„Europäischer Luftverkehr muss wettbewerbsfähig bleiben“ - EU-Luftfahrtkongress brachte
frischen Wind - „Faire, verlässliche Politik nötig“
Wien (pwk) - „Der EU-Luftfahrtkongresses war ein weiterer Meilenstein der heimischen Ratspräsidentschaft“,
erklärt Harald Bollman, Obmann der Sparte Transport und Verkehr in der WKÖ. „Er könnte als Auftakt
für einen EU-Aktionsplan in diesem Bereich gewertet werden.“
Die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Luftverkehrs ist ein entscheidender Faktor, so der allgemeine
Tenor der Konferenz. Infrastruktur, Kapazität, interne und externe Dimensionen dieses Wirtschaftszweiges verlangten
daher nach einfachen und effizienten Regeln. Um hier rasch Lösungen und Strategien zu entwickeln, sei eine
stärkere institutionelle Einbindung der „Stakeholder“ in den Gesetzgebungsprozess nötig. „Wir sehen uns
in unserer Forderung nach einem interministeriellen EU-Luftverkehrsdialog unter Teilnahme der europäischen
Luftfahrtindustrie bestärkt“, kommentiert Bollmann die Ergebnisse der vergangenen Woche. Der Kongress sollte
als Auftakt genutzt werden.
Ziel einer solchen Plattform soll, so Bollmann, die Erstellung eines Aktionsplans für die EU und die nationale
Ebene sein. Die ähnlich gelagerte österreichische Standortinitiative „Luftfahrt 2010“ biete hier ein
positives Vorbild. Der Teilnehmerkreis sollte die Verkehrsminister der EU-Mitgliedsstaaten, Mitglieder des EU-Parlaments,
Vertreter der Europäischen Kommission und eben Vertreter der Luftfahrtunternehmen umfassen.
Essentiell für die Weiterentwicklung sei, den fairen Wettbewerb zu garantieren, hebt Bollmann hervor. Denn
die Fluggesellschaften stünden zunehmend in Konkurrenz zu außereuropäischen Airlines. Subventionen
und unterschiedliche Standards im Steuer-, Umwelt- und Verbraucherrecht verzerrten bereits heute den Wettbewerb
zu Lasten der europäischen Carrier. Jede weitere Marktöffnung müsse hierauf Rücksicht nehmen
und stufenweise erfolgen.
Dank der Spendierfreudigkeit der europäischen Regierungen wurden seit 1991 mehr als 20 Milliarden Euro an
Überlebenshilfen an Fluggesellschaften ausbezahlt. Noch unverschämter subventionierten die USA ihre Airlines.
Diese erhielten allein seit 2001 rund 18 Milliarden US-Dollar. „Subventionen verzerren den Wettbewerb und verhindern
Marktbereinigungen. Es gilt den Beihilfenwahn zu stoppen“, so Bollmann.
In einem globalen Wettbewerb müssen gleiche Spielregeln für alle gelten. Dies sei derzeit aber nicht
der Fall. So unterliegen europäische Airlines, die in die USA fliegen, dort viel schärferen Sicherheitsauflagen
als umgekehrt. Während in den USA der Staat die Kosten für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen
seit den Anschlägen vom 11. September 2001 (gepanzerte Cockpittüren, Videoüberwachung, Trainingskosten
für Sky etc.) trägt, müssen die europäischen Airlines dies aus eigener Kraft erwirtschaften.
Daher sei die Harmonisierung dieser Bestimmungen wichtig. Aufgabe der Politik sei es, auch international auf die
Einhaltung der Grundregeln fairer Partnerschaft und eines fairen Wettbewerbs zu drängen, damit weltweit wieder
mehr Wachstum stattfinden kann.
Weltweit nutzen mehr als 1,6 Milliarden Menschen die Dienste der Fluggesellschaften für Urlaubs- und Geschäftsreisen.
Prognosen deuten darauf hin, dass sich diese Zahl bis 2010 auf über 2,3 Milliarden erhöhen könnte.
Allein in Europa hat sich die Nachfrage nach Flugreisen zwischen 1980 und 2000 verdreifacht. Sie wird sich bis
2020 nochmals verdoppeln, erwartet Bollmann eine dynamische Entwicklung dieses Sektors. |