Erstmals Kunstwerke in Ausschusslokalen zugänglich
Wien (pk) - Nationalratspräsident Andreas Khol führte am 03. 05. persönlich durch
das Besucherzentrum und die Ausschusslokale des Parlaments, um das Programm "Zeitgenössische Kunst im
Parlament" vorzustellen. Dort werden die Werke verschiedener Künstlerinnen und Künstler in einem
zeitlichen Rhythmus von etwa einem halben Jahr gezeigt. Die Ausschusslokale, in denen oft harte und lange politische
Diskussionen stattfinden, sind somit heute auch Ort für die Präsentation aktueller österreichischer
Kunstwerke, die in Zukunft im Rahmen von Spezialkunstführungen auch öffentlich zugänglich sein werden.
"Ich freue mich, dass es gelungen ist, das Parlament wieder ein Stück mehr, diesmal für Kunstinteressierte,
zu öffnen", betonte Hausherr Andreas Khol. Ziel sei es, Politikerinnen und Politiker, vermehrt aber auch
Besucherinnen und Besucher im Parlament damit zu konfrontieren, was es heute bedeutet, in Österreich Kunst
zu machen. Wie der Nationalratspräsident unterstrich, gelte sein Interesse besonders der Förderung jener
Künstlerinnen und Künstler, die das Kunstgeschehen mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten
Jahren massiv mitbestimmen werden.
Konzipiert wurde das Projekt von Peter Pakesch, dem Intendanten des Landesmuseums Joanneum Graz, der für die
laufende Ausstellung auch als Kurator gewonnen werden konnte. Wie Peter Pakesch ausführte, hängt die
Auswahl der Künstlerinnen und Künstler von ihrer Positionierung im augenblicklichen österreichischen
Kunstgeschehen ab. Den Anfang machten in den letzten Monaten Thomas Baumann, Maria Lassnig, Gerwald Rockenschaub,
Manfred Willmann, Erwin Bohatsch und Michael Kienzer. Nunmehr sind die Arbeiten von Adriana Czernin (Lokal II),
Erwin Wurm (Lokal III), Esther Stocker (Lokal IV), Maja Vukoje (Lokal V), Johanna Kandl (Lokal VIa), Marc Adrian
(Lokal VIII), Herbert Brandl (Zentralgarderobe) und Eva Schlegel (Besucherzentrum und Pressezentrum) zu sehen.
Mit dem Bild "Betriebsbesichtigung" von Johanna Kandl, das vom Parlament angekauft wurde, habe man sozusagen
die Bürgerinnen und Bürger ins Haus hereingeholt, sagte Präsident Khol. Das Bild zeigt eine Filiale
der Firma BauMax in Wien, womit mehrere Themen angesprochen werden. Es befasst sich nicht nur mit der Arbeitsplatzsituation
und dem Image von Unternehmen, sondern beleuchtet durch die Wahl der Firma die Unternehmerpersönlichkeit Essl
und dessen Aktivitäten zur Förderung moderner Kunst.
Esther Stocker und Marc Adrian setzen sich in ihren Werken mit der Wahrnehmung auseinander, in dem sie zu zeigen
versuchen, wie sehr man getäuscht werden kann. So vermitteln etwa Adrians Bilder Bewegung, wo keine Bewegung
ist. Esther Stocker beschäftigt sich mit räumlichen Wahrnehmungen und mit der Frage, unter welchen Bedingungen
wir etwas wahrnehmen. Eine spannende Auseinandersetzung mit der Architektur, so Peter Pakesch, bieten die Arbeiten
von Erwin Wurm. Darin werden Menschen in der Architektur zur Skulptur, wie er erklärte. Mit Bildern, geprägt
von floralen Ornamenten, die an blühende Gärten und prachtvoll dekorierte Räume erinnern, präsentiert
sich Adriana Czernin. Als eine prononcierte gegenständliche Malerin wurde Maja Vukoje von Peter Pakesch charakterisiert,
während in Herbert Brandls Werk der scheinbare Widerspruch gegenständlichen und ungegenständlichen
Bildschaffens und die Aufhebung dessen eine wichtigen Aspekt darstellt. Die Frauenporträts von Eva Schlegel,
die sich ebenfalls im Eigentum des Parlaments befinden, wirken sehr privat, womit man bewusst einen Widerspruch
zum offiziellen Charakter des Parlamentsgebäudes herstellen wollte.
Führungen durch die laufende Ausstellung finden am 27. Mai, 24. Juni, 29. Juli und 26. August jeweils um 11.30
Uhr statt. Ausgangspunkt ist das Besucherzentrum des Parlaments. Ein Führungsticket kostet € 2.-.
Über das Projekt "Zeitgenössische Kunst im Parlament" ist im Rahmen der Schriftenreihe "Parlament
Transparent" für August 2006 eine eigene Publikation geplant. |