Sektor erreicht unter völlig neuen Rahmenbedingungen eine stabile
Bilanz - Nahrungs- mittelsektor beweist zunehmende Konkurrenzfähigkeit
Wien (ba-ca) - Österreichs Landwirtschaft hat die Hürden der letzten zwei Jahre, weit reichende
Agrarreformen und die EU-Osterweiterung ohne schwerwiegende Einbußen überstanden. Zu diesem Resümee
kommt Günter Wolf von der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) Konzernvolkswirtschaft in seinem jüngsten
Branchenbericht. Die Agrareinkommen sind 2005 zwar um 3 Prozent nominell auf rund 2,4 Milliarden Euro gesunken.
In realen Werten und pro Arbeitskraft erhöht sich das Minus auf 3,4 Prozent, blieb aber deutlich unter dem
Ergebnis im EU-Schnitt von minus 5,6 Prozent.
Die Agrarproduktion ist 2005 um 1 Prozent gesunken, was mit etwa gleich hohen Preissteigerungen aufgewogen werden
konnte. Maßgeblich für das Minus war die rückläufige Fördersumme: Insgesamt wurden 2005
mit 1,75 Milliarden Euro um 1 Prozent weniger Direktförderungen ausbezahlt, wobei an die Produktion gekoppelte
Förderungen, wie die Flächenprämien oder Marktordnungsprämien, um 71 Prozent gekürzt wurden.
Allerdings wurden die frei werdenden Mittel nicht zur Gänze in die sonstigen, von der Produktion entkoppelten
Zahlungen umgeschichtet.
Der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelverarbeitung gelingt es zunehmend neue Märkte zu erschließen.
Österreich blieb zwar ein Nahrungsmittelnettoimporteur dessen Außenhandelsminus mit Lebensmittel langsam
aber kontinuierlich sinkt. Seit 1995 konnte das Minus von 1,2 auf 1 Milliarde Euro verringert werden. Gemessen
an den Exporterfolgen hat sich die Wettbewerbsfähigkeit vor allem in den landwirtschaftsnahen Bereichen, sowohl
in der Milchwirtschaft als auch in Teilen der Fleisch- und Fleischwarenerzeugung und der Getreideverarbeitung verbessert.
Günter Wolf von der BA-CA: "In Teilen der Nahrungsmittelerzeugung gewinnt sogar der Slogan vom Feinkostladen
Österreich an Gehalt. Die Analyse der Außenhandelswerte lässt den Schluss zu, dass aus Österreich
zunehmend höher verarbeitete Nahrungsmittel zu höheren Preisen exportiert werden".
"Mit der EU-Erweiterung sind sowohl das Produktions- als auch das Nachfragepotenzial der Gemeinschaft deutlich
gestiegen", hält Branchenanalyst Günter Wolf fest. Entsprechend zugenommen haben die Handelsströme
mit Nahrungsmittel. Einerseits konnte der heimische Nahrungsmittelsektor fast auf jeder Produktionsebene Exportzuwächse
verbuchen: 2004 und 2005 wurden in die EU um durchschnittlich 9 Prozent mehr Lebensmittel pro Jahr geliefert, im
Vorjahr im Wert von 3,3 Milliarden Euro, ohne Getränke und Tabak. Die Exporte in die neuen Mitgliedsstaaten
sind in den zwei Jahren aber um durchschnittlich 26 Prozent gestiegen (auf 640 Mio. Euro). Andererseits werden
die Landwirte und die Lebensmittelverarbeiter auch zunehmend mit neuer Konkurrenz aus der Region konfrontiert.
Die Lebensmittelimporte aus der Region sind 2004 und 2005 immerhin um rund 28 Prozent im Jahr gestiegen (auf 680
Mio. Euro).
Das Jahr 2013 ist voraussichtlich ein nächster Wendepunkt für Europas Landwirtschaft, wenn die nächste
EU-Finanzperiode endet und zugleich aktuelle Programme der EU-Agrarpolitik auslaufen. Danach wird der Konkurrenzdruck
sowohl in den Agrarmärkten als auch um die Verteilung der Budgetmittel deutlich zulegen und die heimischen
Landwirte müssen mit stärkeren Einkommenseinbußen rechnen. "Bio" ist hier nur eine, allerdings
eine Erfolg versprechende strategische Alternative. "Die schwierigen Produktionsbedingungen der heimischen
Bauern, die Flexibilität der kleinbetrieblichen Strukturen und die Förderungen für Biobetriebe erleichterten
schon in der Vergangenheit den Umstieg von konventioneller auf die biologische Produktionsweise", so BA-CA
Ökonom Wolf. Der Bio-Sektor hat besonders in den letzten Jahren wieder an Schwung gewonnen. So ist die Zahl
der Biobetriebe in Österreich seit 2002 um 3 Prozent im Jahr gestiegen und hat 2005 die 20.000er Marke erstmals
überschritten. Noch kräftiger, um durchschnittlich 6 Prozent jährlich, sind die biologisch bewirtschafteten
Nutzflächen gestiegen, das heißt, dass auch zunehmend Großbetriebe auf biologische Produktion
umstellen. |