Linz (lk) - Dem StifterHaus, Zentrum für Literatur und Sprache in Oberösterreich, ist es gelungen,
eine zweite Tranche des Nachlasses der Schriftstellerin Marlen Haushofer (1920-1970) von der Nachlassverwalterin
Sybilla Haushofer zu erwerben, gibt Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer bekannt. Bei den Neuerwerbungen handelt
es sich um handschriftliche Fassungen von Haushofers Kinderbuch-Klassikern "Brav sein ist schwer" (entstanden
1965), "Schlimm sein ist auch kein Vergnügen" (1970) sowie "Müssen Tiere draußen
bleiben?", für das die Autorin 1968 mit der Hans Christian Andersen Medaille des "International
Board of Books für Young People" ausgezeichnet wurde. Angekauft wurde darüber hinaus das Original-Manuskript
von "Wohin mit dem Dackel?".
2003 hat das StifterHaus mit den Original-Manuskripten des Romans "Himmel, der nirgendwo endet" einen
ersten Teil des Haushofer-Nachlasses erworben. Die nun erworbenen Manuskripte von Haushofers Kinderbüchern
sind eine wichtige Ergänzung, weil damit die gesamte Bandbreite des literarischen Werkes von Marlen Haushofer
nachvollziehbar und sichtbar wird, erklärt Pühringer: "Der Ankauf von literarischen Vor- und Nachlässen
oberösterreichischer Autorinnen und Autoren ist einerseits wichtiger Teil kulturpolitischer Verantwortlichkeit,
andererseits praktische Arbeitsgrundlage für Forschung und Vermittlung und damit Investition in die Zukunft.
Das StifterHaus bietet mit seinem modernen Literaturarchiv die idealen Voraussetzungen zur Sicherung und wissenschaftlichen
Verwertung der Vor- und Nachlässe oberösterreichischer Autorinnen und Autoren."
Die vom StifterHaus angekauften Manuskripte von Marlen Haushofer (sieben Schulhefte in Handschrift und dazugehörige
Materialien) sind in A4-Heften erhalten: "Die Schrift in den Heften wirkt sehr entspannt - wenig Zögern,
wenig Korrekturen. Vielleicht fühlte sich die Autorin beim Schreiben weniger ?beobachtet?, einem im Detail
weniger kritischen Publikum gegenüber. Marlen Haushofer hat die Kinderbücher offenbar auch selbst in
einem anderen Kontext gesehen, als die Literatur für Erwachsene", betont die Leiterin des StifterHauses,
Dr. Petra-Maria Dallinger. Die Haushofer-Biographin Daniela Strigl charakterisiert die Stellung der Kinderbücher
im Gesamtwerk Haushofers so: "Die Kinderbücher stellten für Marlen Haushofer in jeder Hinsicht ein
Kontrastprogramm zu ihrem ?ernsten? Werk dar: das Schreiben ging ihr leicht von der Hand und bereitete ihr Vergnügen.
Sie brauchte meist nicht mehr als ein, zwei Wochen für ein Buch. Außerdem war das Kinderbuch ein Genre,
mit dem man Geld verdienen konnte." |