Neue Studie zum Klimaschutz in Wien  

erstellt am
02. 05. 06

Internationale Klimakonferenz mit hochkarätigen ExpertInnen von 4.-6. Mai im Wiener Rathaus
Wien (rk) - 2,2 Millionen Tonnen CO2 spart die Stadt Wien durch das Klimaschutzprogramm KliP jährlich ein. "Wien hat dank intensiver Klimaschutzmaßnahmen die niedrigsten Pro-Kopf- Emissionen an Treibhausgasen österreichweit, nämlich 5,9 - wie die aktuellen Zahlen des Umweltbundesamtes belegen. Der Österreich- Durchschnitt liegt bei 11,3 Tonnen pro Kopf", so Umweltstadträtin Ulli Sima am 02. 05. im Rahmen des Bürgermeister- Mediengespräches. Die Effizienzsteigerungen im Kraftwerkspark verbunden mit dem Fernwärmeausbau und den Projekten zur Nutzung Erneuerbarer Energieträger bringen einen enormen Klimaschutzeffekt, nämlich eine Reduzierung des jährlichen CO2- Ausstoßes von rund 1,3 Mio. Tonnen. Zentrale Bedeutung für den Klimaschutz hat darüber hinaus die kommunale Wiener Abfallwirtschaft, wie eine aktuelle Studie belegt.

Neue Studie: 780.000 Tonnen Treibhausgas-Emissionen durch moderne Abfallverwertung eingespart
Investitionen in die moderne Abfallbehandlung wirken sich auch für das Klima positiv aus, das zeigt eine Studie der "Gesellschaft für umfassende Analysen - GUA" unter Univ.-Prof. Albert Hackl. Vor allem die thermische Behandlung des Restmülls mit Fernwärmeauskoppelung, die getrennte Sammlung von Bioabfällen und deren Kompostierung tragen aktiv zum Klimaschutz in Wien bei. Weil die Stadt Wien bereits frühzeitig auf die thermische Abfallbehandlung inklusive Abwärmenutzung und die Kompostierung gesetzt hat, wurden laut Studie im Jahr 2004 um rund 780.000 Tonnen CO2-Äquivalente weniger emittiert, als im Falle einer Deponierung der kommunalen Abfälle.

In einer Hochrechnung für 2010 geht die Studie davon aus, dass sich durch die weitere Modernisieurng der Abfallwirtschaft durch Inbetriebnahme der MVA Pfaffenau und der Biogasanlage sowie durch die weitere Optimierung der Kompostierung die Treibhausgas- Emissionen in Wien um weitere 9 % reduzieren werden.

Seit 1990 bis heute ist eine Reduktion von 25 % zu verzeichnen. "Wien hat mit der thermischen Abfallbehandlung gekoppelt, mit der Erzeugung von sauberer Energie die Weichen schon vor Jahren in die richtige Richtung gestellt, die positiven Auswirkungen auf Umwelt und Klimaschutz sind unübersehbar", so Sima.

Die Emissionsgutschriften (= Ersparnisse an treibhausgasrelevanten Emissionen) aus der Gewinnung von Fernwärme, Strom und Kompost sind seit 1990 deutlich gestiegen (+67%) und werden auch zukünftig deutlich weiter steigen (+22%). Die Gründe für die vermehrten Ersparnisse sind in erster Linie die Steigerung der Leistung der thermischen Anlagen, der Ausbau des Fernwärmenetzes und die Steigerungen der erzeugten Kompostmengen. Bereits im Jahr 2004 ist die Ersparnis an Emissionen durch Energieerzeugung ähnlich groß wie die freigesetzten Emissionen. Dieser Effekt wird 2010 noch wesentlich deutlicher sein. Für die dritte Müllverbrennungsanlage (MVA 3) in Simmering erfolgte kürzlich die Grundsteinlegung, es werden dort ab Herbst 2008 rund 250.000 Tonnen Restmüll zu sauberer Energie, konkret werden künftig 65 GWh Strom und 410 GWh Fernwärme erzeugt. Die Fernwärmeleistung der Anlage entspricht der Anschlussleistung von ca. 12.000 Wiener Haushalten für Raumheizung und Warmwasseraufbereitung, die erzeugte Wärmemenge entspricht dem Jahresverbrauch von ca. 50.000 Wiener Haushalten. Mit dem produzierten Strom können ca. 5.300 Haushalte versorgt werden. Zwtl: Biogas Wien - Klimaschutz mit Biomüll

10.000 Tonnen biogene Abfälle aus der Biotonne und 7.000 Tonnen Speisereste aus Wiener Großküchen und anderen Quellen werden im Vollbetrieb der ersten Ausbaustufe in der Biogas Wien zu wertvoller Energie verarbeitet. Bei der Erzeugung von Biogas mit einem Energieinhalt von ca. 11,2 GWh pro Jahr in der ersten Ausbaustufe ergibt sich im Vergleich zur konventionellen Energieerzeugung eine Einsparung von 3.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Das ist ein wichtiger Schritt zur Erreichung des ehrgeizigen Ziels, das sich Wien mit seinem Klimaschutzprogramm (KliP) gesetzt hat. Die Anlage kann auf eine Jahreskapazität von 34.000 Tonnen erweitert und ausgebaut werden, 600 Wiener Haushalte können dann mit Fernwärme versorgt werden.

