Kein Grund zur Panik an der Wiener Börse  

erstellt am
29. 05. 06

Fundamentaldaten in Ordnung - Rückgänge waren überzogen
Wien (ba-ca) - Auch wenn die Abwärtsbewegungen an den internationalen Kapitalmärkten der letzten Wochen für helle Aufregung sorgten, ist an der Wiener Börse aus fundamentaler Sicht alles in Ordnung. Davon ist Alfred Reisenberger, Leiter des Österreich-Research der CA IB International Markets, des Aktienhauses der Bank Austria Creditanstalt, überzeugt. Seine Zuversicht basiert auf den günstigen Bewertungen, den erneut gestiegenen Erwartungen bezüglich des Gewinnwachstums und der insgesamt guten Verfassung der europäischen Wirtschaft.

Reisenberger hält die Kurskorrektur für überzogen, sieht sie allerdings als reinigendes Gewitter: "Den Investoren wurde vor Augen geführt, dass es an den Börsen nicht immer nur bergauf gehen kann." Im Vergleich zum Jahresbeginn, als das KGV des ATX noch bei 15,1 lag, haben sich die Bewertungen allerdings erheblich verbessert. Mittlerweile liegt das KGV bei 13,6. Die Annahme für das Gewinnwachstum 2006 liegt bei 27%. Es ist momentan schwierig, die Entwicklung für die nächsten Wochen zu prognostizieren, aber am Ende des Jahres sollten wir wieder höhere Kurse haben als zuletzt, meint Reisenberger.

Don't sell in May...
Viele Gründe waren für den jüngsten Kursrutsch verantwortlich. Da war zunächst die Jahreszeit, denn der Monat Mai lockt jedes Jahr die Bären hervor. Weiters gab es umfassende Sorgen bezüglich Zinsen, Inflation und US-Dollar. Schließlich war der ATX zuletzt auf einem All Time High und musste sich irgendwann auch wieder normalisieren.

Im Vergleich zu den europäischen Leitindizes ist Wien hingegen eine Spur teurer. Diese höhere Bewertung erachtet Reisenberger allerdings als durchaus gerechtfertigt, weil das Gewinnwachstum hierzulande ebenfalls höher ist. Das Ausmaß des Rückgangs in Wien war unter anderem auch deshalb höher, da er mit den Kursstürzen an den zentral- und osteuropäischen Börsen einherging. Daran zeigte sich einmal mehr, wie eng Wien mittlerweile mit dieser Region verknüpft ist.

Die starke Abwärtsbewegung verdeutlichte auch verhältnismäßig geringe Liquidität am österreichischen Aktienmarkt. Der Markt zeigte sich mit den Verkaufsorders leicht überfordert, da sich die Liquidität nur auf einige wenige Werte beschränkt. Die zahlreichen Neuemissionen im Frühjahr sollten ein weiterer Schritt in Richtung eines liquiden Marktes sein. Allesamt gut platziert, brachten sie wieder viel frisches Geld an die Börse. Auch wenn den Börseneulingen angesichts der internationalen Kursrückgänge mit Gegenwind starteten, dürften die ersten Ergebnisbekanntgaben Anlass zur Beruhigung geben.

Empfehlungsliste komplett erneuert
Die Liste der Kaufempfehlungen der Analysten sieht völlig anders aus als im ersten Quartal. OMV wurde aufgenommen. Nach dem Scheitern der Übernahme erscheint eine höhere Bewertung gerechtfertigt. Das wirtschaftliche Umfeld ist für die OMV ebenfalls günstig. Neu aufgenommen wurden auch Andritz, Böhler-Uddeholm und Palfinger.
     
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