„Sonne ist angesagt, mit einigen Restwolken“ – Thermische Sanierung zur Ankurbelung der Investitionen
– Heftige Kritik an Zinserhöhungsplänen der EZB
Wien (pwk) - „Das Stimmungstal ist einem positiven Klima gewichen, das Barometer steht auf Schönwetter.
Sonne ist angesagt, doch gibt es einige Restwolken“. Mit diesen Worten fasste Wirtschaftkammerpräsident Christoph
Leitl am 12.06. die Ergebnisse des jüngsten „Wirtschaftsbarometers Austria“ (WBA 2006/I, Frühjahr) zusammen.
Die Beschäftigungslage wird sich weiter verbessern, die Exporte könnten die Traumgrenze von 100 Milliarden
Euro erreichen.
„Die Prognose lässt breite positive Impulse für ein höheres Wachstum erkennen. Ich rechne mit einem
Zuwachs von 2,5 Prozent im laufenden Jahr“, stellte Leitl fest. Der Konjunkturerhebung zufolge wird sich auch die
Beschäftigungssituation verbessern. „Die Bevölkerung profitiert unmittelbar von den positiven Auswirkungen
des Aufschwungs“. Positiv und stabil entwickeln sich auch die Investitionen, doch könnte in diesem Bereich
die Dynamik besser sein, sprach der Wirtschaftskammerpräsident eine der von ihm so genannten „Restwolken“
an.
Die Investitionen laufen hinterher, was auch mit den Zinserhöhungen zusammenhängt, sagte Leitl. Die Ankündigung
weiterer Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank sei eindeutig kontraproduktiv. „Jetzt ist es
genug. Bringt nicht die europäische Konjunktur um“, appellierte der Sprecher der österreichischen Wirtschaft
an die Währungshüter in Frankfurt. Diese dürften sich, so Leitl weiter, ihrer gesamtwirtschaftlichen
Aufgabe nicht entziehen. Die derzeitige Inflation in Europa sei großteils importiert. Die Inflation könne
man nicht durch eine Einschränkung des Wachstums bekämpfen. „Die monetaristische Einstellung der EZB
ist einseitig und gefährlich. Ich verstehe die Hysterie der handelnden Personen in Frankfurt nicht“, übte
Leitl massive Kritik.
Zur Ankurbelung der Investitionen und damit auch der Inlandsnachfrage schlägt der WKÖ-Präsident
eine Begünstigung von Investitionen in die thermische Gebäudesanierung vor. „Davon profitieren Wirtschaft
und Umwelt, also eine Echte Win-Win-Situation“. Bereits mit einem Volumen von 150 Millionen Euro könnte man
wichtige Maßnahmen in Schwung bringen.
Wie Leitl weiter sagte, werde das Wirtschaftswachstum heuer 40.000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.
Erstmals könnte die Grenze von 3,3 Millionen Beschäftigten überschritten werden. Günstig stehen
auch die Aussichten im Export. Nach einem Volumen von 25 Milliarden im ersten Quartal 2006 sei die „Traumgrenze
von 100 Milliarden Euro“ in Reichweite.
Harald Kaszanits, Leiter der wirtschafspolitischen Abteilung (WP) der WKÖ, hob hervor, dass die Indikatoren
„so hoch und damit so erfreulich sind wie nie zuvor“ (seit Beginn der regelmäßigen Konjunkturerhebungen
im Jahr 2002). Erstmals seien die Beschäftigungsauswirkungen nicht mehr das Schlusslicht in der Unternehmerbefragung.
Die Unternehmer bekundeten vielmehr ihren Bedarf, zusätzliche Mitarbeiter aufzunehmen.
Die vom Wirtschaftsbarometer Austria wiedergegebene Stimmungsverbesserung sei auch ein Erfolg der Bemühungen
der Wirtschaftskammer, stellte Präsident Leitl abschließend fest. „Wir haben es immer als unsere Aufgabe
gesehen, ein positives Stimmungsbild zu zeichnen, und daneben als Wirtschaftsvertreter praktikable und vernünftige
Konzepte zu entwickeln. Krankreden ist unsere Sache nicht“.
Journalistenfragen zum Thema „BAWAG-Katastrophe“ beantwortete Leitl mit der schon wiederholt getroffenen Feststellung,
er habe immer zwischen dem „Skandalfall BAWAG“ und der Sozialpartnerschaft unterschieden. „Die Sozialpartnerschaft
hat immer funktioniert. Alles andere ist ein Fall für den Staatsanwalt“. |