Arbeiten wieder auf gesamter Strecke möglich; Ausbau bis Aspern unter "freundlicheren"
rechtlichen Bedingungen
Wien (rk) - "Die Arbeiten an der Verlängerung der U-Bahnlinie U2 - die bis zur Fußball-EM
2008 bis zum Ernst-Happel-Stadion führen wird - können nun auf der ganzen Strecke fortgeführt werden",
erklärten Wiens Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder und Wiener Linien-
Geschäftsführer Dipl.-Ing. Günter Steinbauer. Vor kurzem wurden die Gerichtsverfahren gegen jene
zwei Hauseigentümer, die sich gegen die Untertunnelung ihrer Grundstücke quer gelegt haben, abgeschlossen.
Zur Zeit werden die nach der Zeitplanänderung vorgezogenen Arbeiten zu Ende geführt, ab Ende August werden
dann die letzten Grabungsarbeiten unter den beiden Grundstücken - auf insgesamt rund 120 Metern - finalisiert.
Gesetzesänderung beschleunigt Verfahren
Nach einer Gesetzesänderung ist beim weiteren Ausbau der Wiener U-Bahn nicht mit so großen Zeitverzögerungen
zu rechnen. Musste bisher nach dem Enteignungsverfahren vom zuständigen Bezirksgericht die Höhe der Entschädigung
für die Servitute festgestellt werden, wird dies in Zukunft gleich bei der behördlichen Entscheidung
im Rahmen des Enteignungsverfahrens passieren.
U2-Ausbau bis auf einen Bauabschnitt voll im Zeitplan
Im Bereich der Hochstrecke konnten die Wiener Linien bereits im Mai 2005 die Rohbauarbeiten abschließen.
Die Tunnelvortriebsarbeiten zwischen Praterstern und Messe konnten trotz eines Wassereinbruchs im September 2005
ebenfalls termingerecht beendet werden. Selbst im Bereich der zukünftigen Station Schottenring - hier liegen
die Stationsröhren direkt unter dem Donaukanal - sind die Wiener Linien absolut im Zeitplan.
Zwei Problemhäuser zwischen Donaukanal und Taborstraße
Zu Verzögerungen im Baufortschritt kam es im Bauabschnitt U2/2 "Taborstraße", der
im 2. Wiener Gemeindebezirk zwischen dem Donaukanal und dem Praterstern liegt. Hier legten sich die Eigentümer
zweier Grundstücke im Bereich der Nickelgasse und im Bereich Obere Donaustraße/Herminengasse gegen die
Untertunnelung ihrer Häuser quer.
Der Bauabschnitt U2/2 beginnt nach der unter dem Donaukanal liegenden Station Schottenring. Seine beiden unterirdischen
Streckenröhren verlaufen mit einem Achsabstand von ca. 30 Meter nahezu geradlinig in Richtung der Station
Taborstraße (Stationsbereich: Kreuzung Taborstraße/Obere Augartenstraße und Novaragasse).
Nach der Station Taborstraße verlaufen die beiden unterirdischen Streckenröhren bis zur Heinestraße,
in der ein Weichenschacht zur Herstellung einer doppelten Gleisverbindung in offener Bauweise errichtet wurde.
Hier ist auch ein Notausstieg vorgesehen. Der Schacht diente auch zum Auffahren der Tunnel. Danach führen
die Streckentunnel bis zur U1 und der Station Praterstern. Insgesamt werden an die 100 Häuser von den beiden
Tunnelröhren unterfahren.
Aufwändiger Rechtsstreit brachte Verzögerung
Für den Bau einer U-Bahn-Röhre auf einem fremden Grundstück brauchen die Wiener Linien ein so genanntes
Servitutsrecht. Wenn dieses Recht gegen entsprechende Entschädigungen von den Eigentümern nicht freiwillig
eingeräumt wird, besteht die Möglichkeit, es über ein eisenbahnrechtliches Enteignungsverfahren
zwangsweise zu erwirken. Die Wiener Linien haben diese Rechte in beiden Fällen durch zwei Instanzen (1. Instanz
MA 64, 2. Instanz BMVIT) bereits Mitte 2005 erworben.
Darüber hinaus musste allerdings nach der damals gültigen Rechtslage vom zuständigen Bezirksgericht
die Höhe der Entschädigung für die Servitute festgestellt werden. Obwohl die Grundstückseigentümer
versucht haben, alle rechtlichen Möglichkeiten auszunutzen, sind beide Verfahren inzwischen abgeschlossen.
