Grete Laska eröffnet Jubiläumsfest im Anna-Freud- Kindergarten
Wien (rk) - Auf den ersten Blick unterscheidet sich der Anna Freud-Kindergarten in Währing
nicht von anderen Wiener Kindergärten. Auf den zweiten Blick sieht die Situation schon anders aus, denn hier
wird tagtäglich Entwicklungs-Förderung von Kindern (und Erwachsenen!) mit Forschung und Lehre verknüpft
und die enge Verschränkung von Pädagogik und Tiefenpsychologie gelebt. "Das Ergebnis sind kleinere
und größeren Forschungsprojekte rund um das Thema Kindergartenpädagogik und deren Ergebnisse fließen
wieder in den Kindergartenalltag ein", erklärt Vizebürgermeisterin Grete Laska. "Und so arbeitet
Wien laufend an seiner pädagogischen Qualität, die österreichweit beispielgebend ist." Die
Kinderstadträtin wird am 4. Mai um 9 Uhr gemeinsam mit Bezirksvorsteher Karl Homole den Festakt zum 25jährigen
Jubiläum des Anna-Freud-Kindergartens in der Gersthofer Straße feierlich eröffnen.
Pionierarbeit in der pädagogischen Forschung
Seit seiner Gründung hat der Anna Freud-Kindergarten in verschiedenen Bereichen des Kindergartenalltags Pionierarbeit
mit seiner Forschungsarbeit geleistet. Die Forschungsarbeit wird seit vielen Jahren eng vom Psychoanalytiker Dr.
Karl Purzner begleitet. "So wurde etwa die Bedeutung der Märchen und deren Auswirkungen auf das Kind
und die PädagogIn intensiv wissenschaftlich behandelt und die Erkenntnisse zunächst in Märchenseminaren
im Anna-Freud- Kindergarten weitergeben", erzählt der Psychoanalytiker und fügt hinzu: "Später
folgte eine Publikation zu dem Thema, von der Teile sogar ins Japanische übersetzt worden sind." Sehr
früh spielte die psychoanalytisch orientierte Stressforschung eine große Rolle: bedeutet doch die entwicklungsfördernde
Bewältigung der Eingewöhnungssituation im Kindergarten für alle Beteiligten und Betroffenen eine
beanspruchende Aufgabe. Später rückten immer mehr organisationsbezogene Themen in den Vordergrund, wobei
deutlich wurde, wie sehr die fachliche Qualität im Kindergarten von der Güte der organisatorischen Leistungen
abhängt. Deshalb wurde in den letzten Jahren für den Bereich der Qualitätssicherung ein für
alle städtische Kindergärten verbindlicher Leitfaden erarbeitet, der sowohl den pädagogischen Bereich
als auch die Ausstattung betrifft. Wichtige Grundlagen, die auch für den ersten Wiener Bildungsplan im frühkindlichen
Alter von großer Bedeutung sind.
Forschungsergebnisse fließen in die tägliche Arbeit ein
Der Anna Freud Kindergarten wurde auf Initiative von Dr. Hannah Fischer 1981 - als Wahrzeichen für
das Wirken von Anna Freud - in Gersthof eröffnet. Anna Freud, die Tochter des Begründers der Psychoanalyse,
hat ihr Lebenswerk der Erforschung der kindlichen Entwicklung gewidmet, um besseres Verständnis für die
kindlichen Bedürfnisse zu erreichen. "Was das Kind zwischen dem ersten und sechsten Lebensjahr zu erwerben
hat, ist mehr als je im späteren Leben", hat Anna Freud immer wieder betont. In ihrem Sinne wird der
Alltag im Anna Freud-Kindergarten besonders im Hinblick auf seine unbewussten und konflikthaften Anteile erforscht
und dokumentiert. Es geht dabei vor allem darum, sowohl die entwicklungsbehindernden als auch die entwicklungsfördernden
Faktoren bewusst zu machen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse können anderen KindergartenpädagogInnen
in Form von Weiterbildungsveranstaltungen zugänglich gemacht werden und fließen auf diese Art in die
tägliche pädagogische Arbeit in den Kindergärten der Stadt Wien ein. |