Wien (bmi) - Die Gefährlichkeit von Kokain wird weit unterschätzt. Kokain zählt zu jenen
Substanzen, die den Konsumenten rasch und nachhaltig süchtig machen. Der oft verharmloste Konsum von Kokain
ist weitaus gefährlicher als vielfach angenommen, heißt es in einem Bericht über die Wirkung von
Drogen in der jüngsten Ausgabe (Nr. 5-6/06) der "Öffentlichen Sicherheit", des Magazins des
Innenministeriums.
Kokain dockt direkt in den Belohnungszentren des Gehirns an und löst dort Glücksgefühle aus. Bei
Alkohol und Nikotin liegt die Rückfallsquote nach einem Jahr Abstinenz bei 80 Prozent – bei Kokain ist sie
weit höher.
Die Natur hat eine "Blut-Hirn-Schranke" eingebaut, damit nur jene Substanzen zu den Nervenzellen ins
Gehirn vordringen können, die das Gehirn braucht, wie Sauerstoff, Glukose, Vitamine und Eisen. Bestimmte Suchtstoffe
"überlisten" die Blut-Hirn-Schranke: Kokain beispielsweise ähnelt in seiner chemischen Struktur
einem "legalen" Botenstoff und kann so die Blut-Hirn-Schranke problemlos überwinden. Ein "Schleichweg"
führt bei geschnupften Drogen wie Kokain über die Nasennerven.
Kokain führt durch eine besonders rasche, intensive Dopaminausschüttung im Gehirn zu einer grenzenlosen
Selbstüberschätzung. Das Gift greift so massiv in das Dopaminsystem der Belohnungszentren ein wie keine
andere Droge. Blitzschnell werden sämtliche Dopamin-Andockstellen an den Nervenzellen besetzt, so dass das
ausgeschüttete Dopamin nicht wieder in den Nervenzellen aufgenommen werden kann. Im Zentrum des Gehirns, dem
mesolimbischen System, spricht Kokain zudem den Zufriedenheitsstoff Serotonin und die Stresssubstanz Noradrenalin
an, die im Eilzugstempo aus der Nebennierenrinde schießt und über die Blutbahn ins Gehirn strömt.
Diese Kombination führt zu Euphorie und zu einer völligen Falscheinschätzung von Situationen. Wer
im Kokainrausch zum Beispiel ein Fahrzeug lenkt, ist ohne Übertreibung eine lebende Bombe.
Es ist eine der Grundtendenzen des Gehirns, ständig im Ausgleich zu leben und dem Menschen Glück und
Zufriedenheit zu bescheren. Kokainkonsum als Reiz und Euphorie als unmittelbar darauf folgende Reaktion werden
im Gehirn verknüpft wie ein Naturgesetz. Mit Hilfe der funktionellen Kernspintomographie, einer bildgebenden
Methode, stellten Wissenschaftler fest, dass Belohnungszentren ansprechen, sobald der Süchtige nur an Kokain
denkt. Das Gehirn gewöhnt sich an die Substanzen und benötigt eine immer höhere Reizdosis, um die
Reaktion zu erleben.
2005: 245 Kilogramm Kokain beschlagnahmt
Im vergangenen Jahr wurden in Österreich 245 Kilogramm Kokain beschlagnahmt. Das bedeutet eine Steigerung
um 224 Prozent gegenüber Jahr 2004. Den größten Aufgriff machten die Fahnder im Jänner 2005:
In einer Containerladung in Graz waren 143 kg Kokain versteckt. Das Suchtgift wurde von Peru per Schiff nach Frankreich
gebracht und von dort über Deutschland nach Graz transportiert. Die Polizei nahm fünf Tatverdächtige
fest, Mitglieder einer weltweit agierenden Drogenbande.
Im Herbst 2005 beschlagnahmten Fahnder 30 kg Kokain. Das Suchtgift war in 34 afrikanischen Holzskulpturen versteckt,
die für einen Kunsthändler in Oberösterreich bestimmt waren. 24 kg Kokain wurden im Juni 2005 am
Flughafen Wien Schwechat in einem Koffer sichergestellt. Das Suchtgift gelangte aus Mexiko City über Amsterdam
nach Wien. Die illegale Einfuhr von Kokain nach Österreich erfolgt überwiegend durch Kuriere südamerikanischer
Organisationen oder afrikanischer Tätergruppen; das Kokain kommt häufig auch auf dem Luftweg nach Österreich. |