Im Falle der Liegenschaft Nickelgasse 5 (hier war nur der Vortrieb für die stadteinwärts führende
Tunnelröhre betroffen) wurde der Beschluss über die Höhe der Entschädigungssumme im April 2006
zugestellt. Für das zweite Problemhaus in der Oberen Donaustraße 61/Herminengasse 2 (hier sind beide
Tunnelröhren betroffen) wurde das Verfahren mit der Festsetzung der Entschädigungshöhe am 1. Juni
2006 beendet.
Umstellungen im Bauablauf schaffte Zeitpolster
Im ursprünglichen Bauablauf waren die Vortriebsarbeiten unter den Häusern Nickelgasse 5 und Obere Donaustraße
61/Herminengasse 2 für Sommer 2005 vorgesehen. Als sich Mitte 2005 herausstellte, dass die Servitute für
die Untertunnelung des Objektes Nickelgasse 5 nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen würden, wurde der
Tunnel zwischen den beiden Problemhäusern über einen temporären Verbindungsstollen zwischen Gleis
1 und 2 aufgefahren.
Dadurch wurde erreicht, dass letztlich bei der rechtlich bedingten Einstellung der Vortriebsarbeiten im Oktober
2005 in Summe lediglich nur mehr 120 Meter eingleisige Streckenröhren übrig geblieben sind, die es noch
gilt herzustellen. Nach der Einstellung der Vortriebsarbeiten wurde im gesamten rund 1,5 Kilometer langen Bauabschnitt
U2/2 "Taborstraße" der Bauablauf derart umgestellt, dass Arbeiten wie z. B. Innenschalenherstellungen
und Gleisbauarbeiten vorgezogen wurden. Mit dem Herstellen der noch fehlenden Tunnelstücke werden die Wiener
Linien ab Ende August beginnen.
U2 wird rechtzeitig fertig
Durch die Umstellungen im Bauablauf ist es gelungen, die durch den Rechtsstreit entstandenen Verzögerungen
soweit aufzufangen, dass die Eröffnung des neuen U2-Teilstücks nach wie vor vor der Fußball-Europameisterschaft
2008 möglich ist. Um den geplanten Eröffnungstermin halten zu können, müssen allerdings in
diesem Bauabschnitt auch in Zukunft alle weiteren Schritte extrem komprimiert erfolgen. So ist bereits jetzt eingeplant,
alle noch nachfolgenden Arbeiten zum Großteil im Schichtbetrieb durchzuführen.
U-Bahn-Ausbau läuft auf vollen Touren
Seit Sommer 2003 wird an der rund vier Kilometer langen Verlängerungsstrecke der U2 gebaut. Wenn die
U-Bahn bis zum Stadion fahren wird, werden den Kunden der Wiener Linien zusätzlich zu den jetzt bestehenden
sechs Stationen weitere fünf Stationen entlang der U2 zur Verfügung stehen. Zwei Drittel der Verlängerungsstrecke
werden von den Silberpfeilen im Tunnel (das ist der Streckenabschnitt vom Schottenring über die Stationen
Taborstraße und Praterstern bis zur Messe), das restliche Drittel in Hochlage (das sind die Stationen Krieau
und Stadion) zurückgelegt.
Voraussichtlich noch im Oktober 2006 wird der Spatenstich für die weitere Verlängerung der U2 über
die Donau in den 22. Bezirk zur Aspernstraße erfolgen. Ende 2010 kann dieser Streckenteil mit Anschluss an
den neuen ÖBB-Bahnhof Stadlau und das SMZ-Ost fertig sein. Nach der Fertigstellung hat die neue U2 eine Länge
von 12,5 Kilometer mit 17 Stationen. Die neue U2 verbindet dann acht Bezirke (1., 2., 4., 6., 7., 8., 9. und 22.
Bezirk) und bietet Umsteigemöglichkeiten zu drei anderen U-Bahn-Linien (U1, U3 und U4) sowie zwei Schnellbahnanschlüsse
(Praterstern und Stadlau). Nach dem Abschluss des U-Bahn-Ausbauprogramms werden dann für die WienerInnen insgesamt
74,6 U-Bahn-Kilometer mit 101 Stationen zu Verfügung stehen. |