Wachstumsbeschleunigung im zweiten Quartal bestätigt – Konsum sollte zur Stütze werden
Wien (ba-ca) - Der Konjunkturindikator der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) erhöhte sich im
Mai erneut und stieg von 3,2 auf 3,4, den höchsten Wert seit 2001. „Nach dem bereits sehr dynamischen Start
ins zweite Quartal hat sich die Stimmungsverbesserung fortgesetzt“, sagt Marianne Kager, Chefvolkswirtin der BA-CA.
Die bereits in den vergangenen Monaten sehr stark gestiegene Stimmung der österreichischen Industrie blieb
auf ihrem hohen Niveau, die Stimmung der Industrie im Euroland erhöhte sich nochmals. „Nach Monaten der guten
internationalen Konjunktur, die bisher vor allem die Industrie beflügelte, kommen nun Österreichs Konsumenten
zunehmend aus ihrem Stimmungstief“, so Stefan Bruckbauer.
Angesichts der Tatsache, dass sich die internationale Konjunktur ihrem Höhepunkt nähern dürfte,
ist eine verbesserte Konsumstimmung besonders wichtig. Dazu sollte nach Meinung der BA-CA Ökonomen auch die
verbesserte Situation am Arbeitsmarkt beitragen.
Nach der erwarteten Revision des Wirtschaftswachstums in Österreich für das erste Quartal von 2 auf 2,3
Prozent zum Vorquartal auf Jahresbasis bzw. sogar 3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal rechnen die Ökonomen
der BA-CA im zweiten Quartal nochmals mit einer leichten Beschleunigung auf 2,9 Prozent zum Vorquartal auf Jahresbasis.
Damit dürfte nach Meinung der BA-CA auch der Wachstumshöhepunkt erreicht sein. „Wir rechnen für
das zweite Halbjahr mit rund 2 Prozent Wachstum, denn trotz des beschleunigten Konsumwachstums im zweiten Halbjahr
wird die Exportdynamik nach dem sehr starken ersten Halbjahr an Tempo verlieren und damit auch die Gesamtwirtschaft“,
so Marianne Kager.
Für 2007 rechnen die Ökonomen der BA-CA, dass sich Österreichs Wirtschaft mit 1,8 Prozent etwas
weniger dynamisch entwickeln wird. Damit bleibt dennoch der Wachstumsvorsprung gegenüber Deutschland, für
das die OECD 2007 1,6 Prozent Wachstum erwartet. 2006 beträgt der Wachstumsvorsprung 0,7 Prozentpunkte (1,8
gegenüber 2,5 Prozent). Insgesamt konnte Österreich in den letzten zehn Jahren kumuliert um 10 Prozentpunkte
schneller wachsen als Deutschland, wozu nicht nur der erfolgreiche Export sondern auch der Private Konsum, immerhin
mit rund einem Drittel beitrug. Gleichzeitig war die schwierige Situation der deutschen Bauwirtschaft ebenfalls
zu einem Drittel für das geringere Wachstum Deutschlands verantwortlich.
Österreichs Export konnte in den letzten zehn Jahren um 152 Prozent wachsen, der deutsche „nur“ um 121 Prozent.
Dabei war jedoch nicht alleine die Dynamik der Ostexporte verantwortlich, diese war für Deutschland mit 281
Prozent sogar etwas höher als für Österreich mit 256%, sondern vor allem das höhere Gewicht
der Ostexporte an den gesamten Exporten. Österreich profitierte trotz etwas geringeren Wachstums bei den Ostexporten
aufgrund der bereits erreichten großen Bedeutung von 19 Prozent der Exporte verglichen mit 12,5 Prozent in
Deutschland stärker. Österreichs Außenhandelsüberschuss mit Osteuropa erreichte in den letzten
zehn Jahren 29 Milliarden Euro in Summe. Deutschland exportierte zwar ebenfalls mehr nach Osteuropa als es importierte,
in Summe 44 Milliarden Euro. Dies fällt jedoch angesichts der Größe der deutschen Wirtschaft jedoch
relativ bescheiden aus und erreicht „lediglich“ 2 Prozent des BIP von Deutschland 1994, während es in Österreich
17 Prozent des BIP von 1994 waren.
Dazu kommt noch, dass Österreichs Exporte in die EU-15 um 128 Prozent stiegen, Deutschlands Exporte 110 Prozent.
Österreichs Industrie produziert heute rund 60 Prozent mehr als vor zehn Jahren, die deutsche lediglich 24
Prozent. Diese Erfolge waren auch Voraussetzung dafür, dass der Konsum in Österreich in den letzten zehn
Jahren deutlich dynamischer war als in Deutschland. Real dürfte das Konsumniveau in Österreich heuer
20 Prozent höher als vor zehn Jahren liegen, in Deutschland lediglich 13 Prozent. „Die positive Entwicklung
Österreichs im Vergleich zu Deutschland in den letzten zehn Jahren führte dazu, dass das Konsumniveau
in Österreich heute 20 Prozent höher, in Deutschland lediglich 13 Prozent höher liegt als vor zehn
Jahren“, so Bruckbauer. |