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Zweisprachige Ortstafeln in Kärnten |
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erstellt am
29. 06. 06
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Bundeskanzler
Schüssel: "Gesamtlösung in der Ortstafelfrage erzielt"
Wien (övp-pd) - Bundeskanzler Wolfgang Schüssel informierte am 29.06. nach dem Ministerrat
über die Verhandlungsergebnisse in der Kärntner Ortstafelfrage. In der Frage einer dem Staatsvertrag
entsprechenden Gesamtlösung sei man zu einem Ergebnis gekommen.
"Nachdem wir einem Ergebnis schon einige Mal sehr nahe waren, darf ich Ihnen heute die Lösung präsentieren,
die wir in engem Einvernehmen mit dem Landeshauptmann von Kärnten, mit wichtigen Minderheitenvertretern, Heimatverbänden
und natürlich auch mit dem Koalitionspartner gefunden haben und die wir nun dem Parlament vorschlagen werden",
sagte Schüssel.
Zusätzlich zu einer Bestandsgarantie für bereits bestehende zweisprachige Ortstafeln werde ein Prinzip
verankert, das auch verfassungsrechtlich geschützt werden soll. Dieses sehe die Aufstellung zweisprachiger
Ortstafeln vor, wenn die Gemeinde einen slowenischsprachigen Bevölkerungsanteil von mind. 15% aufweist und
auf der Ortschaftsebene ein Minderheitenanteil von mind. 10% festgestellt wurde. Die Anwendung dieses Modells führt
zu einem Ergebnis von 131 zweisprachig zu beschildernden Ortschaften.
Es sollen aber auch Ortschaften in Gemeinden mit einem Prozentsatz von weniger als 15% aufgenommen werden, wenn
sie bei der letzten Volkszählung einen ausreichend hohen Minderheitenanteil (ein Drittel) erreicht haben.
"Damit würden noch einmal 11 Ortschaften dazukommen, was in Summe 142 Ortschaften ausmacht. In einem
Stufenplan, der mit den Heimatverbänden und den Minderheitenvertretern ausverhandelt worden ist, wird dann
bis zum Jahr 2009 die Aufstellung erfolgen", so Schüssel.
Die Öffnungsklausel gelte aber dann noch weiter. "Auch nach 2009 könnte im Konsensweg ein Bevölkerungsteil
einer Ortschaft einen Antrag auf Aufstellung einer zweisprachigen Ortstafel stellen. Dieser Antrag müsste
von der Landesregierung und vom Volksgruppenbeirat begutachtet werden. Im Falle einer positiven Stellungnahme des
Volksgruppenbeirates ist dann die Bundesregierung mit diesem Fall zu befassen. Sie ist nicht verpflichtet, eine
Ortstafel aufzustellen, aber sie wird darüber natürlich verhandeln", sagte der Bundeskanzler.
Bereits vorgestern sei in einem Ministerrat ein vertraulicher Beschluss gefasst worden, der die Aufstellung von
zweisprachigen Ortstafeln in den Ortschaften Ebersdorf und Bleiburg vorsehe. "Der Beschluss ist vertraulich
gehalten worden, weil wir die laufenden Verhandlungen mit den Volksgruppen voranbringen wollten. Der Antrag ist
bereits im Parlament und wird zur Stunde gerade im Hauptausschuss beraten, sodass wir zeitgerecht, so wie es der
Verfassungsgerichtshof wollte, morgen diese Frage endgültig abschließen können", so der Bundeskanzler.
Schüssel dankte dem Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider, der sich sehr intensiv, praktisch Tag
und Nacht, um eine Lösung bemüht habe. Die sehr minderheitenfreundliche Öffnungsklausel sei gemeinsam
von Jörg Haider und den Minderheitenvertretern entwickelt worden.
Die Verordnung solle so breit wie möglich abgestützt werden. "Sie tritt mit einem Verfassungsgesetz
in Kraft, damit auch klargestellt ist, dass wir auf einer breiten Basis vorgehen. Ich denke, dass wir damit einen
großen Schritt nach vorne gemacht haben, und ein Thema, das uns jetzt durch einige Zeit begleitet hat, zu
einem guten Abschluss gebracht haben", so der Bundeskanzler. |
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Haider: Einigung in Kärntner Ortstafelfrage
15/10-Lösung als historischer Kompromiss - Insgesamt 141 zweisprachige Ortstafeln
bis Ende 2009
Klagenfurt (lpd) - In der Kärntner Ortstafelfrage gibt es eine Einigung. Das verkündete
Landeshauptmann Jörg Haider am 29.06. Zweisprachige Ortstafeln sollen nach dem Schlüssel 15 Prozent
Minderheitenanteil in der Gemeinde und zehn Prozent in der Ortschaft aufgestellt werden. Außerdem hat man
eine vorgezogene Öffnungsklausel vereinbart, die elf Ortschaften mit über einem Drittel slowenischsprachiger
Bevölkerung betrifft. Insgesamt wird es daher 141 zweisprachige Ortstafeln in Kärnten geben. Aufgestellt
werden sollen sie bis spätestens Ende 2009.
