Prognose der österreichischen Wirtschaft bis 2010
Wien (wifo) - Die österreichische Wirtschaft wird bis 2010 um 2,1% pro Jahr und damit rascher
als im Durchschnitt des Euro-Raums wachsen. Die Steigerung der internationalen Nachfrage und die hohe Wettbewerbsfähigkeit
der heimischen Unternehmen begünstigen in den kommenden Jahren den Export. Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur
und die erwartete Erholung des Wohnbaus schlagen sich in einer Ausweitung der Bauproduktion nieder. Auch der Konsum
der privaten Haushalte wird seine lange Schwächephase allmählich überwinden. Die Wachstumsdynamik
wird jedoch nicht ausreichen, um die Arbeitslosenquote zu verringern. Die Preis- und Lohnsteigerungen bleiben vor
diesem Hintergrund mäßig. Nach dem Abklingen der Effekte der Steuerreform 2005 schrumpft das Defizit
der öffentlichen Haushalte kontinuierlich, sofern der strikte Konsolidierungspfad auf der Ausgabenseite fortgesetzt
wird.
Das Bruttoinlandsprodukt wird in Österreich von 2006 bis 2010 real um durchschnittlich 2,1% pro Jahr zunehmen.
Damit fällt das Wachstum deutlich höher aus als in den Jahren 2001/2005 (+1,5% p. a.), als die Entwicklung
der österreichischen Wirtschaft durch die Schwäche der europäischen Konjunktur gebremst wurde. In
den kommenden Jahren wird es infolge der erwarteten Verbesserung der europäischen Konjunktur den langfristigen
Durchschnitt erreichen. Die Ausweitung des Arbeitskräfteangebotes bietet dafür hinreichend Spielraum.
Mehrere Faktoren sprechen dafür, dass das mittelfristige Wirtschaftswachstum in Österreich über
dem Durchschnitt des Euro-Raums liegen wird:
- Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Österreichs wird sich - gemessen an den Lohnstückkosten
- weiter verbessern und die Exportwirtschaft stärken.
- Zusätzlich profitieren die österreichischen Unternehmen von der jüngsten EU-Erweiterung in besonderem
Maße - Österreich ist einer der wichtigsten Handelspartner dieser rasch wachsenden Volkswirtschaften.
- Die schwache Performance Deutschlands zog die österreichische Wirtschaft in den letzten Jahren in Mitleidenschaft.
In den kommenden Jahren sollte der Wachstumsrückstand Deutschlands kleiner werden, die neue Dynamik sollte
sich auch auf die österreichische Wirtschaft günstig auswirken.
- Das Arbeitskräfteangebot - insbesondere an ausländischen Arbeitskräften - wird in den nächsten
Jahren weiter kräftig steigen. Das stimuliert mittelfristig die Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung
in Branchen mit Arbeitskräfteknappheit, vermindert aber gleichzeitig die Chancen auf eine Verringerung der
Arbeitslosigkeit.
- Die Bemühungen der österreichischen Wirtschaftspolitik zur verstärkten Förderung von Forschung
und Entwicklung sollten sich mittelfristig positiv auswirken. Zudem begünstigen die Auswirkungen der Steuerreform
das Wachstum in den Jahren 2006 und 2007. Von der heimischen Fiskalpolitik gehen kräftigere Wachstumsimpulse
aus als in jenen europäischen Ländern, in denen wegen eines hohen Defizits größerer Konsolidierungsbedarf
besteht (insbesondere Deutschland, Frankreich und Italien).
Der relativ hohe Lebensstandard wird sich in Österreich im internationalen Strukturwettbewerb nur halten bzw.
ausbauen lassen, wenn mehr in die Zukunftsbereiche - Forschung und Entwicklung, Bildung, Infrastruktur, Informations-
und Kommunikationstechnologien - investiert wird. Hier werden wichtige Grundpfeiler für die künftige
Performance einer Volkswirtschaft gesetzt.
Nach der vorliegenden mittelfristigen Prognose dürfte das reale BIP 2006 bis 2010 in Österreich (+2,1%
p. a.) stärker wachsen als im Durchschnitt der EU 15 (+2,0%) und des Euro-Raums (+1,8%).
Die Wachstumsdynamik reicht aber nicht aus, um die Arbeitslosenquote zu verringern, zumal das Angebot an in- und
ausländischen Arbeitskräften kräftig steigt. Die Zahl der Beschäftigten wird zwar deutlich
zunehmen (+0,9% p. a.), die Arbeitslosenquote wird jedoch bis zum Ende des Prognosezeitraums hoch bleiben: 5,4%
gemäß Eurostat bzw. 7,4% nach nationaler Definition.
Dies und die geringe Auslastung der Kapazitäten dämpfen weiterhin den Lohn- und Preisauftrieb. Bezüglich
der Rohöl- und Energiepreise wird ein mäßiger Anstieg unterstellt. Die Inflationsrate dürfte
deshalb in der Prognoseperiode unter der 2%-Marke bleiben.
Die Entwicklung der öffentlichen Haushalte ist mittelfristig nur sehr schwierig zu schätzen, da keine
Voranschläge vorliegen und das österreichische Stabilitätsprogramm nur bis zum Jahr 2008 reicht.
Unter plausiblen Annahmen über die Staatsausgaben ist aufgrund der Entwicklung der Staatseinnahmen, die weitgehend
vom Wirtschaftswachstum bestimmt ist, ein Rückgang des Defizits der öffentlichen Haushalte auf 1/2%
des BIP im Jahr 2010 zu erwarten. Dabei wird strikte Ausgabendisziplin unterstellt.
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