Bischof Scheuer: Privatisierung der Religion ist gescheitert  

erstellt am
30. 06. 06

Die Kirche müsse verstärkt ihre "religiöse Ausrichtung in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen", sagte der Innsbrucker Bischof.
Innsbruck (kath.net) - „Das westeuropäische Programm eines weltanschaulich neutralen Staates und der Privatisierung der Religion muss als gescheitert betrachtet werden.“ Diese Ansicht vertrat Diözesanbischof Manfred Scheuer beim diesjährigen Empfang der Diözese Innsbruck für Medienschaffende, wie das Bistum mitteilte. Scheuer ortet eine „Rückkehr des Religiösen in die Politik“ sowohl auf globaler, als auch auf lokaler Ebene.

Der Bischof unterstrich, dass die Kirche verstärkt ihre „religiöse Ausrichtung in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen“ müsse. Scheuer wörtlich: „Wenn es zutrifft, dass die Gottvergessenheit zu den Wurzeln der Probleme unserer gegenwärtigen Welt zählt, dann ist gerade eine politisch wahrnehmbare Kirche gefragt, die ihre Ausrichtung auf Gott deutlich sichtbar werden lässt, ohne deshalb die soziale Verantwortung für die Welt aufzugeben.“ Die Rückkehr des Religiösen in die Politik ist laut Scheuer gekennzeichnet von „Pluralisierung“: „Selbst ein traditionell katholisches Land wie Tirol muss sich von religiös-kulturellen Einheitsvorstellungen verabschieden und sich für die Tatsache der religiösen Pluralität öffnen.“ Die Kirche sei gut beraten, sich als Teil dieser pluralen Gesellschaft zu verstehen, „in der die Religionsfreiheit keinen staatlichen Zwang zu einer bestimmten Religion erlaubt, sehr wohl aber staatliche Förderung öffentlicher Religionsausübung“.

Zur Religionsfreiheit, zum Respekt und zur Toleranz gegenüber anderen Religionen sowie zum friedlichen Dialog mit ihnen gibt es laut Bischof Scheuer keine Alternative. Weil sich aber in den Religionen „Heiliges und Gewalt, Wesen und Unwesen“ mischten, brauche es im Dialog auch „Bereitschaft zur Selbstkritik, zur Läuterung des Gedächtnisses und zum Lernen von den Anderen“.

Als Kriterien für den Wahrheitsanspruch der Religionen nannte Scheuer: „Sie müssen einen Heilsbezug, einen Gottbezug, einen essentiellen Freiheitsbezug und einen praktischen Weltbezug haben.“ Die Religionen seien etwa daraufhin zu befragen, „in welcher Form sie Sinn erschließen, wie sie zu Gerechtigkeit und Frieden stehen, welches Gewaltpotential sie freisetzen.“
     
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