Außenministerin Ursula Plassnik beim Rat Allgemeine Angelegenheiten und auswärtige
Beziehungen
Luxemburg (bmaa) - "Der Beitrittsprozess stand im Mittelpunkt unserer Diskussionen. Die Einigung,
die Verhandlungen zum ersten Kapitel mit der Türkei aufzunehmen, war keine leichte Geburt – sie zeigt allerdings,
dass die 25 EU-Mitgliedstaaten bereit sind, zusammen zu handeln und auf ihre EU-Partner zuzugehen", erklärte
Außenministerin Ursula Plassnik nach dem Ratstreffen der EU-Außenminister in Luxemburg.
Der Einigung im Rat waren längere Verhandlungen und mehrere Vieraugengespräche mit dem zypriotischen
Außenminister George Iacovou vorangegangen. In der gemeinsamen Verhandlungsposition, die erzielt wurde, unterstreicht
die EU die Notwendigkeit, dass die Türkei das Zusatzprotokoll zum Zollabkommen EU-Türkei umsetzt, das
die Zollunion auf alle neuen EU-Staaten, darunter Zypern ausweitet. Sollte Türkei die sich aus diesem Abkommen
ergebenden Verpflichtungen nicht vollständig umsetzen, werde dies den generellen Fortschritt in den Verhandlungen
beeinträchtigen. Darüber hinaus behalte sich die EU vor, auf das vorliegende Verhandlungskapitel zurückzukommen,
falls sich dies als notwendig erweisen sollte.
In Richtung der Türkei erklärte die Außenministerin: „Kern des Problems ist die mangelnde Umsetzung
von Verpflichtungen, die von der Türkei eingegangen wurden. Alle Beteiligten sollten die Botschaft der vergangenen
Tage ernst nehmen. Positive Signale zur Ausdehnung der Zollunion auf alle 25 Mitgliedstaaten sind notwendig, sonst
werden die Verhandlungen zwangsläufig auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen.“ Aufgrund der Einigung
auf den Kompromisstext des Vorsitzes konnte im Anschluss an die Ratstagung die erste Beitrittskonferenz mit der
Türkei stattfinden.
Bereits zuvor hatte der Rat ohne weitere Diskussionen beschlossen, die erste Beitrittskonferenz mit Kroatien einzuberufen.
Gegenstand der Tagung des Rates war darüber hinaus die Vorbereitung des bevorstehenden Europäischen Rates
in Brüssel am 15.und 16. Juni. Im Bereich der Außenbeziehungen befassten sich die Außenminister
mit den Entwicklungen im Mittleren und Nahen Osten und im Iran, wozu am Rande der Tagung auch ein Zusammentreffen
mit dem irakischen Außenminister Hoshiyar Zebari stattfand.
Teil der Arbeit des Rates galt auch dem Westbalkan. Am Rande des Rates wurde das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen
mit Albanien unterzeichnet. In Reaktion auf das Unabhängigkeitsreferendum in Montenegro beschlossen die EU
und ihre Mitgliedstaaten, ihre Beziehungen zu Montenegro als souveränen, unabhängigen Staat zu entwickeln.
„Das ist ein Signal der Ermutigung an Montenegro. Die EU hat diesen Prozess von Anfang an aktiv begleitet und wird
dies auch weiterhin tun. Das Referendumsergebnis darf allerdings nicht zu neuen Trennlinien in der Region führen.
Wir haben daher Montenegro und Serbien aufgerufen, aktiv den direkten Dialog zu suchen und sich um die Entwicklung
guter bilateraler Beziehungen zu bemühen“, so Plassnik. |