Bundeskanzler Schüssel: "EU-LAK war Ort der intensiven Begegnung"   

erstellt am
15 . 05. 06

EU und Zentralamerika verstärken wirtschaftliche Beziehungen
Wien (bpd) - Im Anschluss an den EU-Chile Gipfel, der im Rahmen des IV. EU-LAK Gipfels im Wien abgehalten wurde, bezeichnete der Vorsitzende des Europäischen Rates, Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, Chile als großen Freund Europas.

„Wir hatten heute eine exzellente Sitzung und wir sehen, dass sich Chile in die richtige Richtung bewegt. Die direkten Investitionen seitens der Europäischen Union und Chiles betragen rund 10 Milliarden Euro. Wir haben sehr intensiv über die Themen Energie und die weitere Vertiefung unserer wirtschaftlichen Beziehungen gesprochen. Die Einigung auf ein Budget für die Europäische Union hat gezeigt, dass eine Familie mit 25 Mitgliedern sehr gut funktionieren kann. Das könnte auch als Beispiel für andere regionale Kooperationen dienen“, stellte Schüssel fest.

Als bisher wichtigstes Ergebnis des Gipfels bezeichnete der Bundeskanzler die Möglichkeit, bilaterale Gespräche führen zu können. „Im Rahmen dieses Treffens haben rund 200 bilaterale Treffen zwischen den Staats- und Regierungschefs Lateinamerikas, der Karibik und Europas stattgefunden. Gerade in einer Zeit, in der wir besonders auf Netzwerke angewiesen sind, brauchen wir konkrete Orte der Begegnung“, so der Bundeskanzler. Der Gipfel könne schon jetzt konkrete Ergebnisse vorweisen. „Als gemeinsames Ziel des EU-LAK Wirtschaftsgipfels wurde vereinbart, Handel und Investitionen in den nächsten 5 Jahren zu verdoppeln. Die EU hat ein extrem ambitiöses Programm vorgelegt, um den armen Menschen in Lateinamerika zu helfen. Wir haben uns für den Weg der konkreten Zusammenarbeit entschieden“, so der Bundeskanzler.

Die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet verwies auf die engen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Europa und Chile, die durch das im Jahr 2002 abgeschlossenes Assoziationsabkommen kontinuierlich verbessert werden konnten. „Wir haben aber auch in anderen Bereichen gemeinsame Interessen und teilen gemeinsame Werte. Unsere Zusammenarbeit steht auf einer guten Basis. Die Europäische Union wird Chile mit Maßnahmen für Klein- und Mittelbetriebe unterstützen und Hilfe für verarmte Familien leisten. Chile bewertet die Kooperation mit der EU sehr positiv. Wir werden diesen erfolgreichen Weg fortsetzen“, so Bachelet.

Chile sei eine politische Erfolgsgeschichte, so der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso. „Wir haben Chile dazu ermutigt, seinen Einfluss in Südamerika geltend zu machen. Wir sind sehr zufrieden, wie gut unser Assoziierungsabkommen funktioniert. Unsere wirtschaftlichen Beziehungen sind eine Win-Win-Situation. Es ist sehr ermutigend, dass die Programme der Europäischen Kommission nach der Einigung auf ein gemeinsames Budget auch weitergeführt werden können“, so Barroso.
Die finnische Präsidentin Tarja Halonen zeigte sich über die bisher erzielten Ergebnisse des Gipfels sehr erfreut und versprach, die Gespräche auch während der EU-Ratspräsidentschaft Finnlands weiterzuführen.
   

„Zentralamerika ist ein exzellentes Beispiel für eine gelungene regionale Kooperation“, sagte Bundeskanzler Schüssel im Anschluss an den EU-Zentralamerika Gipfel, der im Rahmen des IV. EU-LAK Gipfels abgehalten wurde.

„Zentralamerika ist eine Region mit 40 Millionen Einwohnern, mit der Europa schon seit langem sehr gute Beziehungen unterhält. Es ist eine Region, die große Zukunftsperspektiven und ein enormes wirtschaftliches Potential hat. Eine Zollunion ist in Vorbereitung, eine gemeinsame Währung ist angedacht. Das Beispiel Zentralamerikas zeigt uns, wie man zum Wohl aller beteiligten Partner gut zusammenarbeiten kann“, so der Bundeskanzler.

Auch wenn das Handelsvolumen rund 8 Milliarden Euro betrage, könnten die wirtschaftlichen Beziehungen noch ausgebaut werden. „Wir haben uns auf dem Gipfel darauf geeinigt, die Klein- und Mittelbetriebe zu motivieren, ihr Engagement in den Regionen zu verstärken. Als ganz großen Erfolg haben wir vereinbart, den Verhandlungsprozess für ein Assoziationsabkommen zwischen der EU und Zentralamerika aufzunehmen. Das ist ein gutes Beispiel für die anderen Staaten dieser Region“, urteilte Schüssel.

Als „historisches Ereignis“ bezeichnete der Vize-Präsident und Außenminister Panamas, Samuel Lewis Navarro, die Einigung über die Aufnahme von Verhandlungen über ein Assoziationsabkommen. Es handle sich um eine strategische Übereinkunft, die weit über den wirtschaftlichen Bereich hinausginge. „Es ist ein strategisches Abkommen, das sich sehr positiv auf die Bevölkerung unserer Länder auswirken wird. Zentralamerika hat bereits wichtige Anpassungen vornehmen können. Für die Verhandlungen werden wir zwar noch Zeit benötigen, wir bemühen uns aber um die Verbesserung der Beziehungen“, so der Vize-Präsident und Außenminister Panamas.

Der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, erinnerte daran, dass Europa und Zentralamerika durch einen langen gemeinsamen Demokratisierungsprozess verbunden wären. Dieser würde durch das Handelsabkommen weiter vertieft werden. „Schon während der Sitzung haben wir uns auf die nächsten konkreten Schritte für die Verhandlungen einigen können. Das geplante Assoziierungsabkommen ist aber mehr als ein Vertrag über eine Freihandelszone. Es enthält auch Vereinbarungen über die Bereiche Politik und Entwicklungszusammenarbeit“, so Barroso.

Europa wolle niemandem ein Modell aufzwingen, weder das eigene noch ein anderes. Das Beispiel der Europäischen Union könne jedoch als Vorbild für andere Staaten Lateinamerikas und der Karibik dienen, so Barroso abschließend.
     
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