Haslauer: Dreitägiges Symposium anlässlich des 350. Geburtstages des bedeutenden Barockarchitekten
Salzburg (lk) - "Dass Salzburg nicht nur das Mozartjahr begeht, sondern mit Johann Bernhard
Fischer von Erlach, der vor 350 Jahren geboren wurde, noch einen weiteren prominenten Kunstschaffenden ehren kann,
zeige die Vielfalt des kulturellen Angebots in Salzburg." Dies betonte Landeshauptmann-Stellvertreter Dr.
Wilfried Haslauer, der für kulturelle Sonderprojekte des Landes ressortzuständig ist, in einem Informationsgespräch
am 27.06.anlässlich des dreitägigen Symposiums "Ein österreichischer Architekt in Europa",
das vom 29. Juni bis 1. Juli den bedeutenden Barockarchitekten für die künstlerischen, architektonischen
und städtebaulichen Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts zugänglich macht. "Wir erinnern uns an
die Wurzeln,
ohne die Tradition unter die Käseglocke zu stellen. Stattdessen werden bei diesem Symposium moderne Zugänge
und eine zeitgemäße, erfrischende Interpretation des Genies gesucht. Davon kann Salzburg als barocke
Stadt ganz besonders profitieren", ist Haslauer überzeugt.
Der Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723), der Salzburgs barockes Stadtbild so entscheidend
prägte, ist nicht nur ein Baumeister von europäischer Bedeutung, sondern stand auch in engen Beziehungen
zur europäischen Architekturszene seiner Zeit. Das Symposium, das das Barockmuseum und das Dommuseum auf Anregung
von Landeshauptmann-Stellvertreter Haslauer durchführen, geht diesen vielschichtigen Beziehungen nach. Es
widmet sich Fischers Zeit in Rom, seinen Werken in Salzburg, Österreich, Böhmen und Mähren sowie
Vergleichen mit der barocken Architektur in Deutschland, England und Frankreich.
Johann Bernhard Fischer, der sich ab 1696 "von Erlach“ nennen durfte, ging schon in jungen Jahren nach Italien,
um sich fortzubilden. Er arbeitete zunächst als Bildhauer in der Werkstatt des Johann Paul Schor, die vor
allem Dekorationen schuf. Zu seinen frühesten Werken in Rom, Graz und Salzburg gehören daher Medaillen,
Stuck und Vasen.
Die "ewige Stadt“ bot ihm darüber hinaus Gelegenheit, die klassischen, antiken und die zeitgenössischen,
hochbarocken Werke zu studieren. Seine antiquarischen Interessen brachten ihn in Verbindung mit den humanistischen
Kreisen um Königin Christine von Schweden. An der römischen Accademia di San Luca, der Schor vorstand,
traf Fischer französische und deutsche Altersgenossen. Seine späteren Werke belegen eine genaue Kenntnis
der Arbeiten des Architekten und Bildhauers Gianlorenzo Bernini.
Nach seiner Rückkehr arbeitete Fischer zunächst in Graz, ehe er nach Wien übersiedelte. Dort ging
ihm der Ruf voran, bei Bernini gelernt zu haben, und die Fürsten Liechtenstein und der Graf Althan sicherten
sich bald seine Dienste. Fischer schuf für seine adligen Auftraggeber in Wien, Böhmen und Mähren
Stadt- und Gartenpalais’, Festsäle und Stallungen. Daneben entstanden Brunnen und Ehrenpforten. Aus
dieser Zeit stammt sein erster Entwurf für das kaiserliche Schloss Schönbrunn.
Seit 1693 war Fischer für den Salzburger Erzbischof Johann Ernst Thun tätig, der einer seiner wichtigsten
Auftraggeber wurde. Fischer entwarf für ihn unter anderem Schloss Kleßheim, das Johannesspital, das
Priesterseminar und die Dreifaltigkeitskirche, das Ursulinenkloster und die Markuskirche sowie die Universitätskirche.
Diese Monumentalbauten, die alle innerhalb von 13 Jahren entstanden, bestimmen die Struktur und das Bild der Stadt
bis heute.
Während dieser Zeit blieb Fischer weiter in Wien ansässig und arbeitete für den österreichischen
und böhmisch-mährischen Adel. Er war für die Thun und Gallas in Prag, für Trautson, Mitrowitz,
Prinz Eugen und ab 1711 auch für den neuen Kaiser Karl VI. in Wien tätig. 1704 unternahm er eine Reise
nach Berlin, übergab dem König einen Entwurf für ein "Lustgebäude“ und studierte die Bauten
Schlüters. Zu seinen letzten und reifsten Werken gehören kaiserliche Bauwerke wie die Hofstallungen,
die Hofbibliothek und die Karlskirche.
Das Symposium wird Fachleute unter anderem aus Rom, Paris, Prag, Berlin, Wien und Salzburg zusammenbringen, um
über die vielschichtigen, europäischen Beziehungen Fischers zu sprechen. Sie werden sich mit Fischers
Verhältnis zu Schor, zu den Architekten seiner Generation in Rom sowie zur Architektur in Frankreich, England
und im Reich beschäftigen. Weitere Themen sind Fischers Werke in Böhmen und Mähren sowie einzelne
Werke in Salzburg. Besichtigungen der Dreifaltigkeits-, der Universitäts-, der Markuskirche runden das Programm
ab.
Das Symposium steht unter der wissenschaftlichen Leitung von Peter Keller, Direktor des Dommuseums Salzburg, und
Peter Prange, Hamburger Kunsthalle. Veranstalter sind Schatzkammer Land Salzburg, das Land Salzburg, die Stadt
Salzburg und die Erzdiözese. Das Symposium ist frei zugänglich, der Eintritt ist frei.
Einige von Fischer von Erlachs Bauten in Salzburg
In Salzburg hat Johann Bernhard Fischer von Erlach zahlreiche architektonische Spuren hinterlassen. Er
erbaute die Dreifaltigkeitskirche (1694-1702), die Johannesspitalskirche (1699-1703), die Kollegienkirche (1696-1707
– sie wird im kommenden Jahr 300 Jahre alt) und die Ursulinenkirche (1699-1705). Außerdem schuf er den Hochaltar
der Franziskanerkirche (1708), das Portal des Hofmarstalls (1694) (heute Großes Festspielhaus), die Pferdeschwemme,
das Schloss Kleßheim (ab 1700) und die einzigartige Wallfahrtskirche Maria Kirchental bei Lofer (1694-1701). |