Wien (ri) - Mit der Akquisition der russischen JSC Impexbank ist die Raiffeisen International Bank-Holding
AG nicht nur zur größten Auslandsbank in Russland aufgestiegen, sondern ist auch die größte
ausländische Bankengruppe in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Der im Februar 2006 bekannt
gegebene Kauf wurde am 28. April nach Erfüllung aller rechtlichen Voraussetzungen abgeschlossen und heute
im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz in Moskau im Detail präsentiert.
Der Kaufpreis für die Bank wird maximal USD 550 Millionen zuzüglich einer möglichen Preisanpassung
aus der Neubewertung der zukünftigen Unternehmenszentrale betragen und wird in zwei Tranchen bezahlt: Die
erste Tranche über USD 500 Millionen wurde am 28. April bezahlt, die zweite Tranche von bis zu USD 50 Millionen
wird nach Vorlage des testierten Jahresabschlusses 2006 fällig.
Unter den führenden Retailbanken Russlands
Die Impexbank ist ein der führenden Retailbanken des Landes. Zum Ultimo 2005 wies sie eine Bilanzsumme
von € 1,6 Milliarden (plus 55,8 Prozent im Vergleich zu 2004) und einen Jahresüberschuss vor Steuern von €
26,1 Millionen (plus 54,4 Prozent) aus. Die Zahl der Beschäftigten betrug zum Stichtag 5.116. Nach Bilanzsumme
liegt sie auf Platz 21 unter den russischen Banken. Die Bank ist eine Universalbank mit besonderen Stärken
im Geschäft mit Privatkunden und Klein- und Mittelunternehmen (KMU). Die Kunden werden über ihr landesweites
Netz von rund 190 Filialen und Büros sowie 350 Vertriebsstellen betreut.
„Diese Akquisition macht uns zur führenden westlichen Bank in Russland und bringt uns in die Spitzengruppe
der Retailbanken des Landes. Das Retail Banking ist das am meisten versprechende Geschäftssegment. Wir ersparen
uns bei der Filialexpansion mindestens vier Jahre. Durch das signifikante Marktwachstum ist Zeit ein besonders
kostbarer Faktor. Wir werden die Zeit für die Akquisition neuer Privat- und KMU-Kunden nützen und bis
2008 unser Filialnetz um 80 Geschäftsstellen auf insgesamt 300 im ganzen Land ausbauen“, sagte Herbert Stepic,
Generaldirektor der Raiffeisen International. „Wir sind besonders über die Tatsache erfreut, dass das Managementteam
der Impexbank, das einen hervorragenden Ruf genießt, an Bord bleibt und mit uns gemeinsam die Bank weiterentwickeln
wird.“
„Wir haben nach neuen Eigentümern gesucht, die die Fortsetzung unseres Wachstumskurses sicherstellen würden.
Die Raiffeisen International hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sie es hervorragend versteht, die Stärken
bestehender Organisationen zu nutzen. Sie ist daher ein idealer neuer Eigentümer“, sagte Dmitry Eropkin, Generaldirektor
und Präsident der Impexbank.
Die Raiffeisen International verfügt auch über eine beachtliche Präsenz in den stark wachsenden
Bankenmärkten in Belarus und der Ukraine. Gemeinsam sind die Bank Aval und die Raiffeisenbank Ukraine die
größte Bankengruppe ihres Landes, die Priorbank ist die Nr. 3 in Belarus und die größte Bank
in ausländischem Besitz. Somit ist Raiffeisen mit Gesamtaktiva von deutlich mehr als € 10 Milliarden die größte
westliche Bankengruppe in der GUS. Die zweitgrößte internationale Bankengruppe weist Aktiva in Höhe
von rund € 4 Milliarden aus. Das Segment GUS trug 2005 bereits 27 Prozent zum Jahresüberschuss vor Steuern
der Raiffeisen International (€ 568,6 Millionen) bei. Die Tendenz ist weiter steigend: Im ersten Quartal 2006 machte
dieser Anteil, der 2002 noch bei 19 Prozent lag, bereits 30 Prozent aus.
