Linz (oenb) - „Die hohen Erwartungen in den Euro wurden erfüllt“, stellte Dr. Klaus Liebscher, Gouverneur
der Oesterreichischen Nationalbank und EZB-Ratsmitglied, anlässlich einer internationalen Konferenz zum Thema
„Erfahrungen mit dem Euro und Vorbereitungen auf den Euro“ in Linz fest, welche von der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft,
der OeNB und der Wirtschaftskammer Österreich in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission organisiert
wurde.
Seit der Einführung des Euro im Jahr 1999 wurden die Preissteigerungsraten – trotz hohem Ölpreis – niedrig
gehalten. Der Euro wurde nicht nur das gesetzliche Zahlungsmittel von mehr als 300 Millionen Einwohnern im Euroraum,
sondern ist auch im internationalen Handel und an den Finanzmärkten sehr positiv aufgenommen worden und wurde
binnen kürzester Zeit zur zweitwichtigsten Weltwährung. Neben gestiegener Preistransparenz und geringeren
Transaktionskosten im Euroraum hat sich der Euro auch als internationaler Stabilitätsanker und internationale
Reservewährung für Drittstaaten, wie z. B. in Zentral- und Osteuropa, etabliert. Zudem habe, so Gouverneur
Liebscher weiter, die gemeinsame Währung dem Euroraum in geopolitisch und wirtschaftlich nicht immer einfachen
Zeiten – man erinnere sich an das Platzen der Aktien-Blase an den internationalen Kapitalmärkten, die Terroranschläge
oder auch Wechselkursschwankungen auf globaler Ebene – einen stabilen währungspolitischen Rahmen geboten.
Gouverneur Liebscher stellte zur Geldpolitik im Euroraum fest, dass die Unabhängigkeit des Eurosystems und
ihr primäres Ziel der Erhaltung von Preisstabilität zu einem internationalen Standard geworden sind.
Das glaubwürdige Bestreben des EZB-Rates, die Inflationsrate bei knapp unter 2% zu halten, sei nicht nur breit
akzeptiert, sondern habe auch dazu geführt, dass die Inflationserwartungen auf niedrigem Niveau fest verankert
sind.
Die europäische Wirtschaftspolitik rief Gouverneur Liebscher dazu auf, sich strikt an die Vorgaben des revidierten
Stabilitäts- und Wachstumspaktes zu halten. Um die hohe Arbeitslosenquote im Euroraum von zuletzt 8,2% – im
Vergleich dazu 5% in Österreich – zu senken, sei ein nachhaltig höheres Wirtschaftswachstum, welches
man jedoch nur durch Strukturreformen erzielen könne, notwendig. Diese Reformen müssten vor allem auf
eine Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, einen attraktiven Rahmen für Forschung und
Entwicklung sowie weitere Deregulierungen abzielen.
Gouverneur Liebscher ging auch auf die Herausforderungen der neuen EU- Mitgliedstaaten im Zuge ihrer angestrebten
Übernahme des Euro ein. Zuoberst stehe die nachhaltige Erfüllung der Konvergenzkriterien; diese werde
im Falle von Slowenien und Litauen, die um Aufnahme in die Währungsunion ersucht haben, derzeit geprüft
und in Kürze vom ECOFIN-Rat entschieden. Mit der tatsächlichen Einführung des Euro als Buch- und
Bargeld stellen sich jedoch zahlreiche weitere Herausforderungen. Die Erfahrungen der jetzigen Euroraum-Teilnehmerstaaten
seien hierbei von großem Wert, können aber nicht eins-zu-eins auf neu eintretende Staaten in den Euroraum
umgelegt werden. |