15 Jahre AKH-Seelsorge – Gemeinsame Botschaft der interreligiösen Seelsorge
Wien (epd Ö) - Mit einer gemeinsamen Botschaft ist die interreligiöse AKH-Seelsorge am
Donnerstag an die Öffentlichkeit getreten. Anlass ist das 15-Jahr-Jubiläum der Seelsorge in einem der
größten Krankenhäuser Europas. Die Krankenhausseelsorge umfasst am AKH in Wien die katholische,
die evangelische und die orthodoxe Kirche sowie die jüdische und die muslimische Religionsgemeinschaft. Der
„Dialog des Lebens“ erfolge „auf gleicher Augenhöhe“, betonen die KrankenhausseelsorgerInnen in ihrer Botschaft,
die in einer Pressekonferenz präsentiert wurde und auch im Mittelpunkt einer interreligiösen Feier am
Donnerstagabend steht.
Die Krankenhausseelsorge leiste ihren Beitrag zum Heilungsauftrag des Krankenhauses, indem sie Menschen Raum gebe,
„all das auszudrücken, was ihnen auf der Seele brennt“, heißt es in der Botschaft. Gleichzeitig, so
die KrankenhausseelsorgerInnen, trage ihre Arbeit entschieden dazu bei, Medizin und Pflege humaner zu gestalten.
In der Botschaft wird auch auf das enorme Ausmaß ehrenamtlicher Tätigkeit verwiesen, ohne die dieses
Angebot nicht möglich wäre. Gemeinsame Basis der AKH-Seelsorge, die jährlich rund 20.000 PatientInnen
betreut, sei das Bewusstsein: „Alle Menschen sind von Gott geschaffen und einmalig.“
Die KrankenhausseelsorgerInnen betonten bei der Pressekonferenz nicht nur die interreligiöse Kooperation,
sondern erhoben auch konkrete Forderungen für die PatientInnen, etwa nach einem Essensangebot, das religiösen
Vorschriften genüge, nach verstärkter Wahrung der Intimsphäre und nach einer professionellen Ausbildung
der KrankenhausseelsorgerInnen. Die damit verbundenen Kosten seien vor allem für kleine Religionsgemeinschaften
nicht zu bewältigen, so der katholische Krankenhausseelsorger Dr. Franz Vock. Hier sei die öffentliche
Hand gefragt.
Wenn Menschen im Krankenhaus vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben ihrer „Endlichkeit“ begegnen, bilde die Seelsorge
durch die verschiedenen Religionsgemeinschaften eine „wesentliche Stütze“, sagte der stellvertretende ärztliche
Direktor des AKH, Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski. Als Spiegelbild der Gesellschaft finde sich im AKH eine
Vielzahl von Kulturen, doch „letztlich ordnen sich alle dem Phänomen des leidenden Individuums unter“, was
Trennendes in den Hintergrund treten lasse. Zielinski: „Unser Platz kann nur bei der Menschlichkeit sein, an der
Seite des leidenden Individuums.“
Die Krankenhausseelsorge sei bestimmt von der „Sorge um den ganzen Menschen“, erklärte der Wiener römisch-katholische
Weihbischof Dr. Franz Scharl. Letztlich gehe es um die Quintessenz, „nicht allein gelassen zu werden“. Die Arbeit,
die professionelle Ausbildung der SeelsorgerInnen voraussetze, erfolge im „gelebten Dialog, im kostbaren Miteinander“.
Die Notwendigkeit einer profunden Ausbildung unterstrich auch der Wiener Superintendent Mag. Hansjörg Lein
von der Evangelisch-lutherischen Kirche. Eine Großstadt wie Wien berge die Gefahr, „dass der einzelne Mensch
untergeht“. In der personenzentrierten Seelsorge im Krankenhaus gehe es hingegen immer um die Begegnung mit dem
Gegenüber, um das Gefühl „ich bin ganz für dich da, ich bin nur für dich da“. Eine Begegnung,
die nicht planbar sei, aber oft, so Lein, auch von den SeelsorgerInnen als „Geschenk“ erlebt werde.
„Hier erleben wir die Früchte der Ökumene in der Praxis“, sagte der griechisch-orthodoxe Metropolit Dr.
Michael Staikos. Seelsorge im Krankenhaus betreffe nicht nur die PatientInnen selbst, sondern hätte auch eine
therapeutische Funktion für die gesamte Familie der PatientInnen. Dass die interreligiöse Arbeit aus
einem gegenseitigen Geben und Nehmen zwischen Minderheit und Mehrheit bestehe, hob Dr. Willy Weisz von der Jüdischen
Kultusgemeinde in Wien hervor. Der Vizepräsident der Islamischen Religionsgemeinde Wien, Dr. Ahmet Hamidi,
betonte die gemeinsame Verantwortung der religiösen Mehrheit und Minderheit. Im AKH sei diese „echte Solidarität“
„vorbildlich“ gelungen.
Präsentiert wurde bei der Pressekonferenz auch ein „Reiseführer“ durch die „spirituelle Meile des AKH“.
Darin stellen die SeelsorgerInnen die vier Gebetsräume der evangelischen und katholischen Christen sowie der
Juden und Muslime vor. |