten zählen. Dem routinemäßigen Hinweis auf die gestiegene Frauenerwerbsquoten stellte Heinisch-Hosek die Tatsache gegenüber, dass der Anstieg praktisch ausschließlich auf Teilzeitbeschäftigung entfalle und auf Kosten von Vollzeitbeschäftigungsverhältnissen gehe. Mittlerweile arbeiten 40 Prozent der Frauen Teilzeit, aber nur für 16 Prozent dieser Gruppe ist das auch die Wunscharbeitszeit.

Im Unterschied zur ÖVP "kümmern wir uns um die Frauen", betonte Heinisch-Hosek. "Wir wollen, dass sie so leben können, wie sie wollen", so die Abgeordnete. Sie präsentierte ein Maßnahmenpaket für Frauen, das sofort nach einem Regierungswechsel umgesetzt werden solle. Darin enthalten sind ein mit 100 Mio. Euro pro Jahr dotierte Bundesfrauenförderungsfonds, eine Reform des Kindergelds mit echter Wahlfreiheit und 100 Millionen Euro für den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen.

Außerdem will die SPÖ-Politikerin zur Verringerung der Einkommensunterschiede von Frauen und Männern die verpflichtende Veröffentlichung der Einkommensstruktur in den Unternehmen. Von diesen Maßnahmen erwartet sich Heinisch-Hosek eine signifikante Verringerung der Einkommensunterschiede.

Frauen überholen Männer bei formaler Qualifikation, bleiben aber trotzdem bei Einkommen und Karriere zurück
Die Arbeitsmarktexpertinnen Regine Wieser und Marie Gutknecht-Gmeiner vom Österreichischen Institut für Berufsbildungsforschung machten anhand von empirischen Daten aus den letzten drei Jahrzehnten deutlich, dass Frauen bei der formalen Qualifikation (also bei den Bildungsabschlüssen Matura bzw. Uni-Abschluss) die Männer bereits überholt haben; dieser Vorsprung wirkt sich aber nicht im Berufsleben aus: "Höhere Abschlüsse werden von Frauen ungleich weniger in gute Jobs und Karrieren umgesetzt." Die Einkommensunterschiede liegen je nach Quelle bei einem Drittel (nach den Daten des Hauptverbands) oder sogar 40 Prozent (ermittelt aus der Lohnsteuerstatistik).

Studie: Nach zehn Jahren haben Frauen 71.000 Euro weniger verdient
Guido Struck von der Wiener Wirtschaftsuniversität berichtet dann die Ergebnisse einer langfristigen Untersuchung von Einkommens- und Karriereverläufen von statistischen Zwillingen (jeweils Männer und Frauen, die sich aber im Übrigen bei ihren sozioökonomischen Merkmalen und in ihrer Persönlichkeitsstruktur nicht unterscheiden). Während sich in den ersten drei Jahren nach dem Berufseintritt weder beim Einkommen, noch bei der Karriere Unterschiede zeigen, sind nach zehn Jahren die Unterschiede dramatisch.

Nach zehn Jahren haben Frauen um 71.000 Euro weniger verdient und sind in der Karriereleiter viel weiter unten geblieben. Dieser Unterschied ist nun keineswegs nur auf Kinder-bedingte Berufsunterbrechungen zurückzuführen; denn auch ohne Karenz haben Frauen nach zehn Jahren 61.000 Euro weniger verdient, mit Karenz liegt der Einkommensabstand bei 95.000 Euro.

Nur 20 Prozent aller in Forschung Beschäftigten sind Frauen
Brigitte Piwonka, die der IT Salon pour elle betreibt (eine Netzwerk zur Förderung von Frauen in der Wirtschaft und Forschung) machte deutlich, dass in der Forschungslandschaft, konkret bei der Beteiligung von Frauen in der Forschung, Österreich im EU-Vergleich Schlusslicht sei, mit nur 19 Prozent Frauen. Auch eine Auswertung der Forschungsansuchen und Bewilligungen zeigt, wie Frauen einerseits unterrepräsentiert sind (nur 20 Prozent der Ansuchen kommen von Frauen) und andererseits benachteiligt werden (die Ansuchen von Männern werden zu 60 Prozent, die von Frauen nur zu 40 Prozent bewilligt).

Bösckör: Die Technik nicht den Männern überlassen
"Die Technik ist nach wie vor eine männliche Spielwiese. Die Frauen sollten die Technik aber nicht den Männern überlassen", erklärte Katharina Bösckör, Marketingleiterin der Unternehmens Festo, in ihrem Referat. Dass Frauen die Technik erobern, sei umso wichtiger, als es in diesem Bereich solide Arbeitsmarktchancen gebe und die Bezahlung eine höhere sei. 80 Prozent der Stellenangebote betreffen technische Berufe. Festo selbst startet mit dem Programm "Leonardo" eine Initiative zur Unterstützung von Frauen in der Technik. Gefordert seien ein geschlechterspezifischer Umgang mit Technik in der Unterstufe, Mädchenprogramme, sowie im Beruf variable Arbeitszeiten und finanzielle Anreizmodelle, so Bösckör.

