"Da kann ich sagen, was ich denke"
Wien (rk) - "Die wiener radiobande' ist ein herausragendes Projekt, das demonstriert, dass junge
Menschen mehr sein möchten und können als stille KonsumentInnen von Medien: Sie möchten sie erleben,
gestalten und selber produzieren. Mit der wiener radiobande' können sie all das - und dies nun schon seit
10 Jahren mit großem Erfolg. Keine Frage, es gibt österreichweit - vielleicht sogar europaweit - kein
vergleichbares Projekt, vor allem was die Anzahl der produzierten Sendungen und die Vielzahl der teilnehmenden
SchülerInnen angeht. Darauf dürfen wir mit Recht stolz sein", stellte Wiens Amtsführende Stadtschulratspräsidentin
Susanne Brandsteidl am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz fest.
Brandsteidl betonte, dass "in der wiener radiobande' lebendig wird, was oft nur als modisches Schlagwort verwendet
wird: Medienerziehung. Hier lernen SchülerInnen die gesamte Palette der Zugänge und Gestaltungsmöglichkeiten
der Medienproduktion kennen, von der Themenfindung über das Konzept bis hin zur Umsetzung, von der redaktionellen
Arbeit bis hin zum technischen Equipment."
"Wenn es ein Ziel von Schule ist, Jugendlichen einen verantwortlichen, aber auch kritischen Umgang mit Medien
beizubringen, dann bedeutet das Projekt wiener radiobande' eine idealtypische Umsetzung dieses Anspruches. Egal
ob die späteren beruflichen Karrieren der jungen RadiomacherInnen ebenfalls Bereich der Medien stattfinden
oder nicht, auf jeden Fall bedeutet diese Erfahrung, die hier im Rahmen von Schule gesammelt wurde, einen wichtigen
Beitrag zu einem Verständnis von lebendiger Demokratie und gesellschaftlichen Engagements."
Zur Geschichte der "wiener radiobande"
Die "wiener radiobande" trat erstmals im Schuljahr 1995/1996 öffentlich im Rahmen eines
dreitägigen Workshops in Erscheinung. Unter dem Ehrenschutz von Vizebürgermeisterin Grete Laska trafen
sich Kärntner SchülerInnen mit der ersten Radiobande Gruppe (HS 6, Loquaiplatz) um gemeinsam eine 30
minütige Magazinsendung für das damals noch existierende "Juniorradio" auf dem ORF Sender "Radio
Wien" zu produzieren. Themen waren "Ausländerfeindlichkeit" (Wahlkampfplakate der FPÖ
gaben den Anlass zu gemeinsamen Interviews in Parks) und die eigenen Hobbys und Interessen der Mitwirkenden.
Der Weg in den Äther
Den Namen (ursprünglich "Wiener radioBANDe" geschrieben) erhielt das Projekt durch das Ziel
"Radio" und das damals noch vorzugsweise genutzte Trägermaterial "Tonband". Die Weitergabe
von Tonband-Kassetten war auch die erste Möglichkeit zur Verbreitung.
Seit 1996 gab es immer wieder Berichterstattung im Radio über die "radioBANDe". Der Weg tatsächlich
ungekürzt die Stimmen der Kinder im Äther zu übermitteln bot sich erstmals beim ORF Projekt "1476".
Allerdings erst spätabends und auf der kaum gehörten Mittelwellenfrequenz. Fast die Hälfte des 1996/97
dort ausgestrahlten "Schülerradio"-Programmes stammte aus dem Archiv der "wiener radiobande".
Richtig los ging es im Radio erstmals 1998 als der Wiener Lokalsender "Orange 94.0" on air ging. Die
"radiobande" startete gleich mit - vorerst täglich 10 Minuten in der ersten Pause um 7.50 - 8.00
Uhr. Die hohe Sendungsfrequenz konnte aufgrund des Aufwandes leider nur im ersten halben Jahr erhalten werden.
Nach mehreren Programmumstellungen ist heute die "wiener radiobande" jede Woche am Dienstag um 12.30
und um 16 Uhr mit jeweils einer halben Stunde Sendung vertreten.
Vom Äther ins "Netz"
Seit damals bietet die "wiener radiobande" SchülerInnen - vorwiegend aus Wiener Pflichtschulen
- die Möglichkeit sich über das Medium Radio hörbar zu machen. Seit dem Jahr 2000 können die
Sendungen im Internet auf www.mediawien.at/ abgerufen werden und seit diesem Jahr gibt es auch eine vernetzte Datenbank
im Hintergrund, die es auch ermöglicht, zusätzliche Informationen (Texte/Fotos) zu den Sendungen verfügbar
zu machen.
Sich hörbar machen aber wie?
Vieles wurde im Laufe des nunmehr 10 jährigen Bestehens von den Schulklassen mit dem Medium ausprobiert. Einerseits
inhaltlich: Die verschiedensten Themen wurden aufgegriffen. Von Liebe und Karate, von alten Dichtern und jungen
Rappern, vom Küssen und Computerspielen, vom Klassenprojekt bis zum Kinderparlament, vom Hörspielkrimi
bis zur Märchenerzählung, von Geräuschejagden über Interviews mit alten Menschen oder auch
erfundenen Figuren ist alles Mögliche und Unmögliche zu hören. Es gab Radiogruppen, die direkt vom
Segelschiff in der kroatischen Adria über die "Mirno More Friedensflotte" berichteten. Andere haben
Sendungen gemeinsam mit Partnerschulen in verschiedenen europäischen Ländern erstellt. Die "FonBox"
sammelte via Telefon und Handy Statements über Schule und Freizeit, die dann wiederum Teil von Sendungen wurden.
Andererseits technisch: Begonnen hat es mit Sendungen auf Tonband und Verteilung via Kassetten. Dann kam die digitale
Umstellung - zuerst auf Minidisk, dann auf Computer. Damit entwickelte sich auch die Sendungsarchivierung zuerst
auf CDs und dann ins Internet.
Wie entstehen diese unterschiedlichen Beiträge? Genauso unterschiedlich wie die Gruppen eben sind. Es gibt
SchülerInnen, die beginnen in der Volkschule mit Radioarbeit und sind beim Austritt aus der Hauptschule immer
noch aktiv dabei. Manche Schulen haben eigene Radiogruppen (unverbindliche Übungen) mit eigenem Equipment
zur Produktion. Diese Gruppen arbeiten oftmals länger an einer Produktion und haben auch schon viele journalistische
und pädagogische Preise dafür erhalten. Die meisten kommen heute jedoch mit ihrer Klasse zu einem 3 Stunden
Workshop ins Radiostudio im media wien-medienatelier, um hier eine ca. 15 minütige Sendung zu produzieren. |