Bessere Rahmenbedingungen im Inland, steigende Risken im Ausland  

erstellt am
16. 05. 06

Wachstumsbeschleunigung im zweiten Quartal zeichnet sich ab – Dollarverfall könnte ab 1,75 rund 0,5 Prozentpunkte Wachstum kosten
Wien (ba-ca) - Der Konjunkturindikator der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) erhöhte sich im April erneut und stieg von 2,9 auf 3,2, dem höchsten Wert seit 2001. „Das zweite Quartal beginnt mit einer nochmaligen Beschleunigung der konjunkturellen Dynamik“, so Marianne Kager, Chefvolkswirtin der BA-CA. Der Anstieg des BA-CA Konjunkturindikators im April war von einer Verbesserung in fast allen Teilkomponenten getragen, wobei die Verbesserung der Konsumentenstimmung in Österreich den größten Anteil zum Anstieg lieferte. „Nach dem erneuten Anstieg der Konsumentenstimmung und den positiven Signalen am Arbeitsmarkt sollte sich der Konsum im zweiten Quartal dynamischer zeigen als in den letzten drei Quartalen“, hofft Stefan Bruckbauer von der BA-CA.

Die Auslandsnachfrage sollte sich auch im zweiten Quartal positiv entwickeln, die Stimmung der Industrie im Euroraum hat sich im April erneut verbessert und bewegt sich auf einem Niveau wie zuletzt vor sechs Jahren.

Angesichts dieser Entwicklung der in den Konjunkturindikator einfliesenden Vorlauf-indikatoren ist nach Meinung der BA-CA mit einer leichten Beschleunigung der wirtschaftlichen Dynamik im zweiten Quartal zu rechnen. Während das erste Quartal nicht zuletzt witterungsbedingt mit 0,5 Prozent zum Vorquartal hinter dem Wachstum des vierten Quartals zurückblieb, sollte das Wachstum im zweiten Quartal wieder stärker werden. „Wir gehen im zweiten Quartal für Österreichs Wirtschaft von einem Wachstum von zumindest 0,6 bis 0,7 Prozent aus, und liegen damit im Bereich unserer Erwartungen für eine Jahreswachstumsrate von 2,5 Prozent 2006“, meint Marianne Kager.

Für die weitere Entwicklung 2006 gehen die Ökonomen der BA-CA davon aus, dass sich das Wachstum der Auslandsnachfrage in den nächsten Monaten etwas verlangsamen, jedoch nicht einbrechen wird. Für die Inlandsnachfrage stehen die Zeichen derzeit relativ günstig, vor allem die private Nachfrage sollte sich weiter etwas beschleunigen, was neben dem sich verbessernden Arbeitsmarkt auch von der niedrigen Inflation unterstützt werden sollte.

Gefahren für die nächsten Monate bzw. für nächstes Jahr sehen die Ökonomen der BA-CA in der sich verflachenden internationalen Konjunktur und vor allem in einem möglichen Dollarverfall. Auch wenn derzeit die Märkte nur davon ausgehen, dass der Dollar sich im nächsten Jahr auf 1,31 abschwächen soll, so besteht doch zunehmend die Gefahr einer anhaltenden stärkeren Dollarschwäche bzw. Eurostärke. So liegt die Erwartung für den USD-Kurs in fünf Jahren immerhin bei rund 1,40. Ein USD-Kurs von 1,40 im Jahresdurchschnitt 2007 würde Österreich zwar rund 0,4 Prozentpunkte Wachstum brutto, allerdings gäbe es auch entlastende Effekte durch die dann niedrigeren Rohstoffpreise, sodass der gesamte Effekt netto bei lediglich 0,14 Prozentpunkte liegen würde. „Ein USD-Kurs von anhaltend 1,75 würde Österreich eine halbes Prozent Wirtschaftswachstum kosten“, sagt Bruckbauer. Der direkte Effekt wäre ein Minus von 1,2 Prozentpunkte (brutto), der entlastende Effekt über niedrigere Rohstoffpreise wäre plus 0,7 Prozentpunkte. Ein USD von 2,00 würde Österreich nach Berechnungen der BA-CA rund 1 Prozentpunkt netto Wachstum kosten. In diesen Berechnungen wurde unterstellt, dass die anderen Währungen, etwa Asien, zum USD konstant bleiben. Würden auch andere Währungsräume gegen den USD aufwerten, so wären die Effekte auf Österreich, so die Meinung der BA-CA, geringer. Neben diesen kurzfristigen Wachstumseffekten hätte ein starker USD-Verfall jedoch auch mittelfristige Auswirkungen, etwa auf die weltweiten Direktinvestitionen, deren Ausmaß sich jedoch schwer abschätzen lässt.
     
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