Wien (bmi) - Kanadas Mounties besuchten Innenministerin Liese Prokop. Die "königlich berittene
Polizei", die für ihre rot-schwarze Paradeuniform berühmt ist, informierte sich über die Zusammenführung
von Polizei und Gendarmerie.
Hoch zu Roß, in scharlachroten Uniformjacken und breitkrempigen Hüten gelten die "Mounties"
weltweit als Symbol Kanadas. In unzähligen Hollywoodfilmen, Büchern und Comics wurden die Mitglieder
der - ehemals - berittenen Polizei zum Sympathieträger ihres Landes. In diesem Sommer feiert die Truppe, die
im vergangenen Jahrhundert für die friedliche und geordnete Besiedlung des kanadischen Westens sorgte, ihr
125-jähriges Bestehen.
Den Anstoß zur Gründung der Polizei, die seit 1920 den Namen Royal Canadian Mounted Police (RCMP) trägt,
gab Kanadas erster Ministerpräsident John A. Macdonald. Die Rotröcke sollten Recht und Ordnung in die
damaligen Nordwestterritorien bringen, die heutigen Prärieprovinzen Alberta und Saskatchewan. Die gesetzliche
Grundlage wurde 1873 geschaffen, im Folgejahr nahmen die ersten 300 Polizisten ihre Arbeit im noch weitgehend unbesiedelten
Westen des Landes auf.
Die "Mounties" überwachten die Einhaltung von Verträgen zwischen der Regierung in Ottawa und
den Indianern, und sie vertrieben amerikanische Whiskyhändler, deren Produkte die Gesundheit der Ureinwohner
zerstörten. Zudem halfen sie bei der Bekämpfung von Präriebränden und standen den Siedlern
in Notfällen zur Seite. Von Anfang an kontrollierten sie auch die Siedlungen der weißen Zuwanderer,
so daß Revolver, Gewehr und private Selbstverteidigung im kollektiven Bewußtsein der Bevölkerung
nie den Stellenwert erreichten wie südlich der Grenze in den USA.
Nach Fertigstellung der transkanadischen Eisenbahnlinie 1885 erweiterten auch die "Mounties" ihr Einsatzgebiet,
neue Polizeiposten entstanden. Als 1896 im Yukon-Territorium Gold entdeckt wurde, reagierte die Regierung schnell:
Bis zum Höhepunkt des Goldrauschs zwei Jahre später wurde die Truppe dort von 19 Mann auf 285 aufgestockt.
Im 20. Jahrhundert schließlich wurde das Einsatzgebiet der Polizei nach und nach im Rest des Landes erweitert,
und 1920 erhielt die RCMP die Zuständigkeit für die Polizeiaufgaben des Bundes. In den beiden Weltkriegen
kämpften Einheiten der RCMP in Europa.
In jüngster Zeit beteiligten sich die "Mounties" an internationalen Polizeieinsätzen im Rahmen
der UN, beispielsweise in Namibia und im ehemaligen Jugoslawien.
Seit 1966 gehört die Reitausbildung nicht mehr zum normalen Programm der RCMP. Rote Jacke und Hut sind besonderen
Gelegenheiten vorbehalten, die Alltagsuniform ist in schlichtem Blau gehalten. Seit 1974 nimmt die Truppe auch
Frauen auf, mittlerweile liegt ihr Anteil unter den rund 15000 "Mounties" bei mehr als zehn Prozent.
Mitte der 80er Jahre begann die Polizeiführung darüber hinaus, verstärkt Indianer und Mitglieder
anderer Minderheiten anzuwerben, deren Sprachkenntnisse und kulturelles Einfühlungsvermögen zur Konfliktbewältigung
beitragen sollen. Die Zahl der Hochschulabsolventen ist mit rund zwei Drittel der Neuzugänge ungewöhnlich
hoch, viele haben zuvor auch schon einen anderen Beruf ausgeübt.
Noch heute ist die RCMP die Bundespolizei mit nahezu 20.000 vereidigten Mitgliedern. |