 

Scheucher-Pichler: 100 Millionen-Euro-Paket für Frauen
Wien (övp-pk) - "Die SPÖ soll endlich aufhören zu jammern und die Initiativen der Regierung zur Kenntnis nehmen", sagte ÖVP-Frauensprecherin Abg.z.NR Mag. Elisabeth Scheucher- Pichler am 25. 04. "Die Bundesregierung hat zahlreiche Maßnahmen im Bereich der Frauenförderung bereits umgesetzt", betonte die ÖVP-Frauensprecherin. Dazu zählen unter anderem die Offensive für Wiedereinsteigerinnen, die Förderung frauenspezifischer Projekte durch das Bundesministerium und die Verbesserung des Gleichbehandlungsgesetzes, so Scheucher-Pichler weiter.

Die SPÖ sei daran erinnert, dass sie gemeinsam mit der ÖVP ein 285 Millionen-Euro- Beschäftigungs-Paket beschlossen habe, in dem 100 Millionen Euro für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für Frauen vorgesehen seien. "Intelligente Frauenpolitik erschöpft sich nicht in der Forderung nach höheren Mitteln, sondern nützt bestehende Strukturen und Instrumente", bekräftigte Scheucher-Pichler. Bestes Beispiel dafür sei die konsequente Integration von Frauenanliegen in die Gesundheitspolitik durch Frauenministerin Maria Rauch- Kallat, so Scheucher-Pichler abschließend. 

 

Achleitner: "Wenn das alles ist…"
Wien (bzö) - "Wenn das alles ist, was die SPÖ in Sachen Frauenpolitik zu bieten hat, kann man nur den Kopf schütteln. Denn die geforderten Förderungen für Weiterbildungsmaßnahmen für Frauen stehen seit 1.Jänner 2006 bereits zur Verfügung", erklärte die BZÖ-Frauensprecherin Abg.z.NR DI Elke Achleitner.

Durch die im November 2005 beschlossenen Beschäftigungsoffensive könne das AMS bereits seit 1. Jänner 2006 gezielte Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für Frauen, insbesondere für Wiedereinsteigerinnen anbieten. Das Problem liege aber in der Unfähigkeit des AMS, diese Maßnahmen wirkungsvoll zu organisieren. So sagte der AMS-Chef Buchinger kürzlich in einem Interview:"Momentan würde sich niemand im AMS mehr Mittel wünschen. Es ist ganz ehrlich gesagt ein ziemlicher Stress im AMS, in dem Ausmaß sinnvolle, wirkungsvolle Maßnahmen zu konzipieren."

"Anstatt leere Phrasen zu dreschen, sollen sich die Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ selbst bei der Nase nehmen. Der SPÖ-dominierte ÖGB soll bei Kollektivverhandlungen gerade in frauenspezifischen Branchen seiner Aufgabe nachkommen und endlich bessere Löhne ausverhandeln. Aber offensichtlich versinkt der ÖGB momentan im selbst gemachten Sumpf und hat für die Sorgen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gar keine Zeit mehr", so Achleitner abschließend.

 

Weinzinger: Schluss mit Frauen-Benachteiligung in der Medizin
Wien (grüne) - "Schluss mit der Frauen-Benachteiligung in der Medizin: Frauen und ihre Interessen müssen im Gesundheitswesen stärker verankert werden", fordert die Frauensprecherin der Grünen, Brigid Weinzinger. Das beginne bereits bei der Behandlung, denn am Beispiel des Herzinfarktes werde erschreckend sichtbar, dass Frauen noch immer mit falscher Medikamentierung und mit grundlegenden Problemen bei der Rehabilitation und Prävention konfrontiert seien. "Eine geschlechterdifferenzierte Sichtweise würde eine bessere Diagnostik sowie eine Erhöhung der Behandlungsqualität für Frauen und Männer zur Folge haben", meint Weinzinger.

Ebenso großen Handlungsbedarf sieht Weinzinger auf dem Gebiet der Erforschung von Medikamentennebenwirkungen. "Auf Beipacktexten finden sich bisher keine oder kaum Hinweise auf geschlechtsspezifische Wirkung oder Nebenwirkung von Medikamenten und ihre unterschiedlichen Dosierungen für Frauen und Männer. Die Grünen fordern daher die Finanzierung von epidemiologischen Untersuchungen zu Vorkommen und Behandlung von frauenspezifischen Erkrankungsbildern", so Weinzinger.

Auch im Bereich der beruflichen Tätigkeit im Gesundheitswesen zeige sich die Benachteiligung von Frauen. Während 78 Prozent der Angehörigen von Gesundheitsberufen Frauen sind, ist der Frauenanteil in Führungspositionen ein sehr geringer. Nur neun Prozent der PrimarärztInnen und UniversitätsprofessorInnen sind Frauen. "Karrierechancen für Frauen sind nur mangelhaft entwickelt und frauenspezifische Lebenssituationen werden zu wenig berücksichtigt. Es ist daher dringend notwendig Maßnahmen zu treffen, um den Anteil von Frauen in Führungspositionen in Medizin und Forschung zu erhöhen“ fordert Weinzinger abschließend.
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

     
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