AK Wien Vollversammlung  

erstellt am
18. 05. 06

 Tumpel fordert gemeinsame Anstrengungen für mehr Arbeitsplätze
AK Präsident warnt vor Hoffen auf Trendwende am Arbeitsmarkt und sieht Aus- und Weiterbildung als "Schlüssel für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts"
Wien (ak) - "Der Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit in Österreich und für mehr Beschäftigung hat nichts mit einem Wahltermin zu tun und auch nichts damit, welche Parteien in der Regierung sind", sagte AK Präsident Herbert Tumpel am 17. 05. in seinem Bericht an die 144. Vollversammlung der AK Wien, "der Kampf für mehr Arbeit ist eine Herausforderung, die uns noch lange begleiten wird - gehen wir sie an!" Den Rückgang der gemeldeten Arbeitslosen im April bezeichnete Tumpel als "sehr erfreulich, aber zu wenig". Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass sich der Arbeitsmarkt keineswegs bis 2010, 2012 oder 2015 in Richtung Arbeitskräftemangel drehen werde. "Allein wegen der Anhebung des Pensionsantrittsalters und weil mehr Frauen natürlich berechtigt und ganz selbstverständlich Arbeit wollen, wer-den bis 2010 rund 100.000 zusätzliche Arbeitskräfte auf den Arbeitsmarkt kommen - zusätzlich zu den fast 300.000, die jetzt schon Arbeit suchen", sagt Tumpel, "von einem Arbeitskräftemangel wird daher in Österreich noch sehr lange keine Rede sein." Tumpel fordert daher zum einen mehr öffentliche Investitionen für eine Wirt-schaft, die wächst und Arbeit schafft aber vor allem auch mehr Anstrengungen bei der Aus- und Weiterbildung. "In Wien ist es das gemeinsame Ziel von Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer: Mehr Produktivität durch möglichst gut ausgebildete Arbeitnehmer", sagt Tumpel, "das gilt natürlich für ganz Österreich und das sagt auch der Lehrlingsbeauftragte der Regierung, Blum, - wenn jetzt zu wenig Ausbildungsplätze für die Jungen angeboten werden, rächt sich das in der Zukunft doppelt."

Der geringfügige Rückgang bei den gemeldeten Arbeitslosen im April dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Arbeitslosigkeit in Österreich nach wie vor dramatisch hoch ist, sagt Tumpel. So waren auch im Vormonat 295.000 Menschen ohne Arbeit. Dazu kommt, dass eine Entlastung des Arbeitsmarkts nicht in Sicht ist. Im Gegenteil: In den nächsten vier Jahren werden wegen der Anhebung des Pensionsantrittsalters und wegen des berechtigten Wunsches der Frauen nach Erwerbsarbeit über 100.000 zusätzliche Personen Arbeit brauchen. Alle Studien über die demografische Entwicklung zeigen, dass wegen der Bevölkerungsentwicklung noch einmal zehntausende Arbeitskräfte dazukommen. "Alles Hoffen auf eine Entlastung des Arbeitsmarktes nützt nichts", sagt Tumpel, "wir werden in Österreich mehr Arbeit brauchen."

Als "Schlüssel für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Österreich", bezeichnet Tumpel die Aus- und Weiterbildung. "Die Unternehmen brauchen nicht die niedrigsten Steuern sondern die bestmöglichen Arbeitskräfte und wir müssen sicher stellen, dass es diese bestqualifizierten Arbeitskräfte in Österreich auch gibt." Als vorbildlich bezeichnet der AK Präsident hier den Einsatz Wiens, die Zusammenarbeit der AK auch mit der Wiener Wirtschaftskammer und auch die Arbeit des Lehrlingsbeauftragten der Regierung, Egon Blum. "Ich unterstütze den Einsatz Blums voll und ganz", sagt Tumpel, "wir müssen gemeinsam den Jungen durch eine gute Ausbildung Perspektiven für die Zukunft geben." Tumpel plädiert daher für einen Lastenausgleich bei der Lehrlingsausbildung - "wenn freiwillig nicht funktioniert, dann auch verpflichtend" - und für mehr überbetriebliche Ausbildungseinrichtungen. "Nur mit dem Wissen und Können der Arbeitnehmer werden wir im internationalen Wettbewerb bestehen", sagt Tumpel, "das gilt für Wien mit dem Ballungsraum Bratislava direkt vor der Haustür. Das gilt aber natürlich für ganz Österreich."

 

Amon: So kann Tumpel seine Haut nicht retten
Reden und Handeln liegen bei Tumpel einfach zu weit voneinander entfernt
Wien (övp-pk) - Die Aussagen von Arbeiterkammerpräsident Herbert Tumpel im Rahmen der AK-Vollversammlung könnten "bestenfalls als Ablenkungsmanöver durchgehen", sagte ÖVP- Abgeordneter ÖAAB-Generalsekretär Werner Amon. Es sei zwar höchst an der Zeit gewesen, dass Tumpel Aussagen zu seiner damaligen Verantwortung getätigt hätte - "diese Aussagen waren aber mehr als ernüchternd", so Amon. Herbert Tumpel berufe sich nun darauf, "dass so genannte Heuschreckengeschäfte, wenn sie von sozialistischen Unternehmen gemacht werden und keine Verluste machen, nun doch in Ordnung sind", erläuterte der ÖAAB-Generalsekretär.

Dieser Ablenkungsversuch sei eindeutig gescheitert. "Im Falles des höchsten Arbeitnehmervertreters des Landes geht es nicht darum, ob die Hochrisikogeschäfte in der Karibik Gewinne oder Verluste eingebracht haben - es geht um's Prinzip!", betonte Amon. Auch bisher habe Tumpel als Arbeiterkammerpräsident jegliche Art derartiger Geschäfte gegeißelt - "wenn es aber um seine eigene Haut geht, versucht er sich nun mit fadenscheinigen Ausreden zu retten", so der ÖAAB-Generalsekretär. Ob die von Tumpel bewilligten Geschäfte in der Karibik nur Gewinne oder auch Verluste eingebracht hätten, sei noch zu klären. "Doch, selbst, wenn diese Geschäfte eine Zeit lang mit Gewinnen geführt werden konnten, sollte Tumpel als AK-Präsident genau wissen, auf welche Risken er die Gewerkschaftsbank, die Gewerkschaftsmitglieder und die Sparerinnen und Sparer eingelassen hat!"

Die Frage sei nicht bloß, "wer kriminelle Machenschaften getätigt hat und dafür auch strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden muss". Diese Frage hätten die Gerichte zu beurteilen. "Zu hinterfragen ist natürlich auch, wie die politische Verantwortung Tumpels zu beurteilen ist", so Amon.

Jedenfalls aufzuzeigen sei, dass das Verhalten und die Aussagen Tumpels als Aufsichtsrats- präsident der BAWAG, der Hochrisiko-Geschäfte in der Karibik unter welchen Auflagen auch immer genehmigt habe, seinen Aussagen als Arbeiterkammerpräsident diametral entgegen- stünden. "Vor nur etwas mehr als zehn Jahren hat Tumpel das bewilligt, was er als Arbeiterkammerpräsident in den vergangenen Jahren gegeißelt hat", sagte der ÖAAB- Generalsekretär. Tumpels Glaubwürdigkeit bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sei dadurch massiv erschüttert. "Und genau deshalb würde es Herbert Tumpel gut anstehen, zurückzutreten", schloss Amon.
 

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