Ästhetische Bildung - Modelle und Perspektiven in Europa  

erstellt am
26. 04. 06

Internationale Fachtagung des "BÖKWE" (Berufsverband der österreichischen Kunst- und WerkerzieherInnen) - 3. bis 6. Mai 2006
Graz (bökwe) - Der Berufsverbands der österreichischen Kunst- und WerkerzieherInnen (BÖKWE) nimmt sein 50jähriges Bestehen zum Anlass, eine internationale Fachtagung zu veranstalten, die unter dem Motto "Ästhetische Bildung - Modelle und Perspektiven in Europa" steht. Ziel dieses Forums ist der Austausch und die Analyse von Modellen ästhetischer Bildung. In einer vorwiegend visuell dominierten Lebenswelt, in der durch die Herausforderungen der Globalisierung, technischer Innovationen und soziokultureller Veränderungen verbindliche Maßstäbe des Handelns nicht mehr zu haben sind, scheint die aufbrechende Orientierungslosigkeit durch eine zunehmende Ästhetisierung aller Lebensbereiche kompensiert zu werden. Alles wird heute in Szene gesetzt, um als verkitschtes Produkt, als "Erlebnis" vermarkt- und konsumierbar dem Diktat der Ökonomisierung zu gehorchen.

Die united colours of benneton kennen de facto keinen Rassismus. Sitten und Gebräuche der Moslems ängstigen niemanden, wenn diese im musealen Raum ausgestellt werden. Nur mittels Ästhetisierung wird die Kultur der Anderen akzeptabel. Die Probleme des Miteinander werden dadurch nicht gelöst - frei nach Schwitters: "Wer unliniert ist, muss irgendwann feststellen, dass die Welt um ihn herum liniert ist."

Als besonderes Projekt internationaler Ausrichtung findet im Rahmen der Fachtagung in Kooperation mit der Österreichischen Unesco-Kommission und dem Landesmuseum Joanneum/Kunsthaus Graz ein Workshop zur zeitgenössichen Kunst für SchülerInnen (16-17 J.) und LehrerInnen aus allen österreichischen Bundesländern und den europäischen Ländern Kroatien, Tschechische Republik, Estland, Deutschland, Ungarn, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, der Schweiz und Finnland statt. Ergebnisse dieses Projekts werden am Freitag, 04.05.06 um 19.00h, im Kunsthaus Graz präsentiert.

Der Ästhetischen Bildung kommt innerhalb der Schule eine Schlüsselrolle als Vermittlerin von kultureller Bildung, Erziehung zu kritischer Auseinandersetzung mit visuellen Phänomenen aus Kunst, Medien, Unterhaltung, Mode, Design, Architektur und Alltagsästhetik zu. Ästhetisches Denken und Handeln ermöglichen es erst, verschüttete Bedürfnisse der Menschen zu artikulieren und damit jene Betroffenheit hervorzurufen, die keine plakative rhetorische Anteilnahme inszeniert, sondern aufgrund der Erschütterung das Individuum von Klischees und Traditionen in reflexive und erkennende Distanz zu den eigenen Erfahrungen treten lässt.

Wird unser derzeitiges Bildungssystem diesen Anforderungen gerecht oder anders gefragt: Wie würden die Ergebnisse einer PISA-Untersuchung zu "ästhetischer Kompetenz" ausfallen? Wie steht es um das Verhältnis von "funktionalem Analphabetismus" zu "visuellem Alphabetismus"? Wie ist es um die Bildkompetenz der "Playstation-Generation" bestellt? Wie steht es um das politische und gesellschaftliche Bewusstsein bezüglich der enormen Wichtigkeit der kreativen Fächer im schulischen Bildungskanon?

Ästhetische Bildung fördert die Orientierungs- und Reflexionsbereitschaft, sowie die Fähigkeit, offene, ambivalente Situationen nicht nur auszuhalten, sondern solche Bedingungen wiederholt herzustellen, um daraus neue Sichtweisen zu beziehen. By the way: Wichtige Wirtschaftsbereiche wie das gesamte Spektrum der "Creatve Industries", zunehmend immer mehr auch die Tourismuswirtschaft und Gastronomie sowie der Handel wären ohne diese kreativen Strategien weit weniger wettbewerbsfähig und erfolgreich.

Die Praxis der Kunst stellt für die Konventionen des täglichen Lebens eine Gefahr da, weil sie alles in einem anderen Blickwinkel erscheinen läßt. Dies hatte der Surrealist Picabia im Auge als er uns darauf hinwies, dass der Kopf rund ist, damit das Denken die Richtung ändern kann. Nur der Banause rast durch die Einbahn direkt in die Sackgasse.

Informationen: http://www.boekwe.at/
     
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