Russland hat enormes Potenzial für Raiffeisen International
Der russische Bankenmarkt ist mit Abstand der größte in der Wachstumsregion Zentral- und Osteuropa.
Gleichzeitig ist er einer der am stärksten wachsenden: Die Gesamtbilanzsumme aller Banken vergrößerte
sich 2005 um 56 Prozent auf € 287 Milliarden. Das Potenzial wird deutlich, wenn man die Gesamtbilanzsumme in Relation
zum Bruttoinlandsprodukt setzt: Während das Verhältnis in den neuen EU-Mitgliedsländern Zentraleuropas
rund 80 Prozent beträgt, liegt es in Russland bei nur 45 Prozent. Vor allem das Retail Banking verspricht
ausgesprochen hohe langfristige Wachstumsraten, da nach aktuellen Markterhebungen mehr als 80 Prozent der Russen
noch nicht über ein Bankkonto verfügen.
Die Raiffeisen International ist seit 1997 über ihre Tochter ZAO Raiffeisenbank Austria in Russland aktiv.
Diese wies zum Ultimo 2005 eine Bilanzsumme von € 3,9 Milliarden aus (plus 87 Prozent), und ist damit die Nr. 10
des Landes. Die Bank beschäftigte zum Jahresende 1.674 Mitarbeiter. Zurzeit serviciert sie ihre Kunden über
32 Geschäftsstellen in Moskau, St. Petersburg, Ekaterinburg, Samara, Novosibirsk, Chelyabinsk und Nizhniy
Novgorod. Es gibt daher de facto keine Überschneidungen mit dem Geschäftsstellennetz der Impexbank.
Mit dem Erwerb der Impexbank ist die Raiffeisenbank gut positioniert für die weitere Entwicklung des Retail
Banking in Russland. Gemeinsam sind die beiden Banken die Nr. 4 auf dem lokalen Kreditmarkt in diesem Segment.
„Mit der landesweiten Präsenz der Impexbank erreichen wir rund 70 Prozent der russischen Bevölkerung,
das entspricht rund 100 Millionen potenziellen Kunden. Keine andere Auslandsbank verfügt über eine derartige
Ausgangsbasis“, sagte Stepic.
Fusion soll 2007 stattfinden
Die Integration der Impexbank in das Netzwerk der Raiffeisen International hat bereits begonnen: Projektteams arbeiten
an der Integration der Bereiche Risikomanagement und Treasury und führen Raiffeisen International-Konzernstandards
ein. Schnelle Ergebnisse werden im Beschaffungswesen, in der Zusammenführung der Zentralen und der Abwicklungseinheiten,
der Bargeldtransporte, der Call Centers sowie der Clearing-Konten mit Korrespondenzbanken erwartet. Weiters wird
eine neue gemeinsame IT-Lösung eingeführt und eine neue Organisationsstruktur erarbeitet. Der zukünftige
Markenauftritt der Bank wird im Lauf des heurigen Jahres entschieden werden. „Wir werden die Banken 2007 rechtlich
und operational zusammenführen“, sagte Stepic.
Für die Impexbank wurde bereits ein neuer Aufsichtsrat bestellt, der sich aus Managern der Raiffeisen International
zusammensetzt: Herbert Stepic (Vorsitzender), Jeffrey Millikan (stv. Vorsitzender), Martin Grüll, Heinz Wiedner
und Aris Bogdaneris. Bis auf Millikan, Chefkoordinator für die GUS, gehören alle genannten dem Vorstand
der Raiffeisen International an. Weiters gehört Boris Ivanishvili dem Aufsichtsrat an.
Kunden profitieren von der Integration
Die Raiffeisenbank wird schon demnächst beginnen, ihre Produktpalette über das Filialnetz der
Impexbank zu vertreiben. Bereits im Juli 2006 sollen die Raiffeisen Pensionsfonds in den Moskauer Filialen und
Vertriebsstellen der Impexbank angeboten werden. Für August ist der landesweite Verkaufsstart der Raiffeisen
Investmentfonds über das Impexbank-Netzwerk geplant.
Die Kunden profitieren schon heute durch den seit 12. Mai freien Zugang auf das gemeinsame Bankomatnetz von Impexbank
(400) und Raiffeisenbank (360). |