Der Landeshauptmann sprach von einer "salomonischen Lösung" und einem "historischen Kompromiss"
im "Interesse des sozialen Friedens". Bei dieser Lösung seien "alle wichtigen Spieler mit im
Boot". So hätten auch die beiden Slowenenvertreter Marjan Sturm und Bernard Sadovnik zugestimmt. Nun
müsse noch im Parlament die verfassungsmäßige Absicherung erfolgen, dann habe man eine dauerhafte
und endgültige Regelung, betonte Haider.
Konkret bleiben laut Haider die 91 Ortstafeln aus der Verordnung von 1977 bestehen. Neu dazu kommen 39 Tafeln aus
der 15/10-Lösung sowie die elf Tafeln aus der vorgezogenen Öffnungsklausel. Für eine künftige
Öffnungsklausel müssten noch die Details verhandelt werden.
LHStv. Martin Strutz sprach von einem "historischen Tag". Er strich hervor, dass in die Lösungsfindung
Volksgruppe und Heimatverbände eingebunden wurden. Wichtig sei vor allem die Befragung der Bevölkerung
gewesen. Deren Meinungsäußerung habe wesentlich dazu beigetragen, "den Stein ins Rollen zu bringen". |
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Strache,
Klement: Hochverrat Haiders an Kärnten
FPÖ lehnt faulen Kompromiß gegen die Interessen Kärntens ab Kärnten
ist der Verlierer. "Danke", Jörg Haider
Wien/Klagenfurt (fpd) - Die Ortstafellösung sei ein Hochverrat von Landeshauptmann Jörg
Haider an Kärnten. Dies stellte FPÖ-Obmann HC Strache am 29.06. in einer gemeinsamen Stellungnahme mit
dem geschäftsführenden FPÖ-Landesobmann Generalsekretär Karlheinz Klement fest.
"Nicht einmal drei Mal hat der Hahn gekräht, bis Haider den Hochverrat an Kärnten begangen hat.
Schon zwei Tage nach dem Bekanntwerden einer breiten Ablehnung von zusätzlichen zweisprachigen Ortstafeln
setzt sich Haider in besonders perfider Art und Weise über den Wunsch der Kärntner Bevölkerung hinweg
und unterwirft sich der Forderung Schüssels nach einer Flut zusätzlicher zweisprachiger Ortstafeln",
kritisierten die beiden FPÖ-Politiker. "Versprochen" bedeute bei Haider offensichtlich schon "gebrochen".
Haider werde wohl als 'größter Wahlbetrüger' in die Geschichte der heimischen Politik eingehen.
Der rasende Rechtsbrecher Rudi Vouk sei der Sieger dieses faulen Kompromisses, Kärnten der Verlierer, und
Haider der dafür Schuldige.
"Die FPÖ lehnt diesen faulen Kompromiß kategorisch ab", stellten Strache und Klement fest.
Nur die von der FPÖ lange geforderte Minderheitenfeststellung kann Klarheit in dieser Frage bringen. Die Haider-Variante
bedeute, daß eine kleine Minderheit der Mehrheitsbevölkerung ihren Willen aufgezwungen habe und Jörg
Haider davor in die Knie gegangen sei.
Auch die von Jörg Haider zugesagte Bestandsgarantie lehne die FPÖ strikt ab. In Südkärnten
seien viele zweisprachige Ortstafeln zu Unrecht aufgestellt worden. Diese müßten nach einer Minderheitenfeststellung
gegebenenfalls wieder demontiert werden. "Haider hat jedenfalls völlig den Bezug zur Bevölkerung
im Unterland verloren. Die FPÖ stehe hier als einzige Partei der Heimat im Wort", so Strache und Klement. |
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Neue Topographieverordnung für Kärnten noch heute im Hauptausschuss
Zweisprachige Ortstafeln auch in Bleiberg und Ebersdorf vorgesehen
Wien (pk) - Der Hauptausschuss des Nationalrats wird sich noch am 29.06. mit der neuen Topographieverordnung
für Kärnten befassen, die von der Regierung am Vormittag vorgelegt wurde und die zweisprachige Ortstafeln
auch für Bleiberg und Ebersdorf vorsieht. Darauf einigten sich die Abgeordneten auf Vorschlag von Nationalratspräsident
Andreas Khol.
