BP Fischer: Auslandsösterreicher sind Gesamtvisitenkarte
Österreichs
Wien (pk) - Zur Ausstellung "Das 10. Bundesland – Die Auslandsösterreicher in aller Welt"
luden Nationalratspräsident Andreas Khol und der Auslandsösterreicher-Weltbund unter dessen Präsidenten
Gustav Chlestil am 25. 04. in das Parlament. An der Eröffnung nahm auch Bundespräsident Heinz Fischer
teil.
Khol fordert echte Briefwahl für AuslandsösterreicherInnen
Nationalratspräsident Andreas Khol nahm die Eröffnung zum Anlass, ein echtes Briefwahlrecht für
die AuslandsösterreicherInnen sowie deren institutionalisierte Vertretung im Parlament zu fordern (siehe PK-Meldung
Nr. 353 vom 25. April 2006). Die ausländischen Bürger und Bürgerinnen seien die Botschafter österreichischer
Kultur, österreichischer Lebensart und österreichischer Wirtschaftskraft. Der Nationalratspräsident
sprach damit dem Präsidenten des Auslandsösterreicher-Weltbundes, Gustav Chlestil, "aus der Seele",
wie dieser in einer Replik darauf betonte. Italien habe gezeigt, dass AuslandsbürgerInnen durchaus Einfluss
nehmen können. Seine Organisation bemühe sich seit Jahren um eine echte Briefwahl und eine institutionalisierte
Vertretung und kümmere sich auch um Staatsbürgerschaftsfragen.
Bundespräsident Heinz Fischer: Möglichkeiten einer engen Zusammenarbeit nützen
Bundespräsident Heinz Fischer ging ebenfalls auf den Vorschlag ein und meinte, man sei gut beraten,
die Möglichkeiten einer engen Zusammenarbeit zu nützen und dazu gehöre auch die Teilnahme am politischen
Geschehen. Es bestehe durchaus Konsens, die Beteiligung an Wahlen für die AuslandsösterreicherInnen reibungslos
zu gestalten und ihnen Chancengleichheit zuzugestehen. Über eine institutionelle Vertretung sei ein konstruktives
Nachdenken durchaus sinnvoll, sagte Fischer.
Jedes Land sollte sich um seine AuslandsbürgerInnen kümmern, weil sie Teil des menschlichen, ökonomischen
und wissenschaftlichen Kapitals sind, so der Bundespräsident. Die Gründe, warum österreichische
Bürgerinnen und Bürger ihren Lebensmittelpunkt außerhalb Österreichs gesucht haben, seien
vielfältig. Viele aber hätten das Land nicht freiwillig, sondern unter schwierigen Umständen und
unter Lebensgefahr verlassen, weshalb er es begrüße, dass man gerade dieser Gruppe heute besondere Aufmerksamkeit
zuwende. Beachtlich wertete es der Bundespräsident, dass eine große Anzahl der AuslandsösterreicherInnen
in den verschiedensten Bereichen große Erfolge erzielen konnten und können. Die zahlreichen MitbürgerInnen
im Ausland seien eine Gesamtvisitenkarte Österreichs, bekräftigte Fischer.
Gustav Chlestil: AuslandsösterreicherInnen tragen große Verantwortung für das Image Österreichs
"Wenn es uns nicht gäbe, dann müsste man uns erfinden", begann Gustav Chlestil seine Ausführungen
und wies darauf hin, dass ca. 500.000 österreichische StaatsbürgerInnen im Ausland leben. Dieses riesige
Potential an internationaler Erfahrung sollte man in Österreich mehr als bisher nutzen, stellte Chlestil fest.
Für Menschen, die Österreich nicht kennen, seien die AuslandsösterreicherInnen diejenigen, die das
Bild des greifbaren und erlebbaren Österreichs prägen. Sie trügen daher eine große Verantwortung
für das Image Österreichs in der Welt. Globalisierung sei kein Gegensatz zur Heimat, die Heimatverbundenheit
hänge nicht von der Entfernung ab, bemerkte Chlestil, um die Beziehung der AuslandsösterreicherInnen
zu ihrem Land zu skizzieren. Heimat sei der Ursprung, eine Melodie, ein Duft oder auch nur der Tonfall eines Wortes.
Manchmal habe jemand Heimweh und das sei wie Liebeskummer.
Günter Dürigl: Ausstellung ist Denkanstoß zur Bewusstseinsbildung
Die Ausstellung bezeichnete Chlestil als einen Denkanstoss zur Bewusstseinsbildung, dass es dieses 10. Bundesland
gibt. Sie soll auch beispielhaft verstanden werden, ergänzte Günter Düriegl, der wissenschaftliche
Leiter der Ausstellung, und umfasse die Spannweite dessen, was die Existenz von AuslandsösterreicherInnen
bedeute. Am Ausgangspunkt stehe ein Auswanderungskoffer eines Burgenländers, diagonal gegenüber befinde
sich der Schaukelstuhl von Billy Wilder, ein Produkt der österreichischen Firma Thonet, das dem berühmten
Regisseur in der Fremde gedient habe.
Es lohne sich, über das Leben im Ausland nachzudenken, weil man dann der Frage nachgehe, was Identität
ausmacht, fuhr Dürigl fort. Er zeigte sich davon überzeugt, dass Österreich etwas zutiefst Europäisches
auszeichne, und erinnerte an die europäische Tradition mit ihren vielfältigsten kulturellen Einflüssen.
Als Gäste der Ausstellung begrüßte Nationalratspräsident Andreas Khol die Präsidentin
des Bundesrates Sissy Roth-Halvax, Altbundespräsident Kurt Waldheim und die ehemaligen Minister Willibald
Pahr, Peter Jankowitsch, Werner Fasslabend, Franz Hums, den ehemaligen Präsidenten des Rechnungshofs Franz
Fiedler und den Vorgänger an der Spitze der Auslandsösterreicher Fritz Molden.
Für die musikalische Umrahmung sorgte die "Kärntner Stubn Musik" aus Berlin.
Die Ausstellung will dem Wirken der im Ausland lebenden Österreicherinnen und Österreicher Rechnung tragen
und berichtet über das so genannte "10. Bundesland", das einen unverzichtbaren Beitrag zur Identität
Österreichs leistet. Zwischen dem genannten Auswanderungskoffer und dem Schaukelstuhl Billy Wilders bewegen
sich thematisch unterschiedliche Aspekte der Schicksale, Tätigkeiten und der Leistungen der AuslandsösterreicherInnen.
Die Dynamik ihres Lebens wird auch durch die Architektur der Ausstellungselemente unterstrichen, auf die Bilder,
Informationen und Graphiken projiziert werden.
Die Ausstellung ist bis 16. Mai im Rahmen von Parlamentsführungen zugänglich. |