Klosterneuburg (stadt) - Am 22. Juni wäre der "Gugginger Künstler" August Walla, neben
Johann Hauser und Oswald Tschirtner einer der wichtigsten Vertreter der "art brut" - was wörtlich
übersetzt so viel wie "rohe Kunst" bedeutet - 70 Jahre alt geworden. Dieses Jubiläum durfte
er nicht mehr erleben, da er vor fünf Jahren, am 7. Juli 2001, einem Krebsleiden erlag.
Obwohl es über Wallas Leben und Werk zahlreiche Publikationen - allen voran DDr. Leo Navratils Biographie
"August Walla, Sein Leben & seine Kunst" - gibt, obwohl seine Arbeiten in zahlreichen Museen und
Galerien präsentiert wurden und werden und sogar Filme über ihn gedreht wurden, ist es dem Stadtmuseum
Klosterneuburg ein Anliegen, in einer weiteren Retrospektive an diesen bedeutenden Klosterneuburger zu erinnern.
Im Rahmen der Sonderschau, die in Kooperation mit dem "Haus der Künstler in Gugging" erarbeitet
wurde, werden erstmals verschiedene Einrichtungsgegenstände, die vor dem Abriss der Pionierkaserne aus der
ehemaligen Wohnung der Wallas gerettet werden konnten, gezeigt. Zu diesen gehören etwa die Wohnungstüre,
Kopf- und Fußteil eines Bettes, eine Badewanne, diverse Kästchen, ein Kübel und andere Gefäße
sowie Wallas legendäres Leiterwagerl, mit dem er seine Runden durch Klosterneuburg drehte. All diese Objekte
hat August Walla in seiner charakteristischen Art, die seine mythisch-magische Gedankenwelt widerspiegelt, beschrieben,
bemalt und auch beklebt.
Darüber hinaus wird, gleichfalls zum ersten Mal, eine Auswahl von Briefen, Ansichtskarten und Fotografien
präsentiert, die der Künstler im Laufe der Jahre an die amtierenden Bürgermeister beziehungsweise
die Damen und Herren des Wohnungsamtes der Stadtgemeinde gerichtet hat. Wie ein roter Faden zieht sich die Bitte
Augusts um eine eigene kleine Wohnung in "seinem Klosterneuburg" durch all diese Schreiben, die sich
heute - wie auch die Objekte aus der Pionierkaserne - im Besitz des Stadtmuseums Klosterneuburg befinden. Walla,
der Gugging bzw. "das Dörflein Kierling" nie als zu Klosterneuburg gehörig akzeptiert hatte,
wollte auf Dauer nicht im "Haus der Künstler" wohnen bleiben. Bis zu seinem Tod sehnte er sich nach
seiner geliebten Heimatstadt, die er mit der unmittelbaren Nähe zu den Donauauen und den Blick zu den Stiftstürmen
in Verbindung brachte, zurück.
In seiner Grabrede brachte DDr. Navratil dies auf den Punkt, als er sagte: "Er hatte eine so große Liebe
zu Klosterneuburg, wie vielleicht kein anderer Bewohner dieser Stadt. Er sprach von einem himmlischen Klosterneuburg.
Vielleicht war seine Liebe so groß, dass es dieses himmlische Klosterneuburg wirklich gibt und dass er jetzt
gemeinsam mit seiner Mutter und seiner Großmutter und seiner ganzen Familie dort leben kann. Ich wünsche
es ihm."
Gemälde, Grafiken und Fotografien von und über August Walla, die dem Stadtmuseum seitens mehrerer öffentlicher
und privater Leihgeber zur Verfügung gestellt werden, runden das Gesamtbild der Ausstellung ab.
Ausstellungsdauer: 24. Juni bis 17. Dezember 2006
Öffentliche Führungen werden jeweils am Samstag, den 24. Juni, den 23. September und den 25.
November um 15 Uhr angeboten.
Zur Ausstellung erscheint auch ein Katalog, der im Museumsshop und im Archiv der Stadt Klosterneuburg, Rathausplatz
1, 3400 Klosterneuburg, um € 8,- erhältlich sein wird. |