Braunbär und Co. wandern in Zukunft wieder sicher zwischen Alpen und Karpaten
Wien (wwf) - Das Wandern ist nicht nur des Bären Lust: für ihn und viele andere heimische
Tierarten ist es sogar überlebensnotwendig. "Wanderrouten wie der Alpen Karpaten Korridor verbinden die
Lebensräume großer Säugetiere wie Rothirsch oder Luchs und ermöglichen den genetischen Austausch
zwischen den Populationen", so Mag. Michael Proschek, WWF Artenschutzexperte. Unkoordinierte Verkehrs- und
Infrastruktureinrichtungen bilden jedoch massive Barrieren für die wandernden Wildtierarten in Österreich.
Der bekannte Wildökologe Peter Sürth zeigt im Rahmen seiner Expedition "Der Weg der Wölfe"
die Hindernisse auf, die vielen bedrohten Wildtierarten das Durchwandern des Alpen-Karpaten-Korridors unmöglich
machen. Das Verkehrsministerium, die ASFINAG und der WWF setzen sich nun gemeinsam für die raumplanerische
Sicherung der Wanderwege ein. DI Werner Kaufmann, ASFINAG: "Um zumindest die Barrierewirkung der Autobahnen
und Schnellstraßen zu mindern, wird die ASFINAG in den nächsten Jahren alle drei Grünbrücken
entlang des Korridors errichten. Der Korridor ist dann für die imposanten Wildtiere wie Rothirsch, Luchs und
Elch wieder passierbar."
Auf seiner 500 Kilometer langen Expedition von der Hohen Tatra (SK) bis nach Mariazell (AT) erfährt es Sürth
am eigenen Leib: "Der Alpen Karpaten Korridor ist zwar über weite Strecken intakt", berichtete er
während des heutigen Pressegesprächs von ASFINAG und WWF. "Probleme ergeben sich jedoch vor allem
durch die voranschreitende Zersiedelung und unkontrollierte Gebietswidmungen. Besonders die Autobahnen A3 und A4
sind massive Barrieren. Dort haben die Tiere keine Chance, auf die andere Seite zu kommen." Wo bestehende
Infrastrukturachsen den Korridor bereits durchschneiden, können Grünbrücken die Barrierewirkung
wesentlich mindern. Nach der Dienstanweisung des Verkehrsministeriums an die ASFINAG wird die Nachrüstung
dieser Bauwerke nun tatsächlich umgesetzt. "Die erste der drei für den Alpen Karpaten Korridor geplanten
Grünbrücken wird derzeit über die S4 bei Pöttsching errichtet", so Kaufmann. "Das
Drei-Millionen-Euro-Projekt wird vorrausichtlich im August 2006 beendet werden. Damit sind wir der Lebensraumvernetzung
für Rothirsch und Co. schon einen ganzen Schritt näher." Das 90 Meter lange und 30 Meter breite
Bauwerk wird erstmals von Sürth im Rahmen seiner Expedition getestet. "Die großen Säugetiere
wie Rothirsch und Elch haben Jahrhunderte lang diese Wanderstrecke genutzt", so Proschek. "Nach der Errichtung
der drei Grünbrücken werden diese Tierarten hoffentlich schon bald wieder ihre ursprüngliche Route
durchqueren können."
Die Errichtung der Grünbrücken ist jedoch nur ein Teil des Lösungskonzeptes für die Lebensraumvernetzung.
Ein Wildtier-Korridor macht nur dann Sinn, wenn die gesamte Strecke zwischen den Populationen barrierefrei passierbar
bleibt. Das wesentlichste Instrument für die Lebensraumvernetzung muss eine überörtliche Raumplanung
sein, die die Wanderstrecke für die Wildtiere ersichtlich macht und den gesamten Übergangsbereich langfristig
freihält. Auf nationaler und internationaler Ebene besteht bereits eine Vielzahl von Konventionen, die dazu
verpflichten, globale und regionale Korridore zu schaffen, die geeignete Lebensräume miteinander verbinden.
Für Österreich ist z.B. die Alpenkonvention direkt anwendbar. ASFINAG und WWF fordern daher die zuständigen
Landesbehörden in Österreich auf, sinnvoll in eine Raumplanung zu investieren und damit für eine
Sicherung der wildökologischen Korridore zu sorgen. |