Wien (bmi) - Am 19. Mai eröffnete Innenministerin Liese Prokop die Internationale Konferenz zum "Dialog
der Kulturen und Religionen" in der Wiener Hofburg. "Wir wollen mit der Konferenz den Dialog zwischen
Menschen unterschiedlicher Herkunft fortsetzen, der in unserem Land mittlerweile schon eine gute Tradition hat.
Wir wollen aber auch im Rahmen der EU-Präsidentschaft einen Beitrag zur Umsetzung der EU-Strategie gegen Radikalisierung
und Rekrutierung leisten", sagte Prokop.
Die Ministerin betonte die Wichtigkeit, den Dialog der Kulturen und Religionen in Europa und darüber hinaus
noch ernster zu nehmen. "Wir müssen die Voraussetzungen dafür schaffen bzw. weiter verbessern, dass
sich Menschen, die zu uns kommen, tatsächlich integrieren können. Wir müssen aber auch unmissverständlich
gemeinsam gegen Intoleranz und Gewalt auftreten."
Prokop sagte, dass sich die Politik ihrer Verantwortung nicht entziehen dürfe. Das Innenministerium beteiligt
sich daher aktiv am Dialog der Kulturen und Religionen: "So haben wir etwa den "Dialog der Kulturen und
Religionen" zu einem Schwerpunkt unserer EU-Präsidentschaft gemacht. Und zweitens haben wir die Voraussetzungen
für die Integration deutlich verbessert." Als Beispiele nannte die Innenministerin die Deutsch-Integrationskurse
bzw. die ergänzenden Alphabetisierungs-Kurse, die Sprachförderung bei Kindergartenkindern und das neue
Staatbürgerschaftsgesetz.
Prokop betonte, "Integration heißt nicht Assimilation, sondern Bereicherung. Es geht nicht um die Aufgabe
der eigenen Identität, sondern um die Chance auf einen gemeinsamen Zugang."
Beide Seiten müssten aber auch den "Europäischen Werte-Konsens" mittragen: Religionsfreiheit/Freiheit
der Meinungsäußerung - unter Beachtung von wechselseitigen Sensibilitäten; Freiheit, über
sein Leben selbst zu entscheiden und dabei die Freiheit des Anderen zu achten; Gleichberechtigung von Frau und
Mann; Trennung von Religion und Staat; Anerkennung demokratischer Grundrechte und der Rechtstaatlichkeit und eine
eindeutige Ablehnung und Verurteilung von archaischen Verhaltensweisen, wie so genannten `Ehrenmorden´."
"Wir wollen auch möglichst genau wissen, welche Probleme/Perspektiven es in Österreich gibt: Aus
diesem Grund haben wir die Studie Perspektiven und Herausforderungen in der Integration muslimischer MitbürgerInnen
in Österreich gefördert. Diese wurde mit Unterstützung der Sicherheitsakademie von einer Forschungsplattform
beim Österreichischen Integrationsfonds, Dir. Dr. Alexander Janda, erstellt – unter Einbindung internationaler
Experten. Einen wesentlichen Beitrag hat Univ. Prof. Dr. Mathias Rohe von der Universität Erlangen-Nürnberg
geleistet", so die Innenministerin.
Beim Durcharbeiten der umfangreichen Studie hätten sich für sie drei Aspekte besonders herauskristallisiert:
Erstens gebe es auf Seiten der Mitbürger muslimischen Glaubens, wie unter den hier geborenen Menschen auch,
eine klare Mehrheit für eine gemeinsame, auf Dialog und Verständigung aufbauende Integrationspolitik.
Es sei auf beiden Seiten aber auch eine signifikante Minderheit vorhanden, die in kritischer Distanz zu einem solchen
offenen Zugang zur Integration stehe. "Das ist die Herausforderung - und diese Botschaft richtet sich an beide
Seiten", sagte die Ministerin.
Zweitens zeige die umfangreiche Untersuchung, "dass die österreichische Situation in vielen Bereichen
besser ist, als in anderen europäischen Staaten: Die Besonderheit, dass der Islam als Religionsgemeinschaft
bei uns voll anerkannt ist, die österreichische Tradition des Dialogs und unser Modell der Integration sind
dafür wesentliche Begründungen", sagte Prokop.
"Österreich ist im Bereich der Integration zwar keine Insel der Seligen, aber für mich doch ein
Land, das in Manchem Modellcharakter hat", sagte Prokop.
Erstens zeige die Studie auch, dass weitere Maßnahmen notwendig seien: Auf der europäischen Ebene brauche
es einen Europäischen Integrationsfonds, über den Integrationsprogramme in den Mitgliedsstaaten zusätzlich
gefördert werden. In Österreich wolle Prokop aus dem "Beirat für Asyl- und Migrationsfragen"
eine "Plattform für Integration" schaffen, die sich um langfristige Themen und Projekte in der Integrationsarbeit
kümmern soll.
"Integration ist kein Automatismus, sondern braucht Beiträge aller Beteiligten: Auf Seite der neuen Mitbürger
erfordert das die Bereitschaft, die europäischen Grundwerte anzuerkennen und aktiv an unserem gesellschaftlichen
Leben teilzunehmen. Auf Seite der hier geborenen Menschen geht es um Offenheit für Neues und die Unterstützung
und Begleitung auf diesem Weg," bekräftigte die Innenministerin. |