Ein Symposium zur Molekularen Diagnostik
Wien (pr & d) - Die Bedeutung der Molekularen Diagnostik für die Krebstherapie wird in den
nächsten Jahren stark zunehmen - das ist das Fazit eines am 28.06. in Wien abgehaltenen Symposiums. Anlass
für das Symposium war der Erwerb eines ultra-modernen Microarray Analyzers im Rahmen des EU-Projekts OVCAD
(Ovarian Cancer Diagnosis). Das Gerät erlaubt die derzeit sensitivste Analyse der Aktivitäten aller menschlichen
Gene und damit Aussagen über Art und Fortschritt von Krebserkrankungen mit bisher unerreichter Genauigkeit.
Tumorzellen unterscheiden sich von normalen Körperzellen auch durch veränderte genetische Aktivitäten.
Deren Nachweis kann zu einer frühzeitigen und präzisen klinischen Diagnose genutzt werden - wenn man
weiß, wonach man schaut. Bei ca. 30.000 menschlichen Genen ist das aber nicht so leicht. Für die Molekulare
Diagnostik des Eierstock-Krebses wurde im Rahmen des EU-Projekts OVCAD an der Medizinischen Universität Wien
(MUW) ein entscheidender Schritt vorwärts gemacht: Das weltweit empfindlichste Gerät zum Vergleich genetischer
Aktivitäten aller menschlichen Gene wurde jetzt erworben und dessen Potenzial im Rahmen eines Symposiums diskutiert.30.000
Gene auf 4 x 6 cm Dabei stand ein Vorteil des Gerätes - des 1700 Chemilumineszenz Microarray Analyzer des
US-Unternehmens Applied Biosystems - ganz klar im Vordergrund: Seine Fähigkeit Profile der Genaktivitäten
aller 30.000 menschlichen Gene mit konkurrenzloser Empfindlichkeit zu messen. Tatsächlich kann es im Vergleich
mit ähnlichen Geräten die Aktivitäten von fast 8.000 Genen mehr messen - bei gleichzeitig einmaligem
dynamischen Messbereich. Diese technische Meisterleistung bietet einen ganz klaren klinischen Nutzen: Jene Gene,
deren Aktivitäten in Krebszellen anders als in gesunden Zellen sind, lassen sich identifizieren ohne dass
man vorher wissen muss, welche Gene zu analysieren sind.
Doch für Prof. Robert Zeillinger, Arbeitsgruppenleiter "Molecular Oncology" an der MUW und Koordinator
von OVCAD, bietet das System noch weit mehr Potenzial: "Im Rahmen des EU-Projekts OVCAD werden wir die Genaktivitäten
in Tumorzellen von Patientinnen mit Eierstock-Krebs analysieren. Dabei interessieren uns vor allem Unterschiede
zwischen jenen Patientinnen, die auf eine Chemotherapie ansprechen und jenen, bei denen diese Standardtherapie
versagt. Die Analyse dieser Unterschiede wird es ermöglichen, Aussagen über den potenziellen Erfolg einer
Chemotherapie zu treffen - und zwar zum Zeitpunkt der Diagnose, und nicht wie bisher üblich erst viele Monate
und viel Tumorwachstum später."
Doch damit ist das Potenzial der Analyse mit Microarrays bei weitem noch nicht erschöpft. So evaluierte Dipl.
Ing. Eva Obermayer, Mitarbeiterin in Zeillingers Arbeitsgruppe, die Möglichkeiten mit Hilfe dieser Technik
Hinweise auf einzelne, verstreute Krebszellen im Körper zu finden. Diese können zum Wiederaufflammen
der Krebserkrankung selbst nach erfolgreicher Therapie des Primärtumors beitragen. Im Zusammenhang mit einer
hoch effizienten Methode zur Vermehrung von Nukleotid-Sequenzen, können solche einzelnen Krebszellen dann
in Blutproben nachgewiesen werden, wenn die jeweilige Änderung der Genaktivität bekannt ist. Eine Information,
die auch mit dem 1700 Chemilumineszenz Microarray Analyzer gewonnen werden kann.Diagnose in 3 Dimensionen Für
Zeillinger ist klar, dass mit solchen Möglichkeiten die Krebsdiagnose in eine neue Ära eintritt. In dieser
wird die Diagnose auf Grund ihrer zunehmenden Aussagekraft integraler Bestandteil der Therapie. War die Diagnose
bisher eher eindimensional darauf ausgerichtet die Existenz eines bereits etablierten Tumors nachzuweisen, so erweitern
die molekularen Ansätze die Diagnostik um zwei Dimensionen: Details zur Tumor-Biologie und über den Therapie-Erfolg.
Damit wird eine frühzeitigere und gezieltere Therapie möglich. Zusammenfassend waren sich die TeilnehmerInnen
des Symposiums einig, dass die Erkenntnisse aus OVCAD zukünftig auch zur verbesserten Diagnostik anderer Krebsarten
beitragen werden.
Hintergrund
OVCAD - OVarian CAncer Diagnosis - ist ein Specific Targeted Research Project (STREP) zur Krebsdiagnostik
unter dem 6. EU-Rahmenprogramm. Das Ziel des Projektes ist es Molekulare Marker zu identifizieren, die zum Zeitpunkt
der Diagnose von Eierstock-Krebs Aussagen über den zukünftigen Therapieerfolg zulassen. OVCAD umfasst
11 akademische und 4 industrielle Partner-Gruppen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Israel, den Niederlanden
und Österreich. Das Projekt läuft über drei Jahre und wird mit EUR 4,26 Mio. von der EU unterstützt.
Die Projekt-Koordination erfolgt an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der Medizinischen Universität
Wien. |