Grüne und SPÖ kritisierten in einer ersten Sitzung des Hauptausschusses heute Mittag allerdings die kurzfristige
Vorlage der neuen Topographieverordnung. Die Regierung habe seit dem ersten Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs
in der Ortstafel- Frage fünfeinhalb Jahre Zeit gehabt, eine neue Verordnung auszuarbeiten, erklärte etwa
Abgeordnete Terezija Stoisits. Überdies reicht ihrer Ansicht nach die Aufstellung von zweisprachigen Ortstafeln
in Bleiberg und Ebersdorf "keinesfalls" aus, um den Erkenntnissen des VfGH Rechnung zu tragen.
Dem hielten ÖVP-Klubobmann Wilhelm Molterer und F-Klubobmann Herbert Scheibner entgegen, dass in Bezug auf
die Anbringung zweisprachiger Ortstafeln in Kärnten an einer "großen Lösung" gearbeitet
werde. Scheibner zeigte sich dabei optimistisch, dass eine solche große Lösung "in kürzester
Zeit" gelingen werde. In einem ersten Schritt sei es aber erforderlich, das in dieser Woche ergangene VfGH-Erkenntnis
zu den Ortschaften Bleiberg und Ebersdorf umzusetzen, erklärten Molterer und Scheibner.
Nationalratspräsident Andreas Khol appellierte an die Abgeordneten, eine Verordnung, mit der die Regierung
einen rechtswidrigen Zustand beenden wolle, nicht zu verzögern. Das VfGH-Erkenntnis dieser Woche müsse
rasch umgesetzt werden, bekräftigte Khol, da der Verfassungsgerichtshof in Bezug auf die Aufstellung zweisprachiger
Ortstafeln in Bleiberg und Ebersdorf keine Frist gesetzt habe.
Der vorliegenden Verordnung der Regierung zufolge solle es künftig in 93 Kärntner Ortschaften zweisprachige
Ortstafeln geben. Konkret umfasst die neue Verordnung all jene Ortschaften, in denen bereits nach der Topographieverordnung
1977 und der Ortsnamenverordnung 1977 zweisprachige topographische Bezeichnungen anzubringen waren, ergänzt
um die Ortschaften Bleiburg (Pliberk) und Ebersdorf (Drvesa vas).
Die slowenischen Bezeichnungen der Ortschaften sollen sich der Verordnung zufolge grundsätzlich nach den Vorschlägen
des Kärntner Landesarchivs und den Empfehlungen des Volksgruppenbeirats für die slowenische Volksgruppe
richten, wobei bei divergierenden Meinungen der Empfehlung des Volksgruppenbeirats der Vorzug gegeben wurde. Dadurch
kommt es auch zu einigen Abweichungen gegenüber der Ortsnamenverordnung von 1977. Eine Übergangsbestimmung
soll allerdings sicherstellen, dass bereits angebrachte slowenische Ortstafeln nicht allein wegen adaptierter Bezeichnungen
ausgetauscht werden müssen.
Die neue Topographieverordnung kann nur im Einvernehmen mit dem Hauptausschuss des Nationalrats erlassen werden.
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Cap: SPÖ zu 100 Prozent auf Boden der Verfassung
Wien (sk) - Die SPÖ stehe zu hundert Prozent auf dem Boden von Verfassung, Staatsvertrag und
den Erkenntnissen des Verfassungsgerichtshofs, "und den werden wir keinen Millimeter verlassen", betonte
geschäftsführenden SPÖ-Klubobmann Josef Cap am 28.06. in einer Pressekonferenz zur Kärntner
Ortstafelfrage. Von den Regierungsparteien erwartet er, dass sie sich einmal auf einen Entwurf einigen.
Und solange die von der SPÖ genannten Bedingung, Verfassungs- und Staatsvertragskonformität sowie die
Übereinstimmung mit der Erkenntnissen des VfGH, die Einigkeit der Kärntner Parteien und die Zustimmung
der Slowenen-Organisationen nicht gegeben sei, sieht Cap auch keinen Grund für Verhandlungen.
Wenn der Kärntner Landeshauptmann in den betroffenen Orten die Ortstafeln ganz abmontieren lässt, um
keine zweisprachigen aufstellen zu müssen, dann müsste die Staatsanwaltschaft eingreifen, betonte Cap.
Das wäre Amtsmissbrauch und da müsste Justizministerin Gastinger tätig werden, mutmaßte der
geschäftsführende SPÖ-Klubobmann. |
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Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion
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