Wien (börse) - Der österreichische Kapitalmarkt hat sich zu einem wichtigen Impulsgeber für
die österreichische Wirtschaft entwickelt. Das ist das Ergebnis der Studie „Erweitertes Benchmarking des österreichischen
Kapitalmarktes“, die vom Institut für Höhere Studien (IHS) in Zusammenarbeit mit dem Economic and Social
Research Center (ESCE) erstellt wurde. Die Studie dokumentiert die erfolgreiche Entwicklung des österreichischen
Kapitalmarktes in den vergangenen Jahren und gibt einen Ausblick auf das künftige Entwicklungspotenzial des
Finanzplatzes Wien.
Die Wiener Börse hat mit der Vervierfachung der Handelsumsätze und der Verdoppelung der Marktkapitalisierung
im Untersuchungszeitraum 2003 bis 2005 die realwirtschaftliche Entwicklung der österreichischen Wirtschaft
signifikant positiv beeinflusst. Konkret – so zeigen die Berechnungen der Studie – hat die hervorragende Entwicklung
der Wiener Börse in diesem Zeitraum 1,1 Mrd. Euro zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beigetragen. Dies entspricht
einer Zunahme des österreichischen Bruttoinlandsproduktes um insgesamt 0,3 Prozentpunkte. Positive Auswirkungen
waren auch am Arbeitsmarkt zu spüren: Berechnungen der Studie zufolge hat der Anstieg von Börseumsätzen
und Marktkapitalisierung in den Jahren 2003 bis 2005 in Österreich die Zahl der Arbeitsplätze um 5.900
erhöht.
„Der Anstieg der Marktkapitalisierung beruht nicht auf einem von wenigen Börseteilnehmern getragenen Kursfeuerwerk,
sondern auf einer nachhaltigen Verbreiterung der Investorenbasis, die nicht zuletzt in markant steigenden Börseumsätzen
ihren Ausdruck findet“, erläutert Dr. Heinrich Schaller, Mitglied des Vorstandes der Wiener Börse AG.
„In gemeinsamer Anstrengung ist es gelungen, die Liquidität und das Investoreninteresse in den letzten Jahren
in spektakulärem Ausmaß zu steigern“, so Schaller weiter.
„Die im Rahmen der Studie erhobenen Zahlen belegen eindrucksvoll, dass der postulierte Zusammenhang zwischen einem
dynamischen Kapitalmarkt und einer florierenden Wirtschaft tatsächlich besteht“, betont Mag. Karl-Heinz Grasser,
Bundesminister für Finanzen. Die Aktivierung der Wiener Börse ist das Resultat vieler Anstrengungen,
auch die österreichische Bundesregierung hat in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an Maßnahmen gesetzt,
die zur dynamischen Entwicklung des Kapitalmarktes beigetragen haben. „Weitere Maßnahmen, die zu einer abermaligen
Steigerung des Börseumsatzes und der Marktkapitalisierung führen, lassen sich auf Basis der Studie gut
begründen. Dies schließt insbesondere auch kapitalmarktpolitische Maßnahmen wie die Weiterentwicklung
der Zukunftsvorsorge oder den verstärkten Ausbau der Mitarbeiterbeteiligung ein“, meint Grasser.
Aufholprozess im europäischen Vergleich
Im europäischen Vergleich konnte sich der österreichische Kapitalmarkt von einer unterdurchschnittlichen
Ausgangssituation im Jahr 2002 in das gute Mittelfeld verbessern: Wie eine Clusteranalyse zeigt, lässt sich
für das Jahr 2005 eine relativ große Gruppe führender europäischer Kapitalmärkte ermitteln,
die insbesondere Skandinavien und Großbritannien umfasst. Am anderen Ende der Skala liegen die vier neuen
EU-Mitgliedsländer Polen, die Slowakei, Tschechien und Ungarn sowie Portugal. In den beiden dazwischen ausgewiesenen
Gruppen befinden sich unter anderem Deutschland, Frankreich, Italien – und Österreich, das seine Platzierung
in den letzten drei Jahren deutlich steigern konnte und nunmehr erstmals zur zweiten Gruppe zählt.
Die Clusteranalyse weist für Österreich allerdings auch auf eine hohe Streuung der Indikatoren hin.
Dies bedeutet, dass Österreich bei einer Reihe von Indikatoren überdurchschnittlich gut, bei wenigen
anderen jedoch stark unterdurchschnittlich abschneidet. Überdurchschnittlich liegt Österreich beispielsweise
bei der Nettoaufbringung an Aktienkapital durch Börsegänge und Kapitalerhöhungen ab. Trotz des dynamischen
Aufholprozesses, der sich auch in markant steigenden Börseumsätzen widerspiegelt – diese konnten im Jahr
2005 auf sechs Mrd. Euro monatlich verdoppelt werden, auch in den ersten Monaten des heurigen Jahres konnte eine
abermalige deutliche Steigerung auf rund 11,2 Mrd. Euro im Monatsschnitt Jänner bis Mai erzielt werden –,
ist die Position der Wiener Börse noch ausbaufähig. „Daraus ergeben sich besondere Chancen und Risiken:
Sollte es gelingen, die noch bestehenden Schwächen abzubauen und gleichzeitig die Stärken beizubehalten
bzw. auszubauen, wäre auf Sicht von drei Jahren eine weitere signifikante Rangverbesserung gegenüber
anderen europäischen Ländern möglich. Tritt hingegen eine Verschlechterung bei bisherigen Stärken
ein, wären damit unmittelbar Rangverluste verbunden“, betont Univ.-Prof. Dr. Bernhard Felderer, Leiter des
Institutes für Höhere Studien.
Für die kommenden Jahre stehen daher in erster Linie Maßnahmen auf der Agenda der Wiener Börse,
die auf eine weitere Verbesserung der Liquidität abzielen, wie etwa die Akquisition neuer Emittenten und neuer
- vor allem internationaler - Handelsmitglieder. Aber auch eine weitere Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
ist für Börse-Vorstand Schaller maßgeblich für die künftige Entwicklung des österreichischen
Kapitalmarktes. |