Aktiver Klimaschutz: Weltgrößtes Wald-Biomassekraftwerk und thermische Wohnhaussanierung THEWOSAN
Mit dem weltgrößten Wald-Biomassekraftwerk Simmering werden künftig fossile Brennstoffe von rund 72.000 Tonnen Steinkohle oder 47.000 Tonnen Heizöl oder 40.000 Tonnen Erdgas eingespart. Dieses Kraftwerk wird eine Reduktion von jährlich zusätzlichen 144.000 Tonnen CO2-Emissionen in Wien bringen.

Bei Erneuerbarer Energie für Strom und Fernwärme ist Wien seit Jahren vorbildlich. Zu den zahlreichen Anlagen, wie Photovoltaikanlagen, acht Windkraftanlagen, Kühlwasser- Auslaufturbinenanlage Kraftwerk Simmering oder Deponiegasverstromungsanlage Rautenweg kamen 2005 das Kleinwasserkraftwerk Nußdorf und der Windpark Unterlaa hinzu.

Ein weiteres erfolgreiches Modell ist die thermische Wohnhaussanierung THEWOSAN, im Rahmen derer in den letzten sechs Jahren die Sanierung von mehr als 48.000 alten Wohnungen mit 156 Mio. Euro gefördert wurde. Die durch Thewosan ausgelösten durchschnittlichen Sanierungsinvestitionen von 90 Mio. Euro jährlich sichern 2.000 Arbeitsplätze im Bau- und Baunebengewerbe. Im laufenden Jahr sollen weitere 6.000 Wohnungen gefördert thermisch saniert werden.

Mit Ökoförderungen wird das Klima in Wien jährlich um 75.000 Tonnen CO2 entlastet. Auch die Wiener Solarförderung - österreichweit die Beste - ist ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz in Wien, das Förderangebot wurde im letzten Jahr erstmals ausgeschöpft. Dazu kommen u.a. die Förderung von energie- effizienten Brennwertgeräten sowie der Ausbau des Fernwärmenetzes.

"Startschuss" für "KliP II"
Die Wiener Klimaschutzbemühungen werden nicht im Jahr 2010 mit dem Auslaufen des KliP enden, sondern konsequent weiterlaufen. Der Startschuss für die Arbeiten zur Fortschreibung des Wiener Klimaschutzprogramms für die Zeit nach 2010 fällt in diesen Tagen. Auf der Basis einer Evaluierung der bisherigen KliP- Umsetzungsmaßnahmen wird unter Federführung der in der Magistratsdirektion angesiedelten Stabstelle "Klima- schutzkoordination" in einem mehrjährigen kooperativen Prozess unter Einbindung von WissenschafterInnen ein Vorschlag ausgearbeitet werden, wie die Wiener Klimaschutzpolitik nach Ablauf des KliP (2010) fortgesetzt werden sollte. Hier werden nicht nur - wie bisher - Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen enthalten sein, sondern auch die erforderlichen Anpassungsmaßnahmen auf den bereits Realität gewordenen Klimawandel.

CO2 Zertifikate für Kraft-Wärme-Koppelung
Wichtiger Bestandteil des Klimaschutzes in Wien ist die gemeinsame Erzeugung von Strom und Fernwärme in den Kraft-Wärme- Kopplungen. Es gibt keine effizientere Art der Nutzung von Brennstoffen. Wien unternimmt viel, um die Fernwärme und damit die KWK auch in Zukunft noch stärker auszubauen. Entscheidend dabei ist die bevorstehende Zertifikatszuteilung beim Emissionshandel. "Hier ist die Bundesregierung gefordert, der Kraft-Wärme-Kopplung ausreichend Zertifikate zuzuteilen. Nur unter der Vorraussetzung, dass die Emissionseinsparung, welche die Kraft-Wärme-Kopplung erzielt, ihr auch bei der Zuteilung von Emissionszertifikaten zugute kommt, ist der Klimaschutz in Wien auch in Zukunft zu gewährleisten", so Sima.

Internationale Klimakonferenz 4. - 6. Mai im Rathaus
Diese Woche ab Donnerstag treffen sich in Wien hochkarätige KlimaschutzexpertInnen im Rahmen der 14. Internationalen Klima- Bündnis-Jahreskonferenz. Teilnehmen werden unter anderem Dennis Meadows, der durch seinen Bericht "Grenzen des Wachstums" bekannt wurde, weiters Klimaforscherin und Wissenschafterin des Jahres 2005 Helga Kromp-Kolb, Renate Christ vom International Panel on Climate Change und indigene VertreterInnen aus Brasilien. "Wir werden breit über den globalen Klimawandel und die Gegenstrategien diskutieren, Wien wird das umfassende Klimaschutzprogramm und seine bisherigen Erfolge präsentieren. Ich freue mich auf einen internationalen Austausch zum brisanten Thema Klimaschutz, denn der Klimawandel ist längst weltweit spürbar, Gegenmaßnahmen auf allen Ebenen unerlässlich", so Sima.

Alle Infos zum Klimaschutz in Wien und zur Klimakonferenz auf: http://www.wien.gv.at/umwelt/klimaschutz/
     
zurück