Der Eintritt in diese Sonderausstellung (Grosser Kassensaal) ist für
alle frei!
Wien (kunstnet) - Unter dem Titel Wolfgang Tümpel (1903-1978): Silberschmied und Bauhauskünstler
widmet das WAGNER:WERK Museum Postsparkasse dem ehemaligen Bauhauskünstler seine erste Einzelausstellung in
Österreich. Neben herausragenden Entwürfen und Gebrauchsgegenständen, die Wolfgang Tümpel als
Formgestalter für die Industrie entwickelt hat, sind auch ausgewählte Gold- und Silberschmiedearbeiten
zu sehen.
Viele in der Ausstellung präsentierten Gebrauchsgegenstände sowie die Gold- und Silber- schmiedarbeiten
befinden sich heute in Museen und im Privatbesitz. Die Schau gibt einen eindrucksvollen Überblick über
das Gesamtoeuvre Wolfgang Tümpels. Silberne Tee- und Mokkaservice aus den 1920er und wieder aus den 60er Jahren,
Kandelaber, Altargerät und Schmuck stehen neben Serienprodukten der Industrie wie den Schreibtischleuchten
und der berühmten Tchibo-Dose. Nie ist Stillstand zu bemerken, stets sucht er nach neuen Gestaltungsansätzen
für die "endgültige Form". Sie sollte unabhängig von der Zeit Bestand haben - "modern,
aber nicht modisch".
Der 1903 in Bielefeld geborene Wolfgang Tümpel wechselte nach einer Goldschmiedlehre und begleitenden Studien
im Herbst 1922 an das Bauhaus in Weimar. Er besuchte den Unterricht von Johannes Itten, Paul Klee und Naum Slutzky.
1924 wird er in die Metallwerkstatt aufgenommen, die zu diesem Zeitpunkt bereits von Lázló Moholy-Nagy
geleitet wurde. Daneben ist er Mitarbeiter der Bühnenwerkstatt von Oskar Schlemmer. Die Arbeit in der Metallwerkstätte
war in erster Linie auf die Entwicklung und Herstellung von Gebrauchsgeräten ausgerichtet. Daneben gab es
in der Weimarer Zeit auch eine Schmuckwerkstatt, die von Naum Slutzky als Privatbetrieb geführt wurde.
Nach der Schließung des Bauhauses in Weimar setzte Wolfgang Tümpel seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule
in Halle fort und gründete 1927 seine erste eigene "Werkstatt für Gefäße, Schmuck, Beleuchtung".1929
übersiedelte er nach Köln und 1933 nach Bielefeld. Im selben Jahr legte der als Mitglied des Deutschen
Werkbundes schon arrivierte und mehrfach preisgekrönte Tümpel seine Meisterprüfung ab. In seinen
späteren Jahren (1951 bis 1968) lehrte Tümpel als Leiter der Metallklasse an der Landeskunstschule/Hochschule
der Bildenden Künste Hamburg.
Das Bauhaus Weimar: Stilbildende Institution des 20. Jahrhunderts
1919 entstand aus der Vereinigung der Kunstgewerbeschule mit der Kunstakademie Weimar das von Walter Gropius gegründete
Staatliche Bauhaus Weimar, das es sich zum Ziel gesetzt hatte, durch eine Reform der Kunstausbildung freie und
angewandte Kunst wieder zu einer gemeinsamen zeitbezogenen Arbeit zusammenzuführen. Die traditionelle Ausbildung
an den Akademien hatte zu einer zunehmenden Distanz zwischen Künstlertum einerseits und den Bedürfnissen
der modernen Industriegesellschaft andererseits geführt. Die Produkte, die die moderne Industrie für
eine im Entstehen begriffene Massengesellschaft herstellte, entsprach nicht den allgemeinen ästhetischen Anforderungen
der Zeit. Walter Gropius hatte als Zielvoraussetzung formuliert, dass "...Handwerk und Industrie von heute
in ständiger Annäherung begriffen sind und allmählich ineinander aufgehen müssen zu einer neuen
Werkeinheit, die jedem Individuum den Sinn der Mitarbeit am Ganzen ...wiedergibt."
Am Bauhaus wurden nicht nur neue kunstpädagogische Konzeptionen erprobt, sondern auch die Grundlagen für
eine neue Architekturlehre und die ästhetischen Normen industrieller Produkte für den Wohnbereich erarbeitet.
Der Unterricht am Bauhaus - mit seiner fächerübergreifenden Ausbildung, seinem Werkstattgedanken sowie
seinem Campus-System und der studentischen Mitverwaltung - zielte von Beginn an darauf ab, einen erzieherischen
Beitrag für eine neue Gesellschaft zu leisten, was zum damaligen Zeitpunkt als sozialistische Perspektive
verstanden wurde, auch wenn nicht alle am Bauhaus tätigen Künstler diese politischen Ansichten teilten.
In nur 14 Jahren (1919-1933) wurde das Bauhaus zu einer der wichtigsten stilbildenden Einrichtungen und zu einem
der aufregendsten Kapitel der Kunst-, Architektur- und Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Dass sich der Bauhaus-Gedanke
bis heute stilistisch und als Referenz behauptet, spricht für die kreative Kraft seiner Gründer und die
uneingelöste Sehnsucht nach einer utopischen Fantasie, der sämtliche Widerstände nichts von ihrer
Suggestionskraft nehmen können.
WAGNER:WERK Museum Postsparkasse
Grosser Kassensaal
Georg-Coch-Platz 2, 1018 Wien
Ausstellungsdauer 4. Juli – 2. September 2006
Öffnungszeiten Mo, Di, Mi und Fr von 8.00 - 15.00 Uhr
Do 8.00 - 17.30 Uhr |