Ein österreichischer Architekt in Europa  

erstellt am
09. 06. 06

Symposion vom 29. Juni bis 1. Juli anlässlich des 350. Geburtstages von Johann Bernhard Fischer von Erlach
Salzburg (lk) - Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723), einer der größten Meister der Barockarchitektur, hat Stadt und Land Salzburg wie kein anderer Architekt durch städtebauliche Akzente geprägt und ihnen ein neues Gesicht verliehen. Unter dem Motto "Ein österreichischer Architekt in Europa" ist ihm vom 29. Juni bis 1. Juli ein Symposium gewidmet, das aus dem Ressort Kulturelle Sonderprojekte von Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer unterstützt wird. Das Land Salzburg, die Stadt Salzburg und die Erzdiözese Salzburg gedenken damit gemeinsam des 350. Geburtstags des Meisters (geboren am 20. Juli 1656 in Graz).

"Es ist gelungen, einige der profundesten Kenner Fischer von Erlachs als Referenten zu gewinnen. Diese Veranstaltung verdeutlicht die kulturellen Wurzeln Salzburgs. Sie stellt Salzburg und seine historische Bedeutung anhand des berühmten Architekten, Bildhauers und Medailleurs in einen europäischen Zusammenhang", so Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer heute, Freitag, 9. Juni. Neben W. A. Mozart, Johann Michael Haydn und Stefan Zweig ist Fischer von Erlach eine der wichtigen historischen Persönlichkeiten, deren runden Jubiläen Salzburg heuer mit Großveranstaltungen würdig gedenkt. Das Dommuseum überlegt für 2007 eine Ausstellung.

Die wissenschaftliche Leitung des Symposiums liegt bei Dr. Peter Keller, dem Direktor des Dommuseums Salzburg und Peter Prange, Hamburg. Veranstaltet von der "Schatzkammer Land Salzburg" mit Unterstützung von Stadt, Land und Erzdiözese richtet sich das Fischer von Erlach-Symposium an Wissenschafter, Architekten, Kunsthistoriker und Kulturinteressierte aus dem In- und Ausland. Die Eröffnung erfolgt am 29. Juni im Ständesaal im Salzburger Museum Carolino Augusteum, das Symposium am 30. Juni und 1. Juli findet im Salzburger Barockmuseum statt. Der Eintritt ist kostenlos. "Damit gelingt es, diese für Salzburg und Europa bis heute so entscheidende und sichtbare Epoche einer möglichst breiten Öffentlichkeit näher zu bringen. Noch nie widmeten sich so viele Experten auf einmal diesem genialen Architekten, der auch in Wien und in anderen Ländern imposante Bauten hinterlassen hat", so Haslauer. Unter anderem referieren Hellmut Lorenz (Wien) Elisabeth Kieven (Rom), Martin Krummholz (Prag) und Stefanie Walker (New York). Ergänzt werden die Vorträge durch einen Rundgang mit Kennern und Experten in der Stadt Salzburg.

Von der Bildhauerei zur Architektur
Johann Bernhard Fischer von Erlach kam von der Bildhauerei über die Gartenskulptur zur Gartenarchitektur und arbeitete seit 1688 nur noch als Architekt. Seine Gebäude zeichnen sich von Anfang an dadurch aus, dass ein elliptischer Grundriss mit verschiedenen Raumkörpern kombiniert wird, sodass ineinander verschränkte plastisch bewegte Baukörper mit dynamischer Wirkung entstehen. Das hochbarocke Formenrepertoire eignete er sich vor allem bei seinen Studien in Rom bei Carlo Fontana, Bernini und Borromini an, im zunehmenden Alter näherte er sich mehr und mehr der westeuropäischen (vor allem französischen) Architektur an. Im Jahrzehnt seines rasanten Aufstiegs 1690 bis 1700 brachte er seine Erfahrungen mit der Baukunst des römischen Hochbarock in größerem Stil nach Österreich. Waren es in Wien vorwiegend programmatische Palastbauten für den Adel, so setzte er in Salzburg so manche seiner beeindruckenden Ideen für den Kirchenbau um.

Fischers Arbeiten für Salzburg entstanden sämtlich in der Amtsperiode von Erzbischof Johann Ernst Graf Thun (1687-1709). Diesem großen Mäzen ist die Berufung des damals kaiserlichen (inzwischen geadelten) Hofarchitekten in das Fürsterzbistum zu verdanken: das Arbeitspensum für Fischer in Salzburg war immens: Dreifaltigkeitskirche (1694-1702), Hofmarstall und Felsenreitschule (1694), Johannesspitalskirche (1699-1703), Gartencasino im Park von Kleßheim, Wallfahrtskirche Maria Kirchental (1694-1701), Kollegienkirche (1696-1707 – sie wird kommendes Jahr 300 Jahre alt), Ursulinen- oder Markuskirche (1699-1705), ab 1700 Schloss Kleßheim,… – die Planungen für den Hochaltar der Franziskanerkirche gehen auf das Jahr 1708 zurück.

Mit dem Tod von Erzbischof Thun 1709 erlosch Fischers Tätigkeit in Salzburg abrupt; der Nachfolger Erzbischof Harrach favorisierte den großen Konkurrenten Lucas von Hildebrandt. Schloss Kleßheim blieb unvollendet, und auch bei den anderen Bauwerken, etwa der Kollegienkirche, stellt sich die Frage, inwieweit diese nach Fischers Entwurf fertig gestellt werden konnten: ein interessantes Feld für aktuelle wissenschaftliche Forschungen.
     
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