Brüssel (eu-int) - Die Risiken eines unzureichenden Schutzes der Netze und Informationen werden von
den Unternehmen, Privatpersonen und öffentlichen Verwaltungen in Europa noch immer unterschätzt. Nur
etwa 5–13 % der IT-Ausgaben entfallen derzeit auf die Sicherheit. Das ist bedenklich wenig. In ihrem heute angenommenen
Strategiepapier setzt sich die Kommission deshalb für eine verstärkte Aufklärung ein. Dazu soll
ein offener Dialog zwischen allen Beteiligten über eine neue europäische Strategie für die Netz-
und Informationssicherheit geführt werden. In einer Partnerschaft der Mitgliedstaaten, der IT-Branche, der
Nutzer sowie der Europäischen Agentur für Netz- und Informationssicherheit (ENISA) sollen vertrauenswürdige,
sichere und zuverlässige Informations- und Kommunikationstechnologien entstehen. Menschen und Organisationen
müssen in die Lage versetzt werden, ihre Interessen und ihre Verantwortung selbst wahrzunehmen.
„Die Art der Bedrohung ändert sich, also muss sich auch unsere Antwort darauf ändern“, meint die für
die Informationsgesellschaft und Medien zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding. „Während es den Hackern
in der Vergangenheit vor allem um Ruhm ging, sind heute viele kriminelle Machenschaften auf Profit ausgerichtet.
Deshalb brauchen wir eine neue Strategie, die auf Dialog, Partnerschaft und Eigenverantwortung beruht.“
Die Kommission ist davon überzeugt, dass ein offener Dialog zwischen allen Beteiligten die Voraussetzung für
Vertrauen und Zuversicht der Verbraucher und für eine breite Durchsetzung digitaler Dienste ist. Mit ihrer
heute verabschiedeten Mitteilung möchte die Kommission daher das allgemeines Bewusstsein für Sicherheitsfragen
stärken und darüber aufklären, was die Menschen und Organisationen selbst tun müssen, um ihre
eigenen Informationen und Geräte zu schützen.
Alle Beteiligten benötigen zuverlässige Informationen über Sicherheitsvorfälle, damit sie die
notwendigen Maßnahmen treffen können, um ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten. Zweck der Auswertung
solcher Sicherheitsvorfälle sollte es sein, Lösungen und empfehlenswerte Verfahrung aufzuzeigen, die
von öffentlichen Einrichtungen, Unternehmen und Privatanwendern übernommen werden können. Eine wichtige
Rolle bei der Schärfung des Sicherheitsbewusstseins kommt den Behörden zu, wenngleich die Lösungen
selbst vor allem der Privatsektor liefern muss.
Konkret schlägt die Kommission vor, eine vergleichende Bewertung der nationalen Maßnahmen zur Netz-
und Informationssicherheit durchzuführen, um den Dialog zwischen den öffentlichen Verwaltungen zu verbessern,
bewährte Vorgehensweisen festzustellen und das Sicherheitsbewusstsein der Endnutzer zu erhöhen. ENISA,
die Europäische Agentur für Netz- und Informationssicherheit, die ihren Sitz in Heraklion (Griechenland)
hat, wird beauftragt, einen Datenerhebungsrahmen zu entwerfen, damit EU-weit Sicherheitsvorfälle und Messdaten
über das Verbrauchervertrauen erfasst werden können. Außerdem soll ENISA prüfen, ob sich ein
mehrsprachiges Informationsaustauschs- und Warnsystem aufbauen lässt. Die Mitgliedstaaten und der Privatsektor
werden aufgefordert, eine aktivere und dynamischere Rolle bei der Verbesserung der Netz- und Informationssicherheit
zu übernehmen.
Parallel dazu führt die Kommission eine öffentliche Konsultation über die Sicherheits- und Datenschutzauswirkungen
der RFID-Technik („Radio Frequency Identification“) durch und wird noch in diesem Jahr ihre Schlussfolgerungen
veröffentlichen. Diese Initiativen sind Teil einer europäischen Gesamtpolitik im Bereich der Netz- und
Informationssicherheit, zu der auch Themen wie Spam und Spyware, Datennetzkriminalität, Integrität und
Schutz kritischer Kommunikationsinfrastrukturen sowie die damit verbundene europäische Forschung gehören. |